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Walter Plasil
Meine Bewerbung als
Corona-Krisenmanager

Ich habe mir erlaubt, mich beim Gesundheitsministerium für die offene Stelle eines österreichischen Corona-Krisenmanagers zu bewerben. (Die Stelle soll wegen des akuten Bedarfs neu geschaffen werden.)

Als Referenz habe ich angeführt, dass ich bestimmte Sätze auswendig gelernt habe. Die könnte ich zu jeder Tageszeit spontan wiedergeben. Selbst wenn mich in der Nacht jemand unsanft aufweckt, ich bringe sie immer raus.

Zusätzlich bin ich in der Lage, während ich rede, eine äußerst ernste Miene aufzusetzen. Ich kann meine Mimik derart kontrolliert einsetzen, dass mein Gesicht aussieht, wie von echten Sorgenfalten durchfurcht. Mein Blick ist dabei ebenso treuherzig wie sorgenvoll auf die Zuhörer gerichtet.

Auch meine zur Schau gestellte Betroffenheit ist eine, mit der ich als Redner bei anderen tragischen Anlässen auftreten könnte. Meine Arme kann ich so heben, dass sie meinen Botschaften einen beschwörenden Nachdruck verleihen. Mit Händen und Fingern kann ich in einer Art gestikulieren, dass bei Zuhörern jeder Zweifel am Gesagten erlischt.

In aller Bescheidenheit also: Ich kann überzeugen!

In Anbetracht dieser Fähigkeiten sehe ich mich also durchaus in der Lage, die Tätigkeit eines Korona-Krisenmanagers auszuüben. Ich meine nämlich, die Bevölkerung unseres Landes hat ein Recht darauf, von einem vertrauenserweckenden Manager durch die Krise geführt zu werden.

Meine Texte, aus denen ich, je nach Lage und anlassbezogen einzelne auswählen würde, lauten wie folgt:

• Wir müssen alles tun, damit die Durchimpfungsrate gesteigert wird.
• Wir müssen die Impfskeptiker von der Impfung überzeugen.
• Wir müssen alle zusammenhalten
• Wir dürfen die Gesellschaft nicht spalten
• Wenn sich nicht mehr Menschen impfen lassen, dann müssen wir weitere Maßnahmen setzen.
• Wenn wir unser altes Leben zurückhaben möchten, müssen wir uns alle impfen lassen.
• Wir müssen eine Überlastung der Intensivstationen verhindern.
• Wir müssen verhindern, dass es im Krankenhaus zu Triage kommt.
• Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern der Krankenhäuser und Intensivstationen. Die leisten wichtige Arbeit.

• Wir sind bisher gut durch die Krise gekommen (kann man auch variieren mit: Wir sind besser als andere (Beispiel Dschibuti) durch die Krise gekommen)
• Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich und die Anderen.
• Wenn sich alle impfen lassen, ist die Pandemie im nächsten Quartal vorbei (anstatt Quartal kann ich mit Sommer, Winter, usw. variieren, je nach Jahreszeit, in der ich das sagen würde)
• Wir müssen diese neue Verordnung nun kurzfristig erlassen, weil die Inzidenzen steigen.
• Wir lassen uns eh von Fachleuten und Experten beraten!
• Der Verlauf der exponentiellen Kurve bei den Infizierten hat sich völlig überraschend nach oben entwickelt.
• Solange die Leute nicht geimpft sind – testen, testen, testen!

• Die Ungeimpften sollen den Krankenhausaufenthalt nicht selbst bezahlen müssen, da müssen wir schon solidarisch sein.
• Es könnte sein, dass die Tests bald nicht mehr kostenlos sind!
• Die Regierung (das Ministerium, die Gesundheits-Landesräte, usw.) tun wirklich alles, um genügend Testkapazität (Impfstraßen) zur Verfügung zu stellen.
• 3-G ist wirklich notwendig (oder auch: 2-G, 2,5-G)
• Ab (Datum offen) ist (wo?) eine FFP2 Maske zu tragen.
• Wir müssen einen (Teil) Lock Down für (variabel) vorschreiben.

Damit ist das gesamte Spektrum der Corona-Thematik abgedeckt. Mehr braucht es ja nicht dafür.

Für den Fall, dass ich mit der Aufgabe eines Corona-Managers betraut werden sollte, verspreche ich schon heute, dass es keinen Grund geben wird, an meiner umfassenden inhaltlichen Kompetenz zu zweifeln. Kein Wort wird dann über meine Lippen kommen, das nicht aus der vorstehenden Auflistung stammt.

Dadurch ergibt sich auch der zwingende Schluss: Mit mir als Verantwortlichem hätten wir die Situation immer fest im Griff!

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Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ralph Holtfeuer

    Ja, Walter PLASIL for President! Ich bin der Ansicht, dass sehr viele Menschen unserer Republik die Krisenbewältigung auf bessere Weise handhaben könnten als die von vielen Parteien, Institutionen, Bünden und/oder Konzernen abhängigen Politiker.

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