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Reinhard Walcher
Die Energiewende
Die finstersten Fragen unserer Zeit

Geht’s noch, liebes Deutschland?

Da wolltest Du letztens – also so vor 80 Jahren – unter Führung eines österreichischen Kunstmalers die Welt erobern und hast damit eines der größten Desaster der Menschheitsgeschichte angerichtet. Und jetzt – als Wiedergutmachung? – willst Du unter maßgeblicher Führung eines Kinderbuchautors allen Ernstes die Welt retten. Nämlich vor dem erfreulicherweise bei Dir zuhause etwas wärmer gewordenen Wetter.

Geht’s noch, Deutschland?

Damals wie heute musstest Du Deinem Volk einen bedrohlichen Feind vorgaukeln, der dieses Mal keine Religion, die Du als Rasse desavouiert hast, sondern ein – und das ist wirklich irre – Molekül ist, das der Flora dieser Welt als Nahrung dient.

Geht’s noch, Deutschland?

Falls die geneigten deutschen und österreichischen Klimahysteriker:nnen bis hierher gelesen haben und jetzt nach Sauerstoff zu schnappen beginnen: Ebendiesen setzen die Pflanzen (mittels der sogenannten Fotosynthese) ausgerechnet aus dem verteufelten o.g. Molekül frei, damit Ihr nicht erstickt. Anstatt dafür dankbar zu sein, werft Ihr diesem molekularen Satan vor, er verwandle die Erde in eine Hitzehölle. Dadurch hysterisch gemachte Jugendliche haben sich bereits zur Letzten Generation auf Erden erklärt. Solche Geschichten von verrückten Sekten kennt man aber schon seit Jahrtausenden.

Oder nicht, Deutschland?

Damals wie heute braucht es immer auch eine:n Schuldige:n, und das ist natürlich der/die zivilisierte Mensch:in selbst, weil er:sie zu viel dieses Moleküls, nämlich ein ganzes hunderttausendstel Prozent mit seinen/ihren Autos, Kraftwerken, Kühen und seiner eigenen Lunge in die Lufthülle des Planeten bläst. Daher ordnest Du, liebes vollkommen verrücktes Deutschland, alles, aber auch gar alles dem Kampf gegen dieses Molekül unter. Der/die findige Leser:in ahnt bereits seinen Namen, den ich selbst nicht mehr hören kann, noch schreiben will.

Geht’s noch, Deutschland?

Auch die obigen, gegenderten, vom Autor mal zum Spaß ausprobierten Sätze entspringen euren vertrackten Vorstellungen einer neuen Welt. Aber das ist ein anderes Kapitel, zu dem auch nur gefragt werden kann:

Geht’s noch, Leute?

Rettung naht, und zwar in grün: Du, wahnsinniges Deutschland, verbietest bis demnächst alle Benzin- und Dieselautos, bei deren Herstellung Du weltweit führend warst. Du willst alle Kohle- und Ölkraftwerke abschalten und als Über-Aberwitz hast Du bereits Deine letzten, viele Milliarden teuren, weltweit die sichersten und besten Atomenergie-Kraftwerke abgeschaltet und verschrottet, die als einzige aller dauerlastfähigen Energieerzeuger nur reinen Wasserdampf ausgestoßen und rund um die Uhr zuverlässig Strom erzeugt haben.

Geht’s noch, Deutschland?

Der Wahnwitz zum Quadrat aber ist: Du willst bis 2030 weitere 15 000 Windräder bauen, jedes einzelne so voluminös wie Deine wunderbaren gotischen Dome, hast aber noch keine Ahnung, wie die alle mit oberschenkeldicken Kabeln unterirdisch vernetzt werden sollen. Und das heißt weiters, Du musst/willst ab sofort an jedem Arbeitstag fünf (5!) 200 bis 300 Meter hohe Windräder errichten und dafür mit dieselbetriebenen LKWs täglich 50 000 Tonnen Beton durch die Landschaft karren.

Geht’s noch, Deutschland?

Aber der wohl traurigste Aberwitz, der Deinem Kinderbuchautor einfiel, ist, dass Du tatsächlich Deine vielen Millionen Hauseigentümer zwingen willst, neue Heizungen in Form chemischer Kraftwerke auf jedem Dächlein, elektrisch betriebener Wärmepumpen inklusive Umbau auf Fußbodenheizung anzuschaffen. Das Ganze bezeichnet sich euphemistisch Photovoltaik, was Licht wird zu Strom heißt und das riecht tatsächlich nach einer neuen Religion, per Gesetz diktiert.

Geht’s noch, Herr Habeck?

Sonne und Wind sollen also auf mittelalterliche Weise 20 Millionen E-Autos, 20 Millionen Heizungen, die gesamte Industrie und das Gewerbe, von denen sich viele eh schon in Panik nach China oder sonst wohin davongemacht haben, mit Strom versorgen. Geht’s noch Deutschland? Und wirst Du bald auch wieder auf Segelschiffe, Passagiersegelflieger (mit dem Zeppelin hat’s ja nicht so richtig geklappt) und Windmühlen zurückgreifen?

Liebes Deutschland, Du schätzt die Kosten für Deine wundersame Verwandlung vom demokratischen, reichen, führenden Industrie- und Wohlstandsstaat in ein energiearmes, rückständiges, von selbstgestrickten Pulloverträgern und Lastenfahrräderfahrern regiertes Land auf eine Billion Euro. Deine (allerdings wundervolle) Elbphilharmonie in Hamburg sollte 80 Millionen Euro kosten, dann wurde eine knappe Milliarde daraus. Der Berliner Flughafen steigerte sich gar auf das Hundertfache der ursprünglichen Kostenannahme und ist immer noch nicht ganz fertig. Was wird wohl aus der Billion für die neue Wind-Sonne-Infrastruktur?

Wird schon gehen, Deutschland!

Denn Trost kommt ausgerechnet von Schwesterchen Österreich. Die Politologin Leonore Gewessler verkündete in ihrer Eigenschaft als österreichische Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie jüngst strahlend vor Glück:

Die Sonne (und natürlich auch der Wind) sind gratis!

Na dann, Deutschland! Vielleicht aber meinte Leonore, es koste nichts, sich in die Wiese zu legen und die Sonne ihren Bauch bräunen zu lassen. Strom, also Energie, kostet immer was, und zwar immer mehr, wenn der Staat diktiert und subventioniert.

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Reinhard Walcher

Reinhard Walcher, Dipl.-Ing., Architekt, Blogger, Essayist, Karikaturist und Zeichner, Maler, Rettungsfahrer, Schilehrer und so weiter … (Jahrgang 1953) hat nach 15 Jahren den Architektenberuf an den Nagel gehängt und lebt seither als freischaffender Cartoonist und seit 2009 als Reiseschriftsteller Der Bimreiser.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hans Pöham

    Der Neigungswinkel war 20°. Die Leute am Deck haben noch total lustig getanzt. Tango war irre cool, man musste sich nicht so bücken. Jemand hat dann Radschuhe unter die Räder des Piano gelegt.

  2. Ralph Holtfeuer

    Noch nie einen so zutreffenden Artikel gelesen. Danke.

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