Alois Schöpf
Marketing statt Politik
Apropos
Letzte Woche besuchte ich ein hoch gelobtes Kultur-Event, bei dem ich trotz teuerster Eintrittskarten für die Erledigung eines urmenschlichen Bedürfnisses vor der dafür vorgesehenen, an ein Zeltfest gemahnenden Bedürfnisanstalt die halbe Pause lang warten musste.
Dabei hatte ich Gelegenheit, das Gespräch zweier vor mir stehender ÖVPler zu belauschen, die offenbar in tiefer Sorge darüber sinnierten, was in ihre geschätzte Parteileitung im fernen Innsbruck gefahren sein müsse, wenn sie groß den Namen des vielen Tirolern noch vollkommen unbekannten Galtürer Bürgermeisters Anton Mattle und nur klein den Namen der altehrwürdigen bürgerlichen Partei ÖVP auf den Wahlzettel für die Landtagswahl aufdrucken ließ.
Da ich meine eigene Erklärung dafür von kundiger Seite überprüfen lassen wollte, schaltete ich mich ins Gespräch ein und tröstete die beiden, um sie aus der Reserve zu locken, mit der Bemerkung: Die relative Mehrheit mit 25 Prozent werde sich wohl knapp ausgehen!
Selten haben mich zwei Menschen entsetzter angeschaut! Bis sich der eine von ihnen gefasst hatte und erwiderte „Das glauben Sie wohl nicht im Ernst!“, waren wir endlich an der Reihe, Elementareres zu erledigen.
Weshalb ich ihm auch nicht antworten musste, dass ich mich von Parteien, die, statt konkrete Antworten auf unsere Probleme zu geben, auf Namen und Personenkult setzen, als Wähler nicht ernst genommen fühle.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 13.08.2022
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