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Alois Schöpf
Die böse Saat geht auf.
Apropos

Im Fasching ist es lustig und man kommt unter die Leute. Mit einem Kolumnisten diskutieren sie besonders gern. Genauer müsste man sagen: den benützen sie besonders gern, um ihm die höchstpersönliche Überzeugung mitzuteilen, wonach die Politiker nicht nur dumm, sondern auch geldgierig und korrupt sind.

Wenn man nach Abklingen dieser eruptiven Tiraden einzuwenden versucht, dass solch harte Urteile eigentlich nur den Gerichten zustehen, wird man umgehend auf den Fall Grasser verwiesen.

Und darauf, dass es nur darauf ankommt, sich den richtigen Rechtsanwalt zu leisten. Der richtet dann alles!

Noch nie hab ich als langjähriger Kommentator des Zeitgeschehens so viel Abneigung gegen die politischen Eliten erlebt. Oft ist es ein Hass, der einem Angst machen kann.

Und die Frage erzwingt: Ist das nun das Ergebnis einer Berichterstattung, die am Markt der Aufmerksamkeit vom Skandal lebt und Interviews mit der Heiligen Inquisition verwechselt?

Oder sind die Politiker selbst an ihrem schlechten Ruf schuld, weil sie nicht auf die besseren Argumente vertrauen, sondern ihren Gegnern Charakterlosigkeit und kriminelle Energie unterstellen?

Immer mehr Zeitgenossen verabschieden sich aus der Mitte der Gesellschaft. Bald werden uns ihre vereinigten Ränder – auch ohne Fasching – in ein Narrenhaus verwandeln. Manchmal ist es schon so weit.

Der letzte darf dann das Licht der Aufklärung ausschalten.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 25.02.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Klaus Sprenger

    ja lieber alois, ich würde sagen: die politiker sind selbst an ihrem schlechten ruf schuld. grasser war ja ein intelligenter beau und an diskurs noch interessierterer politikrepräsentant, wenn ich ihn mit kurz und weiterem spätpubertären gefolge, für die politischer diskurs im parlament aus sich versenken in handynews oder sonstigem handygespiele bestand, vergleiche. das allein musste man nur anschauen und es bedurfte gar keiner inquisitorischer interviews mehr. man musste nicht einmal die redehülsen von ihnen hören.
    wo hatte demokratischer diskurs da platz?
    all das ist fasching – wenn reife fehlte und diese truppe inkl. der noch agierenden jetzigen österreich in vertrauenswürdigkeitsskalen weit runterrutschen ließ und man im ausland anfangen musste sich fremdzuschämen für diese bananenrepuplik, in der nur umfragewerte wichtig sind, und diese intelligenten politiker nicht einmal zu merken scheinen, dass diese werte mit ihrem agieren noch schlechter werden!
    mich wundert, dass ein intelligenter kolumnist wie du sich von diesem trupp so blenden lässt!
    herzlichen gruß klaus

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