Literarische Korrespondenz:
Susanne Preglau an Elias Schneitter
Betrifft:
Rasenmäher!
Lieber Elias!
Du hast vor gut einem Jahr – am 6.März 2021 – einen Beitrag im schoepfblog geschrieben: „Rasen statt Honig! Lärm statt Ruhe!“ über die Vorboten des heftig ersehnten Frühlings.
Nun ist es wieder soweit, die ersehnte Wärme, die ersten weißen Gänseblümchen und der gelbe Löwenzahn wachsen der Sonne entgegen.
Ich zitiere deinen Beitrag: „Statt eine blühende Blumenwiese wachsen und gedeihen zu lassen, sodass Bienen und Kleintiere ein fröhliches Dasein fristen können, donnern unentwegt Gras-Guillotinen über den Boden und vernichten alles, was sich ihnen gegen die Messer stellt.“
So geschehen in diesen Tagen im Garten meiner Nachbarn. Bis jetzt ist zwar kaum etwas gewachsen, aber der schrille und aufdringliche Lärm des Rasenmähers hat mich aus meiner Freude über den Frühling gerissen.
Die aufkeimenden flächendeckend wachsenden Gänseblümchen sind alle geköpft, guillotiniert und die ersten gelbleuchtenden Löwenzahnblüten werden sogar einzeln ausgestochen (!) und es verbleiben hässliche Erdkrater. Weil das ist ja Unkraut (?).
Vor vielen Jahren wurde in diesem Garten auch ein wunderbarer, üppig seine Früchte tragender Kirschbaum gefällt. Jetzt gibt es da nur mehr eine blassgrüne, kurzgeschorene, unwirtliche Ebene.
Neben dem Rasen mähen haben meine Nachbarn aber noch eine weitere seltsam anmutende Gewohnheit: Alle nach Westen gerichteten, und damit der Nachmittagssonne entgegengestreckten Fenster des Hauses, wo endlich die Sonne nach dem Winter Wärme, Licht und Luft ins Hausinnere bringen könnte (es sind inclusive Terrassentür 7 an der Zahl), sind immer (!) geschlossen und auch die Jalousien sind immer (!) geschlossen. Hier scheinen nicht Menschen, sondern Grottenolme zu leben.
Jedem nach seinen Bedürfnissen, es geht mich nichts an, aber es ist für mich völlig unverständlich und unerklärbar.
Ein Hoch dem Frühling, dem Licht, der Luft und der Natur!
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