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Marcel Looser
Religion – eine Annäherung
Essay

 

Im schoepfblog ist das Thema «Religion» in letzter Zeit immer wieder präsent. So fragt sich Roland Weinberger, wieso die Welt ihre Zeitrechnung nach einem jüdischen Wanderprediger ausrichte, dessen Wirken ursprünglich nur von regionaler Relevanz gewesen und der erst später dann durch Legendenbildung zum Gottessohn aufgestiegen sei.

 

Walter Plasil, Gerhard Engelmayr und Hannes Hofinger setzen sich für die «Humanisten» (Atheisten, Agnostiker) ein, die in unseren Breitengraden längst die Mehrheit der Bevölkerung ausmachten und aufgrund ihres rationalen Verhaltens eigentlich den Vorzug vor den «Religiösen» erhalten sollten, in Wirklichkeit aber immer noch nicht ernst genommen würden. Hannes Hofinger fragt sich zudem ganz direkt, wieso man Menschen, die an irrationale, religiös bedingte Vorkommnisse und Inhalte – täglich fünfmaliges Gebet gegen Mekka hin, Mohammed reitet zu Pferd in den Himmel, die Christen werden zur Strafe für ihre Sünden in der Hölle gebraten – glauben, nicht als «Dummköpfe» oder «Deppen» bezeichnen dürfe.

Ich selbst habe eine Lanze für die «alten» Polytheisten gebrochen, die ohne einen von einem Gott selbst autorisierten kanonischen Text und des daraus resultierenden exklusiven Alleingültigkeitsanspruchs bezüglich Religion und Kult tolerant anderen Völkern gegenüber auftraten, der Welt viel realistischer und m.E. auch menschlicher begegneten.

Alle oben genannten Autoren haben die 70 überschritten, sind vermutlich im katholischen Glauben sozialisiert worden und haben sich im Laufe ihres Erwachsenwerdens von ebendiesem «Irrglauben» emanzipiert.

Tatsache ist, dass das Phänomen «Religion» über Jahrtausende hinweg in praktisch allen Gesellschaften dieser Welt eine zentrale Rolle spielte und immer noch spielt – das «Irrationale» scheint im Menschen inhärent angelegt zu sein, mögen die daraus resultierenden Glaubensinhalte und rituellen Handlungen noch so vernunftswidrig sein. Je aussergewöhnlicher und absonderlicher diese sind, umso mehr scheinen sie die daran Teilhabenden zu einer Gruppe zusammenzuschweissen – was evolutionär vielleicht auch ihr Sinn ist.

Ich habe es nun unternommen, meine Gedanken bez. Religion etwas zu ordnen und zu versuchen, verschiedene Aspekte auszuleuchten, wobei ich mit einem eher persönlichen Teil beginnen möchte.

 

Im «Kokon» des christlichen Denkens

Meinen Überlegungen schicke ich ein Zitat des islamischen Gelehrten Al Ghazali (11./ 12.Jh. ) voraus (aus E.R.Dodds, Die Griechen und das Irrationale, Darmstadt 1991, 2. Auflage):

«Es gibt keine Hoffnung, zu einem traditonellen Glauben zurückkehren zu können, nachdem er einmal aufgegeben worden ist. Denn für den Anhänger eines traditionellen Glaubens ist es die wichtigste Bedingung, nicht zu wissen, dass er einem solchen Glauben anhängt.»

Es erstaunt, ja erschreckt mich, wenn ich an meine religiöse Haltung in der Jugend zurückdenke – ich bin in einem Kleinbetrieb (Bäckerei mit Restaurant, ein eigentlich eher liederlicher Ort) aufgewachsen, wobei der Vater keine grosse Affinität zum Glauben zeigte – seine Religion war das Geschäft – und die Mutter das zweite Gesicht hatte.

Die Primarschule habe ich bei den Nonnen des Klosters «Mariahilf» (rein katholisch, Buben und Mädchen getrennt) besucht, der Pfarrer war gleichzeitig der Schulpräsident. Als meine Mutter sich bei diesem «Schulpräsidenten-Pfarrer» über eine «schlagende» Nonne beschwerte, wurden unserer Bäckerei prompt die Brotlieferungen an das Kloster gestrichen. Derselbe Pfarrer hat mir und meiner japanischen Ehefrau dann viele Jahre später die Hochzeit in der gemeindeeigenen Kapelle, in der schon meine Eltern geheiratet hatten, verwehrt – eine Heidin würde den Ort entweihen. Wir haben dann Zuflucht im «Ausland», d.h. im Bildungshaus Batschuns des vorarlbergischen Rankweil gefunden, wo ein Studienfreund, ein abgefallener Theologe, uns «getraut» hat.

Nach der Primarschule habe ich das Jesuiten-Gymnasium Stella Matutina in Feldkirch besucht. Die intellektuelle, religiös intensive Umgebung bei den Jesuiten stand dabei in grossem Kontrast zum Milieu im elterlichen Arbeiter-Restaurant. Ob ich wirklich einen persönlichen Bezug zu einem wie auch immer gearteten Gott hatte, dessen bin ich mir nicht mehr so sicher, es war eher das System, das «Über-Ich» der Institution, die das ganze Leben umfasste und bestimmte.

Die Bibel bot eine Vielfalt an Geschichten, die uns prägten, vom Apfelbaum im Paradies (Erbsünde) zu Kain und Abel (Brudermord), von Noah und der Sintflut (Strafe an den unbotmässigen Menschen), Abraham (intendierte Opferung seines Sohnes Isaak), Esau und Jakob (böswillige Täuschung), von Joseph in Ägypten, Daniel in der Löwengrube, dem Riesen Goliath, von Moses und dem Auszug aus Ägypten (Plagen, Teilung des Meeres), das Schicksal des Hiob, die moralisch verderbten Städte Sodom und Gomorrha mit der zur Salzsäule erstarrten Frau des Lot, Jonas im Walfisch, den Königen David und Salomon, all den Propheten oder dem Turmbau zu Babel (Ursprung der Sprachenvielfalt).

Im Neuen Testament die Geburt Jesu trotz Jungfräulichkeit seiner Mutter (cf. Anm.1), Zacharias und Elisabeth, die heiligen drei Könige (cf.Anm.2), Jesus als «junger Bub» bei den Schriftgelehrten im Tempel, Johannes der Täufer, all die Wunder, Heilungen und Geisteraustreibungen, die Passionsgeschichte, Judas und die 30 Silberlinge, der Garten von Getsemane, der Verrat des Petrus, die Kreuzigung – das leere Grab, die Auferstehung, Christi Himmelfahrt.

Vieles habe ich nicht verstanden, so die Trinität – verstehe ich noch heute nicht -, besonders der Hl.Geist ist mir ein Rätsel geblieben, bei den «englischen Chören» habe ich mich naiverweise gefragt, was denn die Engländer damit zu tun hatten. Auch die Beziehung eines Kamels zu einem Nadelöhr hat mir nie eingeleuchtet (Anm.3). Dass Jesus über den See Genezareth spaziert ist oder Wasser in Wein verwandelt hat, leuchtete mir seltsamerweise durchaus ein.

 

Feste und Rituale

Das Leben war bestimmt von der Religion, den mit grossen Emotionen besetzten Anlässen: Ostern (Freude über Auferstehung) mit vorausgehender Karfreitagsmesse (Trauer), Weihnachten, Fronleichnam, Hochzeiten und Begräbnisse, die Kirchen allüberall – die heilige Messe (kniend-stehend-sitzend), das Glockengeläut, Palmsonntag, der Blasiussegen mit brennenden Kerzen am Hals zur Abwehr von Halskrankheiten, der Aschermittwoch nach der sündigen Fasnacht, die ewigen Schuldgefühle, die Verneinung der Sexualität, die doch nicht zu unterdrücken war, das entwürdigende Beichten, der Teufel, die Engel, all die Märtyrer, all die Heiligen (von Monotheismus eigentlich keine Rede!). Der «liebe Gott» war eigentlich ein «böser Gott», ein strafender, dem man nicht entkommen konnte – die ewigen Höllenstrafen, die der Mensch in seiner Sündhaftigkeit zu gewärtigen hatte, hingen immer als Damokles-Schwert über uns.

Wir waren wie in einem Kokon gefangen – ich habe das lange Zeit nie infrage gestellt, ja war mir sicher, dass schon die Protestanten zu bedauern waren – wie hatten die nur vom Katholizismus abfallen können! Erst dann die Heiden – die sollten doch einsehen, dass sie einem «primitiven Irrglauben» anhingen. Am schlimmsten waren die Kommunisten, die die «Religion» verboten bzw. abgeschafft hatten. Bewundert haben wir all die Märtyrer, die Einsiedler, die tapferen Missionare, die oft unter Einsatz ihres Lebes versucht hatten, diese fehlgeleiteten und von ewiger Verdammnis im Höllenfeuer (was für ein Sadismus Gottes!) bedrohten Menschen von Afrika bis Japan zum richtigen Glauben zu bringen.

 

Änderung der Sichtweise

Geändert hat sich meine Einstellung erst während des Studiums. Als Student der Altphilologie und der Indogermanistik kam ich einerseits mit den Texten anderer Religionen in Berührung – Griechen, Römer, Hindus (Veden), Parsen mit ihrem Propheten Zarathustra (Avesta) oder Hethiter. Es wurde mir bewusst, dass die Geschichte der Menschheit sich nach ihrer vermeintlichen «Entstehung im Paradies» nicht nur in Palästina abgespielt hatte, dass die Juden/Israeliten – angesiedelt zwischen den Grossmächten in Ägypten und Mesopotamien – ein (kleiner) Teil dieses Kulturraums waren und ihre Geschichte, Kultur und Religion natürlich mit diesen essentiell in Zusammenhang gebracht werden mussten.

Andererseits lernte ich die Texte bezüglich ihrer Echtheit (Textgeschichte) und Historizität zu hinterfragen; ich erinnere mich gut an meine erste Philosophievorlesung, in der der Professor zum Vorsokratiker Thales meinte, das einzige sicher überlieferte Wort von Thales sei «Wasser», das habe er gewiss einmal gesagt – Thales nimmt das Wasser als «arché» (Ursprung) allen Seins an – auf die Idee, der Thaleskreis z.B. sei eventuell gar nicht von Thales erfunden worden, bin ich selber nie gekommen.

Mithilfe eines befreundeten kritischen Theologen (Dissertation über David Friedrich Strauss: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet, Tübingen 1835) und einer jahrelangen Psychoanalyse gelang es mir dann halbwegs, mich aus diesem Kokon zu befreien.

So befinde ich mich nun im Zustand des obigen Zitats (Al Ghazali – es besteht also keine Hoffnung mehr für mein Seelenheil!) und sehe staunend von aussen auf diese christliche Religion mit ihren Texten, Festen und Ritualen, ihrer Moral und ihrem totalitären Anspruch und wundere mich, was der Nazarener (Wunderheiler, religiöser Revoluzzer /politischer Zelot?) denn in Europa mit seiner urspünglich ganz anderen Kultur zu suchen hat.

Der Nazarener würde seinerseits staunen, könnte er z.B. in einer barocken Kirche an einer Weihnachtsmesse teilnehmen, einer Fronleichnamsprozession folgen, ein christliches Begräbnis erleben oder einer Versammlung von als «Weihnachtsmänner» verkleideten versteinerten christlichen Würdenträgern (Kardinälen) zuschauen, er, der doch gegen die Pharisäer auf die Barrikaden gegangen war.

Auf meinen Reisen durch Griechenland ist mir immer wieder der Gegensatz der kraftvollen, stolzen, lebendigen Statuen der Griechen zu den unterwürfigen, leidenden Figuren mit verklärtem Blick in den christlichen, in diesem Fall byzantinischen Kirchen aufgefallen – das Christentum als Religion des Leidens, der Gekreuzigte als Sinnbild. Die erfrischende Diesseitigkeit der Griechen gegen den Blick der Christen aus dem Jammertal dieser Welt auf ein Jenseits hin.

Inschrift: ΤΩΝ ΘΥΡΩΝ ΚΕΚΛΕΙΣΜΕΝΩΝ
Jesus erscheint den 11 Aposteln, wobei der „ungläubige“ Thomas die Hand in die Wunde an Jesus‘ Seite legt.
Inschrift:
     ΤΩΝ ΘΥΡΩΝ ΚΕΚΛΕΙΣΜΕΝΩΝ
                   
«Bei verschlossener Tür»

Bronzener Wagenleker aus Delphi
Bronzener Wagenlenker aus Delphi

 

Schlussfolgerungen

Natürlich gibt es in der christlichen Religion und ihren Texten auch Grossartiges wie die «Bergpredigt» (Math.5,1ff.) oder das «Hohelied der Liebe» (Paulus, 1.Kor.13,1ff.) „Und wenn ich (die Gabe der) Rede … habe und alle Geheimnisse weiss und alle Erkenntnis, … habe aber die Liebe nicht, so bin ich nichts. … Die Liebe ist langmütig, sie ist gütig; die Liebe eifert nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie tut nichts Unschickliches, sie sucht nicht das Ihre.“

Und doch empfinde ich es heute als grosse Befreiung, von aussen auf diese christliche Welt blicken zu können. Verloren habe ich natürlich das sinnhafte Eingebettetsein in eine «stimmige» Welt, die Gewissheit auf ein Leben nach dem Tod, wobei man sich fragen muss, ob ein «ewiges» Leben denn wirklich erstrebenswert wäre.

Die ehemalige Redakteurin der „Neuen Zürcher Zeitung“ Beatrice von Matt war von Max Frisch am 8. März 1991 – er war an Leberkrebs erkrankt – zu einem letzten Aperitif an sein Krankenbett eingeladen worden. Über dieses Treffen berichtet sie: «Ich fragte ihn, ob ihn der Gedanke, tot zu sein, nicht ängstige. Nein, keine Sekunde in seinem Leben habe er sich vor dem Tod gefürchtet. Über den Tod habe er zeit seines Lebens nachgedacht, ihn bei allem immer in Rechnung gestellt. Ihn ängstige nur ‚die Sterberei‘, wie er sich ausdrückte.»

Ich hoffe, in ähnlicher Weise mit dem Gefühl, ein meist gutes und reichhaltiges Leben geführt, dabei meine Mitmenschen nicht allzusehr genervt zu haben und manchen doch ein guter Freund gewesen zu sein, einmal aus diesem Leben gehen zu können.

 

Anmerkungen

 1
Seltsamerweise gehen die Stammbäume Jesu von Joseph als Vater aus: bei Matthäus 1, 1ff. beginnt der Stammbaum bei Abraham : … und Jakob zeugte den Joseph, den Mann der Maria, aus der Jesus gezeugt wurde, bei Lukas 3,23ff. geht er von Adam aus: … Und er, Jesus, war, wie man annahm, ein Sohn des Joseph.
Die Stammbäume machen keinen Sinn, wenn nicht Joseph der Vater ist – Jesus wäre dann ja gar kein Nachfolger von König David!

Es war natürlich auch ganz praktisch, bei ungeplanter Schwangerschaft den Heiligen Geist als Erzeuger anzugeben. So hatte es in Rom bereits die Vestalin (Vestalinnen = Hüterinnen des Feuers, Keuschheitsgebot!) Rhea Silvia gemacht, die den Gott Mars als Vater der Zwillinge Romulus und Remus bezeichnete.

Die Jungfrauengeburt ist dabei ein literarischer Topos wie z.B. auch die Aussetzung eines Neugeborenen (Moses in Ägypten, Paris in Troja, Romulus und Remus in Latium): Jungfrauengeburt wie Aussetzung mit wundersamer Rettung weisen den Neugeborenen als etwas Besonderes aus.

2
Es waren weder Könige noch deren drei, sondern es handelte sich um «μάγοι» (griech. magos, altpersisch «maguš» = Weiser, Sternkundiger).
cf. Matthäus, 1 2,1 Τοῦ δὲ Ἰησοῦ γεννηθέντος ἐν Βηθλέεμ τῆς Ἰουδαίας ἐν ἡμέραις Ἡρῴδου τοῦ βασιλέως, ἰδοὺ μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν παρεγένοντο εἰς Ἱεροσόλυμα ….
«Als Jesus in Bethlehem zu Judäa in den Tagen des Königs Herodes geboren war, siehe – da kamen Weise aus dem Osten nach Jerusalem …»

3
Evtl. ist es doch urspr. ein Strick (Ankertau) gewesen (gr. κάμιλοϛ «kamīlos») und kein Kamel (gr. κάμηλοϛ «kamēlos»), die Verwechslung bewirkt durch den Lautwandel η → ι (ē→ ī), d.h. bereits zur Zeit Jesu sind die beiden Wörter identisch ausgeprochen worden.

Die urspüngliche Version lautete also:
«Eher geht ein Strick durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.»

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Marcel Looser

Marcel Looser, Geb. 1950, lebt in Dietlikon bei Zürich, Altphilologe und Indogermanist, Gymnasiallehrer (Latein und Griechisch) a.d., Schulpräsident der Gemeinde Dietlikon a.d., als solcher Gewinner des Schweizerischen Schulpreises.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Marcel Looser

    Lieber Herr Töchterle
    Ich habe nie auf Ihren Kommentar zu meinem Religionsessay geantwortet und hole es hiermit nach. Von Ihnen eine Reaktion zu bekommen, hat mich sehr gefreut – Alois hat mir manches über Sie erzählt.
    Natürlich ist unser Leben, der Jahresablauf usw. vom Christentum geprägt, natürlich ist der Islam uns fremd und die Kirchenglocken uns lieber – weil gewohnt – als der Ruf des Muezzin.
    Als politisch Verantwortlicher der Schulen meiner Gemeinde hatte ich viel mit anderen Religionen zu tun, v.a. natürlich mit dem Islam – Kopftuch (bei Lehrerinnen), Weihnachtssingen, Schwimmunterricht, Nichterscheinen der Frauen bei Elterngesprächen u.a., doch auch viel Positives – grosses Engagement bei Schulanlässen, Kulturvermittllerinnen, Dankbarkeit – viele sind es nicht gewohnt, dass Behörden etwas Gutes für sie tun wollen.
    In meinem Essay ist es mir darum gegangen, das Erstaunen darzustellen, das einen (mich) befällt, tritt man aus dem Blickwinkel des «Gläubigen» heraus und gewinnt so eine Aussensicht, wie wir das ja auch anderen Religionen gegenüber haben.
    Ich habe nun ein zweites Essay zum Thema Religion verfasst, auch dieses Mal mit persönlich Erlebtem «aufgefrischt». Ich hoffe, es ist für die Leser und auch für Sie interessant.
    Mit herzlichem Gruss!

  2. Karlheinz Töchterle

    Lieber Herr Looser, danke für Ihre Überlegungen. Wir haben vieles gemeinsam, ich bin ein Jahr älter als Sie, war in Hall in Tirol im Franziskanerinternat (etwas weniger nobel als die Jesuiten in Feldkirch), habe wie Sie Altphilologie studiert und halt statt an der Schule an der Uni unterrichtet. Am Schluss ist mir noch Politisches (Rektor, Minister) passiert. Ich denke vieles ähnlich wie Sie, sehe aber unser Christentum als Traditionsstifter, in dem wir uns, vor allem dank der Aufklärung, passabel einrichten konnten. Es reguliert immer noch unseren Jahres- und Lebenslauf: Weihnachtsbäume stehen inzwischen auch in chinesischen Hotels (mit Päckchen darunter), zumindest heiraten (auch Sie!) und sterben wollen wir immer noch mit dem von ihm gestifteteten Ritualen, also was soll’s? Das hat inzwischen doch sehr lange und mir liebgewordene Tradition, die ich nur sehr ungern gegen eine andere (z. B. fünfmal täglich Betgeschrei über Lautsprecher) tauschen möchte (viel lieber harmonisch, wenn auch in Moll gestimmte Kirchenglocken). Und auch sonst ist mir da vieles lieber als woanders, auch wenn es natürlich denkerisch oft sehr inkonsequent ist.
    Herzliche Grüße
    K. Töchterle

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