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Elias Schneitter
Zwei Jahre österreichische Gesundheitskasse
Eine Zwischenbilanz

Seit 1.1.2019 ist die Tiroler Gebietskrankenkasse Geschichte und sie wurde zusammen mit den anderen acht Kassen zur ÖGK (Österr. Gesundheitskasse) zusammengelegt. Diese Fusion wurde von der damaligen türkis/blauen Regierung als große Strukturreform verkauft und trotz großer Widerstände umgesetzt.

Verkauft wurde die Zusammenlegung der Krankenkasse als „Jahrhundertprojekt“ und zwar mit den Slogans: „Patientenmilliarde statt Funktionärsmilliarde“ und „gleiche Beiträge für gleiche Leistungen“.

Nun sind knapp zwei Jahre ins Land gezogen, und wenn man die Entwicklungen in der ÖGK betrachtet, kann man feststellen, dass die Befürchtungen der Experten, die vor dieser einschneidenden Reform massiv gewarnt haben, größtenteils eingetroffen sind.

Im Grunde ging es um eine Machtverschiebung in den selbstverwalteten Sozialversicherungen, kurz gesagt, „Rot raus – türkis rein“ und um eine zentralistischere Struktur.

Vor allem diese treibt inzwischen ihre Blüten. So wurden zum Beispiel neun Landesdirektoren eingespart, dafür ein Führungsstab in Wien mit 32 Topmanagern installiert. Oder: Wenn heute eine Zahnarztassistentin im Ambulatorium in Innsbruck eingestellt wird,  entscheidet ebenfalls Wien, wer diese Stelle bekommt.

Die ehemaligen Landesstellen wurden bis zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Sie können selbst keine Entscheidungen mehr treffen. Auch schwebt immer im Raum, dass 30 % des Personals eingespart werden soll. Was solches für die Motivation der Belegschaften in den Landesstellen bedeutet, kann man sich vorstellen. Es gibt  kaum Zukunftsperspektiven. Alle hängen mehr oder weniger in der Luft.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass keine Zahlen darüber existieren, was die Zusammenlegung gekostet hat. Keinerlei Transparenz!

Zudem wurde das Versprechen „Gleiche Leistung für gleiche Beiträge“ nicht eingelöst.

Aus heutiger Sicht muss man diese sogenannte „Jahrhundertreform“ als einen Schuss ins Knie bezeichnen, und man kann für die Zukunft nur raten, sie schleunigst wieder rückabzuwickeln. .

Also: Stärkung der Landesstellen und Rückführung der Personal- und Finanzhoheit in die Bundesländer!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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