Alois Schöpf
Person oder Personal?
Apropos

Der Arbeitskräftemangel in der Gastronomie hat auch seine guten Seiten und lässt für die Zukunft hoffen.

Obgleich ich selbst aus einem Gasthaus komme, musste ich erst zu Freunden nach Schweden fahren, um zu begreifen, was noch im Wien der Habsburger mit seinen berühmten Kellnern selbstverständlich war und was zu oft auf dem Weg ins touristische Turboland Tirol verloren gegangen ist: Dass diejenigen, die uns bedienen, nicht Putzfetzen sind, auf denen man herumtrampeln kann, sondern Mitbürger, die ein Recht darauf haben, auf Augenhöhe angesprochen zu werden.

Es sind eben nicht nur die Arbeitszeiten mit komischen Zimmerstunden, Stress und mangelnder Verdienst, der, wenn das Trinkgeld gerecht verteilt wird, auch durchaus gut ausfallen kann.

Es ist ein zu oft zu Entwürdigung neigender Status als anonymes Personal – ein Problem, das Corona nun als erfreuliche Nebenwirkung bereinigt zu haben scheint.

Während der Pandemie hat sich herausgestellt, wie sehr uns Kaffeehäuser und Wirtshäuser als Orte der halböffentlichen Begegnung fehlen, und welche Katastrophe es nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die Einheimischen wäre, wenn sie aufgrund von Personalmangel zusperren müssten.

An die Stelle von Arroganz und Überheblichkeit ist daher, zumindest aus meiner Beobachtung, Dankbarkeit und Respekt getreten.

Es möge so bleiben! Dann wird es wieder attraktiver, im Tourismus zu arbeiten.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 10.12.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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