Stephan Eibel
die guate alte zeit
Zum 1. Mai

wie wunderbar
wars vor hundert jahr
in der guaten alten zeit

auf arbeiter wurd geschossen
ihr blut ist ins rinnsal geflossen

polizei ist auf nelkenfelder gerannt
hat sie niedergebrannt

es steht in den annalen
ein bett war nicht zu dazahlen

und die milliardärspropagandisten
schrieen: nieder mit kommunisten
sozialisten, anarchisten

viele sperrten sie ein
prügelten sie und riefen:
du sozischwein

nicht verwelken
sollen die roten nelken

Stephan Eibel

Stephan Eibel wurde 1953 in Eisenerz in der Steiermark geboren und lebt seit 1979 als freier Schriftsteller in Wien. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte Soziologie. Zuerst arbeitete er als Lohnverrechner, ab 1976 war er als Leiter der Autorensendereihe „Literatur im Untergrund“ für den niederösterreichischen Rundfunk tätig. Er ist Autor von Lyrik, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken, zuletzt erschienen: Sofort verhaften! (Roman, 2008) und Licht aus! (Lyrik, 2012).

Schreibe einen Kommentar