Print Friendly, PDF & Email

Alois Schöpf
Besser als die anderen
Apropos

Jetzt hätten ein ORF TV-Moderator und Frau Blimlinger von den Grünen uns beim Neujahrskonzert doch fast den Radetzky-Marsch weggenommen, weil sie Kriegsmusik in Zeiten wie diesen für untragbar halten.

Für das nächste Jahr erwarte ich mir da schon, dass auch Beethovens Napoleon Bonaparte gewidmete „Eroica“, Johann Sebastian Bachs zum Suizid verführende Kantate „Komm süßer Tod“ oder Schostakowitschs „Lied der Wälder“, ein Lobgesang auf die Stalin´sche Forstwirtschaft, auf den Index gesetzt werden.

Aber nicht nur Medienleute, die den Journalismus mit einer Missionsstation verwechseln, und Politiker kämpfen am Markt der Aufmerksamkeit mit ihrer edlen Gesinnung um einen Platz an der Sonne. Auch honorige Bürger schimpfen wie Rohrspatzen über Lärm und Feinstaubbelastung zu Silvester und halten die Politiker für viel blöder als sich selbst, wenn nicht überhaupt für Verbrecher, was von den Gerichten allerdings noch nicht bestätigt wurde.

Früher hieß es: „Wer nichts wird und nichts kann, geht zu Post und Eisenbahn.“ Dann hat es geheißen: „Wer nichts wird, wird Wirt.“ Inzwischen sollte es längst heißen: „Wer nichts ist, wird Moralist.“

So ungerecht und vereinfachend die holprigen Verszeilen auch sind, noch viel ungerechter und vereinfachender ist die Methode vieler Zeitgenossen, höchste moralische Ansprüche zu missbrauchen, um sich selbst über die Mitmenschen zu erheben.

Bitte abrüsten!

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Markus Rieglhofer

    Sehr geehrter Herr Schöpf
    Danke für diesen Artikel. Sie sprechen mir zutiefst aus der Seele. Diese Anmaßung, mit der uns immer mehr Menschen die Welt erklären und ihre Vorstellungen als die einzig Zulässigen vorschreiben wollen, nervt mittlerweile gewaltig.

  2. Martina Janisch

    Lieber Herr Schöpf,
    Unsere “Hochmoralischen Gutmenschen” arbeiten schon seit einiger Zeit daran, dass wir unsere gewachsenen Strukturen aufgeben und uns immer mehr als “Internationale mit deren Interessen” fühlen (besonders nach der massiven Zuwanderungswelle merkbar – ausgelöst durch die vielen Kriege auf dieser Welt), und fast alles, was bisher als gut und akzeptabel angesehen wurde, nun plötzlich als “verwerflich und inakzeptabel” angesehen wird.
    Das gilt nicht nur für Musik, sondern für fast alle Lebenslagen. Ich schließe mich Ihnen an und fordere: BITTE ABRÜSTEN!

  3. Klaus Bernd

    Auch die Europa-Hymne müsste man auf den Index der verbotenen Lieder setzen:
    „alle Menschen werden BRÜDER“ ? Fratelli Tutti ? hat einen shit-storm ausgelöst !
    Und erst die zweite Strophe:
    „eines Freundes Freund zu sein“ und was ist mit Freundinnen … ?
    „wer ein holdes Weib errungen“ und wenn mann/frau einen holden Kerl errungen ?
    „wer das nicht kann“ der schleiche sich ! wo bleibt da die Inklusion ?

Schreibe einen Kommentar