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Alois Schöpf
Fußball - von außen

Darf ein Kultur-Heini wie ich, der seit Jahrzehnten die Sportseiten der Zeitung mitbezahlt, aber nicht liest, etwas zum Fußball sagen? Oder ist der Eindruck, dass hierzulande das rationale Denken stark eingebremst wird, wenn es um Sport geht, lediglich ein dummes Vorurteil? Wie ist dann aber, wenn dem nicht so sein sollte, das gigantische Fußballstadion in Innsbruck zu erklären, das niemand mehr braucht?

Wäre angesichts des Wacker-Desasters nicht einmal ein Blick von außen nötig, um nüchtern die Frage zu beantworten, ob es noch zeitgemäß ist, wenn ein winziges Land wie Tirol seine nationale Selbstberauschung in einer erfolgreichen Fußballmannschaft sucht? Ist es nicht geradezu lächerlich, bei dieser internationalen Geldmaschine mithalten zu wollen?

Zugleich kann in einer pluralistischen Gesellschaft kein Einwand dagegen erhoben werden, wenn junge Menschen sich am Fußballfeld treffen statt im Probelokal der Musikkapelle. Wobei sie dorthin oft ohnehin rasch mit Gips-Haxen zurückkehren.

Denn das darf bei aller Körperertüchtigung und Integrationskraft nicht verschwiegen werden: Als Breitensport ist Fußball brandgefährlich. So stehen in Österreich 49.600 Fußball-Unfällen – nur zum Vergleich – 23.100 Unfälle beim alpinen Skilauf gegenüber! Ganz abgesehen davon – darf man das heute überhaupt noch hervorheben? -, dass Fußball keine Touristen ins Land bringt, das Skifahren sehr wohl.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Klaus Reiter

    für Diskussionsstoff beim nächsten Stammtisch ist gesorgt

    Schöne Grüße aus Waidring

  2. Helmut Leisz

    HALLO HERR SCHÖPF –
    IHREN BEITRAG ZUM WACKER-DESASTER FINDE ICH SUPER!
    … der „KULTUR-HEINI“ ist a Hammer … !
    … den Sportteil der TT zu ignorieren … tztztztz – …. !
    … der Vergleich der Verletzungszahlen ernüchternd … !
    … NUR – WAS MIR FEHLT:
    … ein Lob für die Politik – dass „SIE“ den Verein nicht aufgefangen hat!
    HIHIHI !
    Liabe Griass!

  3. Otto Riedling

    Leider ist der Fußball – ab einer gewissen Spielklasse – zur „Geld(kassier- / vernichtungs)Maschine „verkommen“. Da ist jeder „Freizeitballesterer“ der absolute „Trottel“.
    Schade.

  4. Georg Zobl

    Gratulation zu Ihrem heutigen Artikel. Sie haben wieder voll „ins Schwarze“ getroffen.

  5. Harald Medenus

    Guten Morgen und besonderen Dank für das Apropos lieber sehr geehrter Herr Alois Schöpf !!
    Kein Wort zu viel und keines zu wenig !!

  6. Elias Schneitter

    hallo alois,
    mit dem fußball muss ich dir rechtgeben.
    aber wenn ich mir den ganzen nachrichtenwahnsinn ansehe und anschaue, wo es nur noch apokalypse gibt, dann tut es einfach gut mit ein paar freunden in einem stadion zu sein, ein bier zu trinken, eine „haasse“ zu essen und sich über einen nicht gegebenen elfer zu ärgern.
    natürlich ist das alles irrational und in vielen teilen völlig verrückt.
    wenn ich an mein ball-interesse denke, ehrlich gesagt, ich hätte aus heutiger sicht als kind und jugendlicher lieber ein instrument erlernt, aber das war mir nicht gegeben.
    wien ist herllich
    ihr armen tiroler

  7. Roman Schrittwieser

    Lieber Herr Schöpf!
    Wieder einmal haben Sie in ihrem Leitartikel in der TT vom vergangenen Samstag „Fußball – von außen“ den Nagel auf den Kopf getroffen! Schon lange ist es meine Meinung, dass man drei Sportarten verbieten sollte:
    1.) Fußball, weil es meines Wissens die einzige Sportart ist, bei der sich weniger die Sportausübenden verletzen als vielmehr die Zuschauer, die sich Prügeleien liefern und schwer verletzen oder sich sogar gegenseitig umbringen!
    2.) Boxen, da es nicht der Sinn einer Sportart sein kann, so lange aufeinander einzuschlagen, bis einer der beiden nicht mehr aufstehen kann. Da ist sogar Ringen „heilig“ dagegen, denn die Aggressivität des Boxens ist zweifellos wesentlich größer.
    3.) Sämtliche Motorsportarten, wegen der Umwelt- und Lärmverschmutzung und der unglaublichen Treibstoffverschwendung.
    Aber ich trau mich nicht, das als Leserbrief einzureichen, weil ich sonst womöglich einen „Shitstorm“ ernte.
    Mit herzlichen Grüßen

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