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Urs Heinz Aerni
Damals gleich Heute?
Notizen

So so, Sie wollen also keinen Militärdienst leisten? sagte der Vorsitzende des Divisionsgerichts, wie das Militärgericht damals anfang der 1980-er Jahre noch hiess. Der junge Mann (Name dem Autor bekannt) nickte.

Dann fragte der Richter: Wenn Ihre Freundin von einem Wüstling tätlich angegriffen würde, was täten Sie dann?
Ich würde sie mit aller Kraft verteidigen, ob mit Fäusten oder Tritten. Gab der junge Dienstverweigerer zur Antwort.

Aha, und warum wollen Sie keinen Militärdienst leisten?
Wenn zwei Politiker ein Kommunikationsproblem haben, dann habe ich nicht automatisch die Kompetenz, einen unbekannten Familienvater zu erschiessen. Dann sollen die das lösen. Aber wenn jemand überfallen wird, dann komme ich zu Hilfe.

Der junge Mann erhielt damals fünf Monate Haft, drei musste er absitzen und den Rest tagsüber in einem Heim arbeiten.

Seit dem Wiener Kongress 1815 und dem Haager Abkommen 1907 mischt sich die Schweiz nicht in externe Konflikte ein. Damals erklärten sich König- und Kaiserreiche regelmässig Kriege. Europa befand sich nicht nur im Wettrennen bei der gewaltsamen Kolonialisierung der südlichen Erdhalbkugel, sondern in ständigen nationalistischen Machtkämpfen. 

Da tat die Schweiz gut daran, aussen vor zu bleiben, politisch. Wirtschaftlich sah und sieht das bekanntlich etwas anders aus, denn die Produktion und der Export von Kriegsmaterial wurde zu einem grossen Geschäft, das gilt auch für das Bankengeschäft und den Devisenhandel.

So weit, so gut oder ungut.

Doch heute? Wie soll sich die Schweiz verhalten, wenn ein Land, das sich demokratisch zwar noch in den Kinderschuhen befindet, von einem anderen Land ohne Vorwarnung überfallen wird? 

Hier streiten sich nicht einfach zwei Staaten. Hier wird ein Land mit voller Gewalt angegriffen. Was würde der junge Mann von damals heute dazu sagen?

Erschienen in der Bündner Woche

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Urs Heinz Aerni

Urs Heinz Aerni (geb. 1962 in Baden / Aargau) schreibt als freier Journalist u. a. für Medien wie Buchreport, Berglink.de, Bündner Woche u. a., ist Literaturagent, Kulturvermittler und Vogelbeobachter. Zudem wirkt er bei den Literaturtagen Zofingen (Schweiz), sowie beim Literaturfestival Sprachsalz in Hall in Tirol mit und ist Kulturverantwortlicher des Hotels Schweizerhof in Lenzerheide. Aerni ist Vorstandsmitglied des Literarischen Clubs Zürich und des Bodoni-Clubs Frauenfeld. Bibliografie (Auswahl): "Liebe 160», 2003, Nagel & Kimche (Hrsg.); «Wunschkolumen» 2007, Einfach Lesen Bern, mit Rolf Lyssy; «Bivio – Leipzig», 2010, Knapp Olten; «Zürich Quiz», 2013, Grupello Düsselsdorf; «Der Fluss, unbekümmert», 2014 (Mit-Hrsg.) Modo Freiburg; «Zimmerservice», 2015, (Hrsg.) Knapp Olten; «Graubünden Quiz» 2020, Grupello Düsseldorf. Weitere Informationen und Kontakt: www.ursheinzaerni.com

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