Print Friendly, PDF & Email

Reinhard Walcher
Die unglaubliche Rückkehr vom Mond
Allerletzte Meldung über Sebastian P und Wladimir K
Satire

Wie jüngst berichtet, hatten sich die einst besten Freunde Sebastian Purz und Wladimir Wladimirowitsch Kutin unter nicht wirklich geklärten Umständen selbst auf den Mond geschossen.

Das Gas für den Rückflug hatte Wladimirs versoffene Leibgarde vergessen einzuladen, und so hatten die beiden nur zwei Flaschen Wodka dabei, die Wladimir immer in seinem Kampfanzug aus seligen Zeiten der Roten Armee in einer geheimen KGB-Innentasche versteckt hatte.

Reinhard Walcher Durch die rote Wüste 2023 Reinhard Walcher Durch die rote Wüste 2023

Aufgrund Sebastians Lactose-, Gluten- Kartoffel- und Alkoholintoleranz konnte der Ärmste keinen stärkenden Schluck vom russischen Kartoffelschnaps zu sich nehmen, während sein russischer Kumpane bereits schwer besoffen das lunare Meer der Stille mit seinem hemmungslosen Schnarchen aus dem ökologischen Gleichgewicht zu bringen drohte.

Eine bayerisch-österreichische KlimaaktivistInnengruppe soll sich deshalb – aus Protest gegen die gestörte Stille des Meeres der Stille und die von der Wodkafahne Wladimirs verursachte Vergiftungsgefahr für die lunare Flora und Fauna – am Grunde des Chiemsees festgeklebt haben und dort nun ebenso wie der unfreiwillige Kosmonaut am Mare Tranquillitatis vergeblich nach Luft schnappen.

Sebastian indessen – gewieft, weil unbelastet von jeglicher Ausbildung eines abgeschlossenen Studiums oder sonst irgendeiner Qualifikation – hatte natürlich auch keinen Raketenführerschein!

Aber gerade die Unbedarftesten sind oft frei von Zweifeln an sich selbst und ihrem Tun. Also goss er kurzerhand die zweite Flasche Wodka über die Rakete und schoss mit Wladimirs verbeulter Kalaschnikow (auch aus dem KGB-Innentaschen-Geheimfach) wie wild auf das Fahrzeug, das unter merkwürdigen Quietschgeräuschen abhob. Es war ein chinesischer Kinderraketenbausatz, mit dessen Hilfe Sebastian seinem Freund aus seligeren Zeiten (wie berichtet) für irgendeinen Krieg zu Hilfe kommen wollte.

Torkelnd eierte das Raketlein nicht in die terrestrische, sich unaufhaltsam erhitzende Atmosphäre (in China herrschen derzeit bereits minus 52 Grad Celsius!), sondern in den CO2-freien, aber eiskalten Weltraum.

Da schlapperten Sebastian vor Schreck seine großen Ohren – aber dank der geringen Schwerkraft des Mondes flog er einer Fledermaus gleich seiner selbstgebastelten Wodka 007, wie er die Rakete getauft hatte, hinterher, holte sie ein, setzte sich rittlings wie einst Baron Münchhausen darauf und landete schließlich, ohne zu verglühen – heiße Luft war Sebastian ja seit Kindestagen gewohnt – in der Red Desert in Wyoming/USA.

Und ebendort waren gerade seine Exfreunde Thomas S und Gernot B samt einigen Laptop-Frauen und Kinderwägen in Richtung Westen unterwegs, wo sich das sagenumwobene Jackson im Teton County, eine lausige, von Thujen- und Stacheldraht umrankte Ansiedlung gestrandeter Milliardäre befinden soll.

Dort wollten die vier aus Österreich Vertriebenen (angeblich) bei 54 Milliardär : innen (wie es die ORF-Sprechpuppen neuerdings artikulieren würden) um irgendwelche hochbezahlten Jobs vorstellig werden. Und der unglaubliche Zufall, dass Sebastian gerade rechtzeitig und zielgenau bei seiner ehemaligen Seilschaft in der Wüste aufschlug, ist gar nicht so merkwürdig, wie es scheint.

Blender wie er entwickeln bekanntlich schon ab dem 6. Lebensjahr einen eigenen Instinkt, der sie immer wieder – selbst vom Mond herabstürzend – am richtigen Ort bruchlanden lässt, also genau da, wo die anderen schon auf dem Weg in ein neues Startup unterwegs waren.

Fortsetzung folgt nicht, weil dies das Allerletzte über Sebastian ist.

Eine Sache allerdings ist doch berichtenswert: Mittlerweile sollen die Drei im Council von Cheyenne, der Hauptstadt von Wyoming sitzen und die dort regierende Grand Old Party (so nennen sich die Republikaner) in Grand New Party umbenannt und in himmelblaues Design umgefärbt haben.

Dass in ihrer neuen Heimat die Republikaner die Roten sind, konnte Sebastian, eben erst vom Mond herabgekommen, nun wirklich nicht wissen. Sonst hätte er wohl auf Anraten seiner Gemahlin rosarot gewählt. Das tausendseitige Parteiprogramm enthält nur einen einzigen Satz: Wir müssen die Nevadaroute schließen!

Endgültiges Ende der Geschichte.

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Reinhard Walcher

Reinhard Walcher, Dipl.-Ing., Architekt, Blogger, Essayist, Karikaturist und Zeichner, Maler, Rettungsfahrer, Schilehrer und so weiter … (Jahrgang 1953) hat nach 15 Jahren den Architektenberuf an den Nagel gehängt und lebt seither als freischaffender Cartoonist und seit 2009 als Reiseschriftsteller Der Bimreiser.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Gerhard Sebastian Kienpointner

    Zu Peter u. M.U.:
    nach 2 („abgeschlossenen“?) Weltkriegen, zahlreichen anderen Kriegen in den letzten 100 Jahren (und während eines laufenden Ukrainekriegs) paßt der ebenfalls ca.100jährige Begriff DADA trefflich zur jeweiligen Teilnehmerlogik,somit fasse ich die Bezeichnung „Schwachsinn“ etc. als verstecktes Kompliment für den Verfasser obigen Beitrags auf.
    Die Aporie,sie lebe hoch!

  2. Peter

    Bei allem gebotenen Verständnis und bestmöglicher Toleranz: viel mehr als eine Mischung kindlicher Fantasie und erwachsenem (vermeintlich aktuellem) Schwachsinnsgelabere kann ich der Geschichte nicht entnehmen. Sorry!

Schreibe einen Kommentar