Alois Schöpf
Besser als die anderen
Apropos

Jetzt hätten ein ORF TV-Moderator und Frau Blimlinger von den Grünen uns beim Neujahrskonzert doch fast den Radetzky-Marsch weggenommen, weil sie Kriegsmusik in Zeiten wie diesen für untragbar halten.

Für das nächste Jahr erwarte ich mir da schon, dass auch Beethovens Napoleon Bonaparte gewidmete „Eroica“, Johann Sebastian Bachs zum Suizid verführende Kantate „Komm süßer Tod“ oder Schostakowitschs „Lied der Wälder“, ein Lobgesang auf die Stalin´sche Forstwirtschaft, auf den Index gesetzt werden.

Aber nicht nur Medienleute, die den Journalismus mit einer Missionsstation verwechseln, und Politiker kämpfen am Markt der Aufmerksamkeit mit ihrer edlen Gesinnung um einen Platz an der Sonne. Auch honorige Bürger schimpfen wie Rohrspatzen über Lärm und Feinstaubbelastung zu Silvester und halten die Politiker für viel blöder als sich selbst, wenn nicht überhaupt für Verbrecher, was von den Gerichten allerdings noch nicht bestätigt wurde.

Früher hieß es: „Wer nichts wird und nichts kann, geht zu Post und Eisenbahn.“ Dann hat es geheißen: „Wer nichts wird, wird Wirt.“ Inzwischen sollte es längst heißen: „Wer nichts ist, wird Moralist.“

So ungerecht und vereinfachend die holprigen Verszeilen auch sind, noch viel ungerechter und vereinfachender ist die Methode vieler Zeitgenossen, höchste moralische Ansprüche zu missbrauchen, um sich selbst über die Mitmenschen zu erheben.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor, Journalist, Veranstalter, geb. 1950, lebt bei Innsbruck, schreibt seit 41 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 34 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Nach seiner Tätigkeit als ORF-Fernsehredakteur für Fernsehspiel und Unterhaltung verfasste Schöpf Romane, Erzählungen, Märchenbücher und in den letzten Jahren vor allem Essays zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Daneben schrieb er Theaterstücke und vier Opernlibretti. Schöpf war auch als Blasmusikdirigent tätig und ist Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die er 25 Jahre lang bis 2019 leitete. Zuletzt gründete er 2020 das Online-Magazin schoepfblog, an dem 40 renommierte Autorinnen und Autoren mitarbeiten.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Markus Rieglhofer

    Sehr geehrter Herr Schöpf
    Danke für diesen Artikel. Sie sprechen mir zutiefst aus der Seele. Diese Anmaßung, mit der uns immer mehr Menschen die Welt erklären und ihre Vorstellungen als die einzig Zulässigen vorschreiben wollen, nervt mittlerweile gewaltig.

  2. Martina Janisch

    Lieber Herr Schöpf,
    Unsere “Hochmoralischen Gutmenschen” arbeiten schon seit einiger Zeit daran, dass wir unsere gewachsenen Strukturen aufgeben und uns immer mehr als “Internationale mit deren Interessen” fühlen (besonders nach der massiven Zuwanderungswelle merkbar – ausgelöst durch die vielen Kriege auf dieser Welt), und fast alles, was bisher als gut und akzeptabel angesehen wurde, nun plötzlich als “verwerflich und inakzeptabel” angesehen wird.
    Das gilt nicht nur für Musik, sondern für fast alle Lebenslagen. Ich schließe mich Ihnen an und fordere: BITTE ABRÜSTEN!

  3. Klaus Bernd

    Auch die Europa-Hymne müsste man auf den Index der verbotenen Lieder setzen:
    „alle Menschen werden BRÜDER“ ? Fratelli Tutti ? hat einen shit-storm ausgelöst !
    Und erst die zweite Strophe:
    „eines Freundes Freund zu sein“ und was ist mit Freundinnen … ?
    „wer ein holdes Weib errungen“ und wenn mann/frau einen holden Kerl errungen ?
    „wer das nicht kann“ der schleiche sich ! wo bleibt da die Inklusion ?

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