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Alois Schöpf
Humor im Internet

Der Humor hat derzeit keinen leichten Stand. Das fängt schon damit an, dass nach zwei Jahren Corona in Heiterkeit illuminierte Tischgesellschaften außer Mode geraten sind.

Und es hängt damit zusammen, dass sich in solche Gesellschaften bereits vor der Pandemie immer öfter Zeitgenossen und Zeitgenossinnen einschlichen, die bei der geringsten Respektlosigkeit oder Obszönität schmale Lippen bekamen und aus ihren Augen strafende Blicke verschleuderten.

Zurückgeworfen auf das Lachen in Quarantäne haben uns das Internet und WhatsApp gerettet. Und all jene Freunde des Lachens mit seiner angeblich 600-fachen therapeutischen Wirkung, die uns ununterbrochen hervorragende, blöde, absolut unkorrekte, anarchistische und obszöne Bild- und/oder Textwitze schickten. Und damit eine der wichtigsten und erfreulichsten Errungenschaften des Menschen, sich von sich selbst und der Welt distanzieren zu können, vor dem Niedergang bewahrten.

Unvergesslich der komplett erschöpft daliegende Hund, der während des ersten Lockdowns wissen wollte, wer dieser „Covid“ ist, weil alle mit ihm Gassi gehen wollten. Das ist nur ein harmloses Beispiel!

Dass der Witz vor nichts und niemandem Respekt hat, sollte im Land Sigmund Freuds und seiner Überlegungen über den Witz bekannt sein. Weshalb ich nicht anstehe, all den anonymen und oft genialen Beiträgern zur Erheiterung der Welt zu danken und zuzurufen: Bitte weitermachen!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 19.03.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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