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Literarische Korrespondenz:
Susanne Preglau an H.W. Valerian
Betrifft:
Schlierenzauer!

Sehr geehrter Herr Valerian,

„es muss wohl mehr als 10 Jahre her sein“, wovon Sie in Ihren Notizen im schoepfblog erzählen.
Also ca. im Jahr 2011 oder früher.
Als Sie in der HTL in Fulpmes – denn das ist der Wohnort des „Kinds unserer Gemeinde“ Gregor Schlierenzauer – unterrichtet haben.

Erlauben Sie mir eine Zwischenbemerkung:
Sie berichten von den Burschen, mit denen eine freundliche Beziehung entstanden war. Gab es vor ca. 10 Jahren noch kein einziges Mädchen, das sich damals für eine technische höhere Ausbildung interessiert hat? Hat sich niemand an Ihrer Schule dafür eingesetzt, das zu ändern? Wie ist die Situation an dieser Schule heute?

Ich hoffe doch sehr, dass sich da etwas geändert hat.

Die Burschen hatten also ein Denkmal geplant. Mit Stolz auf das „Kind der Gemeinde“. Und das sehr zu Recht.

Sie schreiben: „Er hatte in dieser Saison einen Titel errungen. Vielleicht sogar mehrere, keine Ahnung (sic!), Weltmeister oder so ähnlich.“

Ich habe in Wikipedia recherchiert:
Gregor Schlierenzauer, geb. 1990, Wohnort Fulpmes hat im Laufe seiner Karriere große Erfolge als Schispringer erzielt:

4 Olympia Medaillen (davon 1x Gold 2010-2014)
12 WM Medaillen (davon 6x Gold 2007-2017)
5 Skiflug WM Medaillen (davon 4x Gold 2008-2012)
53 Weltcupsiege (Rekord an Weltcupsiegen im Einzelspringen)
2x Weltcup Gesamtsieger (zwischen 2008 und 2013)
3x Skiflug Weltcup Gesamtsieger (zwischen 2008 und 2013)
2x Vierschanzen Tourneesieger (in den Jahren 2011-2013)

2007 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

In den letzten Jahren hat er, nach mehreren schweren Verletzungen, keine Erfolge mehr gehabt und ist am 21. September 2021 zurückgetreten und hat seine Karriere beendet. Traurig genug! Und Sie schreiben ausgerechnet 2 Tage später am 23.9. Ihre „Notizen“, in denen Sie dem dereinst Erfolgreichen und jetzt Glücklosen nachtreten.

Ich hoffe sehr, dass durch die Zusammenarbeit Ihrer Schüler mit dem „Fachlehrer P“ damals etwas „Künstlerisches“ entstanden ist, das dem „Kind der Gemeinde“ zur Ehre gereichen kann.


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Susanne Preglau

Susanne Preglau, geboren 1955 in Wien, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien, lebt seit 1977 in Tirol. Nach einem Doktoratsstudium bei Prof. Anton Pelinka am Institut für Politikwissenschaft Lehrbeauftragte an der Universität Innsbruck. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen 2013 Veröffentlichung einer Migrationsgeschichte „Ani – Essay eines Lebens“, Verlag Limbus. Ehemalige Korrespondentin von "Blickpunkt Musical", Berlin.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Susanne Preglau

    Sehr geehrter Herr Valerian,
    zunächst möchte ich Ihren Dank der Stellungnahme erwidern und daher gerne antworten.
    Ich habe nicht „fehlendes Gendern“ bekrittelt, sondern verblüfft festgestellt, dass es vor nunmehr ca. 10 Jahren noch möglich war, unkommentiert von ausschließlich „Burschen“ in einer Schulklasse zu schreiben.
    Es ist sehr zu wünschen, dass auch an einer HTL die Stereotype abgebaut werden mögen.
    Und ich identifiziere mich in keiner Weise mit einem „feministischen Kampfhund“.
    Zu der Frage, ob sportliche Leistungen Denkmäler verdienen:
    Da geht es meiner Meinung nach gar nicht um Gregor Schlierenzauer, sondern um die Begeisterung der Schüler, gemeinsam mit ihrem Lehrer die im Unterricht erworbene „künstlerische und kunsthandwerkliche Kompetenz“ zu nützen, um ihrem damaligen Idol zu folgen, und einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem, was sie dort lernen sollten und dem, was sie im Augenblick begeistert hat.
    Diese Zuwendung den damaligen Vorbildern erst nach deren Tod zu gewähren ist doch eine allzu traurige Alternative.
    Im Übrigen gibt es auf der Welt viele Denkmäler für Menschen, die weder etwas Nützliches zur Entwicklung der Menschheit noch zu ihrem Wohlbefinden beigetragen haben.

  2. H.W. Valerian

    Keine Sorge, ich hab’ nicht die Absicht, eine literarische Auseinandersetzung ad infinitum fortzuführen. Bei Susanne Preglau möchte ich mich in erster Linie bedanken, dass sie es der Mühe wert gefunden hat, zu meinem Beitrag Stellung zu nehmen. Jede Reaktion freut einen Kommentator, selbst kritische – wenigstens zeigt sich, dass man gelesen wird, dass man also noch lebt, intellektuell gesprochen.
    Allerdings richtet Susanne Preglau auch ein paar Fragen an mich, und da gebietet mir die Höflichkeit zu antworten, und sei’s nur ganz kurz. Also, zur Sache: Zunächst wird mein fehlendes Gendern bekrittelt. Ob’s nicht auch Mädchen an unserer Schule gegeben habe?
    Es hat. Allerdings nur vereinzelt: so weit ich mich erinnern kann, niemals mehr als zwei oder drei gleichzeitig. Die Ironie dabei: jene Mädchen, die sich an unsere HTL wagten, die erwiesen sich in den allermeisten Fällen als top of the class – nicht nur schulisch, sondern ebenso im Sinne ihrer Autorität gegenüber den Mitschülern. Mit diesen Mädchen zu arbeiten war angenehmer als mit den Burschen. Das Stereotyp, wonach Metallbearbeitung nichts sei für Mädchen, erwies sich immer und immer wieder als falsch. Dementsprechend bemühten wir uns, mehr Mädchen für unsere Schule zu gewinnen, aber leider – vergebens. Da wirkte das Stereotyp einfach zu stark.
    Aber wie dem auch sei: In der Klasse, von welcher ich geschrieben habe, befand sich jedenfalls kein Mädchen. Rein männlich. Die feministischen Jagdhunde dürfen wieder an die Leine genommen werden.
    Des weiteren führt Susanne Preglau all die Medaillen und Titel an, die Gregor Schlierenzauer errungen habe. Schön. Der Ehrlichkeit halber muss ich gestehen, dass mir das damals ebenso wurscht war wie heute. Sportliche Leistungen verdienen meiner Ansicht nach prinzipiell keine Denkmäler, niemals, und Sportler dementsprechend auch nicht. Denkmäler gebühren jenen, die was Nützliches beigetragen haben zur Entwicklung der Menschheit, oder zu ihrem Wohlbefinden. Und ja, Sie haben vollkommen recht: Feldherrn gehören da auch nicht dazu.
    Noch ein paar kleine Anmerkungen seien mir gestattet: Damals, als die Schüler in den Lehrsaal kamen und mir von den Denkmal-Plänen erzählten, da fiel mir Andi Goldberger ein. Der war ja auch in den Himmel hinauf gelobt worden, doch leider erwies sich sein Verhalten in der Folge keineswegs als sonderlich bewunderns- oder nachahmenswert. Gregor Schlierenzauer war noch sehr jung – knapp zwanzig, wenn ich das recht im Kopf habe. Der hatte seine Karriere noch vor sich. Wie würde sie verlaufen? Und dann sein Leben, ein langes, langes Leben (wollen wir hoffen): Was würde, was könnte da noch alles passieren? Würde er stets seinem Ruf gerecht werden, seiner denkmalischen Vorbildwirkung? Waren da Enttäuschungen nicht gleichsam eingebaut?
    Denkmäler, so würde ich glauben, Denkmäler baut man normalerweise nachher, nicht vorher!

  3. Ralph Holtfeuer

    „Unser“ Schispringer hat in den letzten Jahren doch nur mehr gejammert. Ach, der Trainer, das Material, die Haltung hat Schuld. Deshalb kam der Rücktritt zu spät.
    Ralph Holtfeuer

  4. eibel

    danke für deinen text!!!!!!

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