Alois Schöpf
Person oder Personal?
Apropos
Der Arbeitskräftemangel in der Gastronomie hat auch seine guten Seiten und lässt für die Zukunft hoffen.
Obgleich ich selbst aus einem Gasthaus komme, musste ich erst zu Freunden nach Schweden fahren, um zu begreifen, was noch im Wien der Habsburger mit seinen berühmten Kellnern selbstverständlich war und was zu oft auf dem Weg ins touristische Turboland Tirol verloren gegangen ist: Dass diejenigen, die uns bedienen, nicht Putzfetzen sind, auf denen man herumtrampeln kann, sondern Mitbürger, die ein Recht darauf haben, auf Augenhöhe angesprochen zu werden.
Es sind eben nicht nur die Arbeitszeiten mit komischen Zimmerstunden, Stress und mangelnder Verdienst, der, wenn das Trinkgeld gerecht verteilt wird, auch durchaus gut ausfallen kann.
Es ist ein zu oft zu Entwürdigung neigender Status als anonymes Personal – ein Problem, das Corona nun als erfreuliche Nebenwirkung bereinigt zu haben scheint.
Während der Pandemie hat sich herausgestellt, wie sehr uns Kaffeehäuser und Wirtshäuser als Orte der halböffentlichen Begegnung fehlen, und welche Katastrophe es nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die Einheimischen wäre, wenn sie aufgrund von Personalmangel zusperren müssten.
An die Stelle von Arroganz und Überheblichkeit ist daher, zumindest aus meiner Beobachtung, Dankbarkeit und Respekt getreten.
Es möge so bleiben! Dann wird es wieder attraktiver, im Tourismus zu arbeiten.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 10.12.2022
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