Walter Klier
Von einem, der sich durchgeschwindelt hat.
Rezension
Dies ist ein überraschend heiteres Buch, angesichts der Geschichte, die darin erzählt wird, und vielleicht stammt diese Heiterkeit auch aus der Freude darüber, daß sie von einem handelt, der davongekommen ist. Einer, der es geschafft hat, obwohl sie ihm wie allen Juden in fast ganz Europa nach dem Leben trachteten, mit einer wütenden Macht, die gaunerisch und bürokratisch in einem war, jenes mörderische Unternehmen, das seinerzeit so viele hier und anderswo als „gerechte Sache“ ansahen und an dem sie sich mit Begeisterung beteiligten.
Da schlüpfte also einer mithilfe der „Listen“ des Titels durch das weithin gespannte Netz, mit viel Glück und der tatkräftigen Hilfe seiner nachmaligen Gattin. Sie stammte aus Hall, der hübschesten Stadt im schönen Tirol, ausgerechnet aus einer richtig argen Nazifamilie, war nach Wien zum Studieren gekommen und angelte sich ausgerechnet diesen, seien wir ehrlich, ziemlichen Tunichtgut.
Man war jung und fesch, hatte ebensolche Freunde, keiner hatte Geld, kaum einer eine Arbeit, aber wenigstens waren da ein paar wohlhabende Familien in der Bekanntschaft, die man in der Sommerfrische besuchen und etliche jüdische Mamas, bei denen man sich zum Mittagessen einladen konnte – doch eines Morgens im März 1938 war damit Schluß und der Horror begann.
Als alles vorbei war, hatte der Manek des Titels einen anderen Namen und beendete sein Leben viel später, friedlich, als Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck, „hochdekoriert“, wie der Klappentext sich ausdrückt, und allgemein geachtet.
Wie das alles kam, kann man seit einiger Zeit in einem kleinen Roman des Historikers und Ausstellungskurators Niko Hofinger nachlesen. Er läßt auf sehr gelungene Weise den mittlerweile Verstorbenen sein Leben erzählen und macht die guten, die mittleren und die schauerlichen Zeiten gleichermaßen lebendig – insbesondere allen hier, im Land im Gebirge, Wohnhaften aufs wärmste zu empfehlen.
Niko Hofinger, Maneks Listen, Roman. Limbus Verlag, 217 S.