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Alois Schöpf
Englisch wirkt besser.
Apropos

Die Diskussionsteilnehmer sprechen zwar nur mäßig Englisch, was sie nicht daran hindert, es dennoch zu tun, denn die Eitelkeit, international zu wirken, ist stärker als die Erkenntnis, nicht mehr als Trivialitäten verzapfen zu können.

Und das Publikum ist dafür dankbar, denn wenn die auf der Bühne tatsächlich so gut sprächen, wie es den komplexen Problemen einer komplexen Welt von heute anstünde, verstünde mehr als die Hälfte nur noch Bahnhof. Zum Beispiel beim Gebrauch des Konjunktiv!

Apropos Trivialitäten: Die wären ohnehin in deutscher Sprache nicht auszuhalten, weil man sie schon so oft gehört hat. Daher gilt auch hier das Motto: Wenn du nichts zu sagen hast, sag es auf Englisch, dann klingt es besser.

Vor diesem Hintergrund spielt es auch keine Rolle, dass die deutsche Sprache nicht ein tasmanischer Dialekt von der anderen Seite des Globus ist, sondern von etwa 130 Millionen Menschen gesprochen wird, wenngleich sie durch Hitler und trotz Goethe etwas in Verruf geraten ist.

Das Englisch als Kongresssprache im Denkerdorf Alpbach, in dem gerade mit Schützen, Musigg, Bischof und Schnapsl das Europäische Forum Alpbach eröffnet wurde, kann daher getrost als eitle Selbstbespiegelung einer angeblich internationalen, in Wirklichkeit ziemlich österreichischen Spesengesellschaft abgehakt werden.

Das gleiche gilt übrigens auch für den diesjährigen Europäischen Mediengipfel in Lech, wo die Teilnehmer, statt auf Deutsch nachzudenken, sich auf Englisch ihrer Weltläufigkeit versicherten.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 27. 08. 2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Otto Riedling

    Das Tragische ist heutzutage, dass oft nicht „ENGLISCH“ sondern vielmehr „DEUNGLISCH“
    gesprochen wird.

  2. Helmut Fröhlich

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Ihre Glosse in der heutigen TT finde ich nicht nur gut geschrieben – wie viele Ihrer Beiträge – sie ist in vielerlei Hinsicht zutreffend.
    Ich danke für Ihre interessanten Beiträge und hoffe noch auf viele derartige Artikel, die mithelfen, manche Alltäglichkeiten etwas „hintergründiger“ zu sehen.
    Mit freundlichen Grüßen

  3. Reiner Huter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!
    Deutsch in seiner Vielschichtigkeit würde ausreichen!
    … da hätten einige, die viel und öffentlich reden, noch zu lernen!
    Mit freundlichen Grüßen

  4. Karlheinz Veit

    Englisch wirkt besser – wirklich ?!
    Voll ins Schwarze getroffen Herr Schöpf – Gratulation! Ich denke mir auch oft – wenn sie, die „Englishfans“, ihre Weisheiten nicht in ihrer Muttersprache erklären können – dann folgt eine englische Bezeichnung, bei der ich oft den Eindruck habe, den Ausdruck haben sie persönlich extra für sich erfunden…!
    Und wenn die stets aufgeregte und immer happy Moderatorin Bacher in Radio Tirol dann in den Äther hinausgluckst „…und nun zu den Kollegen hinüber zu den UPDATE-NEWS – statt zu den neuesten Nachrichten -, gehen bei mir endgültig die Lichter aus….!
    Oder – dauernd im ORF-Tirol – bei mir sitzt nun LIVE im Studio der und der Gast – na tot wird er neben dem Moderator sitzen….!
    Und das werte Radiopublikum muss sich das alles gefallen lassen…!
    Wenn Firmen Lehrlinge suchen und groß plakatieren „WE WANT YOU!“, dann wird bei der Jugend mit 4 Klassen-Englischunterricht sicher ganz schnell der Wunsch nach einer Arbeitsstelle geweckt…! Hüstel…!
    Und so könnte man die Liste in diesem Land ewig fort setzen….! Und es hört nicht auf – im Gegenteil!
    P.S. Das „Alpbach-Bonmot“ am Schluss des „apropos“ – geradezu genial….!!! Zeile für Zeile!

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