Print Friendly, PDF & Email

Alois Schöpf
Tirol und sein Image
Apropos

Die Hamburger Wochenzeitschrift „Die Zeit“ ist eines der wichtigsten Printmedien im deutschen Sprachraum. Die Ausgabe der letzten Woche vom 13. Januar bringt ein zweiseitiges Interview mit der international renommierten, an der Universität Innsbruck tätigen Virologin Dorothee von Laer, die sich durch ihre lapidaren und faktenorientierten Statements in Sachen Pandemie österreichweit großes Ansehen erworben hat.

Wenn ihre Aussagen über Tirol und die Tiroler auch nur einigermaßen stimmen, und es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, sollte nach einer ganzen Serie vorausgegangener Peinlichkeiten endlich einmal über die Außenwirkung unseres Landes nachgedacht werden. So bezeichnet die Forscherin die an ihrer Arbeit ziemlich desinteressierte Tiroler Politiker-Elite als einen „gut verankerten Klüngel von Männern“, verlässt nur noch mit Perücke das Haus, um nicht angepöbelt zu werden, hat ihr Sekretariat beauftragt, üble, vor allem sexistische Beschimpfungen von ihr fernzuhalten und hat ihren Wohnsitz ins Burgenland verlegt.

Das Image Tirols wird immer katastrophaler. Der Halligalli-Tourismus ist dabei nicht das einzige Problem. Ein Problem ist auch die Art, wie uns viele Landsleute mit trachtlerischer Kernigkeit in den Medien vertreten. Und ein Problem ist, dass wir beim Transit offenbar nicht mehr ernst genommen werden. Wenn es in Sachen Image eine Ampel gäbe, müsste sie rot blinken!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 22.01.2022

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Christoph Themessl

    Bravo, dass hier deutlich gesagt wird, was längst gesagt gehört. Die Skilift- und Hütten-Halli-Galli-Mentalität, die auch abseits der Pisten einer für dieses Land nicht unwesentlichen Schicht das Selbstbewusstsein stärkt, ist nicht nur als letztes touristisches Zugpferd ein Abgesang auf den Tiroler Tourismus, sondern befindet sich auch sonst in Opposition zu aufgeschlossenen, aufgeklärten Perspektiven moderner Menschen. Die Soziologen sollten längst eine Studie in Auftrag geben, wie dieses „Tiroler Phänomen“ zustande kommen konnte.

  2. Barbara Hoffmann-Ammann

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    vielen Dank, dass Sie in Ihrem Kommentar das Renommee und Standing von Dorothee von Laer herausgestrichen haben. Das freut uns natürlich – denn es ist natürlich auch eine Auszeichnung für uns als Medizinische Universität Innsbruck. Daher möchte ich noch einmal betonen, dass Sie an der Medizin Uni Innsbruck tätig ist.

  3. Erich Lumpert

    Grüß Gott Herr Schöpf,
    es ist sicher hart, wenn man als überzeugter Wahltiroler( und dazu noch TirolerIN) konfrontiert wird mit „Nach-Wien-Rülpsenden“. Wenn man das Richtige sagt und „Wir-Haben-Alles-Richtig-Gemacht-Sager“ genau das Gegenteil tun. Da muss man doch einfach sagen: „Ihr könnt mich mal“ und gehen.
    Ich habe bis heute auf Ihre Aussagen und die des Herrn Drosten gehört und meine Schlüsse gezogen. Bisher immer die Richtigen.
    Mir wäre lieber, die anderen würden gehen und Dorothee Van Laer würde bleiben.
    Ich wäre stolz auf solche Wahltirolerinnen – wäre stolz auf solche Tirolerinnen mit soviel Geist und soviel Mumm.
    Wenn Sie mal die Chance haben, dann richten Sie ihr meine Hochachtung aus.

Schreibe einen Kommentar