Print Friendly, PDF & Email

Reinhard Walcher
Die Energiewende Folge 5
Ein Kindergeburtstag?
Essay mit Karikatur

Strahlend wie an ihrem eigenen Kindergeburtstag sprach (und spricht immer wieder) die österreichische, grüne Ministerin Leonore Gewessler auf einer Pressekonferenz zur Energiewende die denkwürdigen Worte: Die Sonne ist gratis!, wobei sie die Arme ausbreitete, als wolle sie vor Glück ganz Österreich umarmen. 

Na dann, alle Probleme gelöst!

Die Energiepreise können uns fortan wurscht sein, die liebe Sonne scheint ganz umsonst, tagsüber, manchmal wenigstens. Keine Sorge mehr, was Putin gasmäßig noch alles aushecken könnte und auch die Araber und Katarer können uns den Buckel runterrutschen. 

Tu felix Austria bist bald wieder eine Insel der Seligen mitten im krisen- und kriegsgebeutelten Europa! Alle Energie wird grün – denn die Sonne muss man nicht einmal erneuern, die geht jeden Morgen von selbst wieder auf. Und Österreich emittiert bald nur mehr 0,0 % der weltweiten CO2-Emissionen statt wie bisher 0,2 %?

Der Klimaleugner Der Klimaleugner

Darüber werden sich auch die Chinesen freuen, wenn sie für uns die Solarpaneele und die Windrotoren produzieren dürfen/müssen. Die Nominierung für den Friedensnobelpreis beziehungsweise den Klimawandelnobelpreis – den es vermutlich bald geben wird – scheint Leonore G. sicher zu sein. 

Und eigentlich hätte sie es an diesem Glückstag nicht notwendig gehabt, ihrem Chef Bundeskanzler Karl Nehammer dieses schlimme, aus dem gottesfürchtigen Mittelalter entlehnte Unwort Klimaleugner ins Gesicht zu zischen. Nur weil dieser in einer Rede korrekterweise angemerkt hatte, es gäbe keinen wissenschaftlichen Beweis für eine vom Menschen verursachte Erderwärmung (siehe Folgen 2, 3, 4). 

Nehammer kann von Glück reden, dass die Leugner (derzeit) nicht mehr von der Todesstrafe bedroht sind. Höchstens von einem Scheißsturm, wie das Phänomen der allgemeinen Entrüstung und Beschimpfung als Bedrohung andersdenkender Menschen via Internet heißen müsste.

Leonore Gewessler (Jahrgang 1977) studierte an der Universität Wien Politikwissenschaften mit Schwerpunkt internationale Entwicklung und schloss nach 6 Semestern ihr Studium ohne Diplomarbeit oder Dissertation mit dem (niedersten) akademischen Grad eines Bachelors of Science (Deutsch Gesellin der Wissenschaft) ab. Ein/eine Bachelor ist also der Titel für die Absolvierung eines ersten Studienabschnitts, wofür man früher genau nix war, als man nach abgeschlossenem Studium noch Magister, Diplom-Ingenieur oder Doktor werden konnte.

Leonore G. war in mehreren Umweltorganisationen tätig und leitet seit 2021 das Bundesministerium der Republik Österreich für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, ist also für 6 (sechs!) äußerst komplexe Fachbereiche ohne adäquate Ausbildung zuständig. 

Von ihr bekannt ist nur eine einzige Publikation namens Internationale Politik, WUV Facultas 2005, in der sie als Mitautorin von Peter Filzmaier und Gerhard Mangott genannt ist. Eine fachlich-sachliche Qualifikation für ein bestimmtes Ressort war in Österreich zwar noch nie Voraussetzung für ein Ministeramt, sondern die Farbe des Parteibuchs. Ein Usus, dem sich auch die Grünen (entgegen ihren Absichtserklärungen, als sie noch alternativ waren) offensichtlich unterworfen haben.

Nur so ist es zu erklären, dass eine Ministerin öffentlich die absurde Aussage verzapfen kann, die Sonne (und sie meint ja den Strom, der aus Sonnenlicht mittels Photovoltaik gewonnen wird) sei gratis. Unwidersprochen von Euch, liebe Journalistinnen und Journalisten der zeitgeistigen Medieneinfalt! 

Ist aber verständlich. Denn eine eigene, rational begründete, gegensätzliche oder auch nur kritisch hinterfragende Meinung zu haben, heißt heutzutage ja rechtspopulistisch oder gar rechtsextrem zu sein. Wo Worte und Meinungen desavouiert oder verboten werden, da beginnt die Diktatur, meinte dazu schon der Kabarettist Dieter Nuhr. Und muss seither Polizeischutz in Anspruch nehmen.

Wissen unerwünscht?

Dennoch sollten auch halbgebildete, grüne PolitikerInnen wissen, dass die Herstellung einer Photovoltaik-Stromgewinnungsanlage ein technisch aufwendiges, kompliziertes und teures Verfahren ist. Man braucht (den Halbleiter) Silizium, das aus Quarzsand im Hochofen bei 2000 Grad Celsius herausgeschmolzen wird. 

Aus dem flüssigen Silizium werden dann einen Mikrometer (ein Millionstel Meter) dünne Plättchen gepresst, die mit Phosphor und Bor als Elektronenleiter technisch kompliziert verunreinigt werden. Hunderte solcher Tabs bilden dann eine Solarzelle, die bei idealer Sonneneinstrahlung eine Höchststromleistung von ca. 3,5 Wp (Watt peak, das ist die theoretisch mögliche Leistung bei idealem Sonnenschein) liefern könnten (aber nie tun).

Dieser real nie erreichbare Wert könnte gerade einmal ein Kontrolllicht zum Leuchten bringen. Eine schwach leuchtende, ehemalige Glühbirne brauchte damals 40 Watt Stromleistung. Zur kompletten Photovoltaik-Anlage, bis der hausgemachte Strom in ausreichender Menge (Ampere) aus der Steckdose fließt, braucht es wiederum Hunderte solcher Solarzellen sowie beschichtetes Sicherheitsglas, Aluminiumrahmen, Unterkonstruktionen, Spezial-Kunststoff und -Kleber, Verkabelung, Wechselrichter, Einspeisezähler, Batterien mit darin enthaltenem Lithium-Metall, Kobalt, Säure, Kupfer etc. und ganz wichtig die fachgerechte Montage, Erfüllung der rechtlichen Auflagen und fertig ist das eigene Kraftwerk am Dach. Fehlt noch eine nicht unwesentliche Kleinigkeit: Die liebe Sonne sollte möglichst 24 Stunden am Tag scheinen, besonders im Winter.

Das alles wird vom Staat großzügig subventioniert, was zugleich bedeutet, dass (wie bei den ungeliebten E-Autos) alles genau um die Höhe der Subvention teurer wird, und dass das eh alle Steuerzahler gleichermaßen bezahlen. Das nennt man dann Inflation durch Subvention und schüttet weiter Geld hinaus, weil der Strom in Zukunft gratis ist. Zumindest für die Glücklichen, die sich ihr Häuschen in aussichtsreicher Sonnenlage leisten konnten/können. 

Die unglücklichen Schattenhäusler, aber auch die Raucher, Dieselfahrer und andere arme Schlucker zahlen also den Sonnenkindern ihre privaten Kraftwerke auf Dach und Balkon. Diese wahnwitzige, ungerechte und wettbewerbsverzerrende Politik zur Rettung der Welt wird möglicherweise die Wirtschaft ruinieren und Europas Abhängigkeit von – erraten – China und den anderen fernen Herkunftsländern der begehrten seltenen Erden und Metalle noch weiter steigern.

Der dummdreiste Spruch vom Gratisstrom klingt wie der Slogan einer schlechten Werbeagentur. Aber, siehe da, jede Menge Solartechnik-Firmen bedienen sich des Mantras vom kostenlosen Sonnenstrom und sogar auf manchen Bussen der Innsbrucker Verkehrsbetriebe steht zu lesen: Erraten: Die Sonne ist gratis! Dass diese Aussage eine Beleidigung des menschlichen Verstandes ist, tut seiner Wirksamkeit keinen Abbruch – wie so Vieles im Marketing-Geschäft.

Ein fataler Denkfehler?

Nachdem sich Wissenschaft und Technik dank der Aufklärung seit etwa 1750 von den Fesseln der Religion (respektive der Katholischen Kirche) befreit hatten, gelangen der Menschheit unglaubliche Fortschritte, die bis zum heutigen Tag  Wohlstand und ein zivilisiert-kultiviertes Leben ermöglichen. 

Was für den Homo Sapiens 200 000 Jahre lang undenkbar war, ist heute ganz normal: Wärme oder Kühlung auf Knopfdruck, verdreifachte Lebensspanne, nächtliche Beleuchtung, medizinische Versorgung bis zur Auswechslung von Gelenken und Herzen, Reisen um die ganze Welt u.v.m. Das alles brachte die industrielle Revolution, ganz zu schweigen von der elektronisch-digitalen Revolution, deren Wunder sich vor 30 Jahren nicht einmal Bill Gates auszumalen vermochte.

Der Denkfehler der grün-woken FundamentalistInnen (hier gendere ich ausnahmsweise gern!) liegt nun darin, dass sie ebendiese Wissenschaft und Technik (weil überwiegend von weißen, alten Männern erfunden) ablehnen, obwohl diese das Wunder vollbracht hat, aus Licht und Wind Strom zu gewinnen. 

Den grünen Weltenrettern ist nicht klar, dass ihr erhoffter und angestrebter Rückschritt zum angeblichen Naturzustand mit Wind und Sonne als Energieträgern zwecks Rettung der Welt nur mittels einer hochentwickelten Technik möglich ist, die allein aber die modernen Industriestaaten (noch?) nicht am Leben erhalten kann. 

Selbstverständlich sind Solarstrom und Windkraft jedem vernünftigen Menschen willkommen. Leider aber wird es ohne die geächteten konservativ-fossilen Errungenschaften, den Grundlagen unserer Zivilisation, nicht gehen, die jetzt im sowjetisch-kommunistischen Stil per Gesetz einfach abgeschafft werden sollen.

Ein fundamentalistischer Wahn?

Die Euphorie über die neuesten Erfindungen in der Solar- und Windkrafttechnik hat bereits jetzt wahnsinnige Ausmaße angenommen. Unter dem Motto Sonne und Wind sind gratis bauen die irrsinnig gewordenen Träumer High-Tech-Windpropeller größer als die gotischen Kathedralen und Solarkraftwerke nicht nur (möglichst) auf jedem Dach, sondern verschwenden mit den schwarzen High-Tech-Glasplatten gigantische Flächen urbaren Landes und heizen damit die Luft (zusätzlich?) auf. Und in Deutschland träumt man von noch viel größeren Off-Shore-Propellern, für deren Herstellung, Betrieb und Instandhaltung jegliche Infrastruktur fehlt.

Wann genau haben eigentlich die vernünftigen, alternativen UmweltschützerInnen der 1970-er und 80-er Jahre begonnen, ihren Verstand zu verlieren und zu rückständig-fundamentalistischen Sektenmitgliedern der grün-roten Weltuntergangskirche zu mutieren? Und die (westliche) Welt mit einer beispiellosen Propaganda zur Abkehr von der modernen Zivilisation zu überziehen und deren Schöpferinnen und Schöpfer mit Schmährufen (How dare You!) zu verunglimpfen?

Der Kinderbuchautor in Deutschland und die Politologin in Österreich sollten für die Folgen ihres Wahns haftbar gemacht werden (können). Und irgendjemand sollte ihnen klar machen, dass sie von fast 90% (bei steigender Tendenz) aller WählerInnen nicht gewählt (worden) sind. Und hoffentlich auch weiterhin nicht gewählt werden. …

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Reinhard Walcher

Reinhard Walcher, Dipl.-Ing., Architekt, Blogger, Essayist, Karikaturist und Zeichner, Maler, Rettungsfahrer, Schilehrer und so weiter … (Jahrgang 1953) hat nach 15 Jahren den Architektenberuf an den Nagel gehängt und lebt seither als freischaffender Cartoonist und seit 2009 als Reiseschriftsteller Der Bimreiser.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Rainer Haselberger

    Persönliche Angriffe der übelsten Sorte ersetzen keine sachliche Diskussion.
    Sarkasmus und persönliche Herabwürdigungen – egal von wem und zu welchem Thema – sind keine sinnvollen Diskussionstechniken. Der Essay richtet sich selbst!

    1. Reinhard Walcher

      Sehr geehrter Herr Haselberger!
      Ich freue mich grundsätzlich über jeden Kommentar zu meinen Blogbeiträgen. Auch über Ihren. Üblicherweise kommentiere ich Kommentare zu meinen Beiträgen nicht, in diesem Fall komme ich aber nicht umhin, es zu tun. Ich recherchiere meine Aufsätze sehr sorgfältig und bin bemüht, nicht Meinung, sondern Fakten zu liefern, in diesem Fall den Werdegang der Frau Minister Gewessler, einiges zur Photovoltaik-Technik und zur Energiewende im Allgemeinen. Ich finde auch beim Nachlesen weder „persönliche Herabwürdigungen“ noch „Angriffe übelster Sorte“ in meinem Text. Eher weist Ihr Kommentar daraufhin, dass Sie es sind, der mich persönlich herabwürdigt, ohne auf die zur Diskussion stehende Sachlage einzugehen. Mit freundlichem Gruß …
      … Reinhard Walcher, am 14. Juli 2023.

  2. Univ.Prof. Dr. Franz Mathis

    Gratulation, voll aus der Seele gesprochen. Wird leider von den Grünen zu selten gelesen, geschweige denn zum Nachdenken und Umdenken verwendet.

  3. Otto Riedling

    Sie meinen Leonore G. hätte keine fachadäquate Ausbildung. Meine Frage: Welcher Politiker hat diese??

Schreibe einen Kommentar