Helmuth Schönauer
Pflanzereien mit Zahlen
Stichpunkt
Irrtümlicher Weise glauben die Menschen, dass sie sich beim Spazieren vom Denken erholen können. Das Gegenteil ist der Fall: Je älter du bist, umso heftiger setzen Fragen ein, die dich mehr quälen als die Schritte, die du in den Asphalt knallst.
Wald
Schon nach ein paar Metern stellt sich die Frage, was die in Innsbruck eigentlich anderes tun als pflanzen. Nicht umsonst ist daher die erste Frage, die sich beim Spazieren ergibt, jene nach den Pflanzungen. Der Volksmund antwortet meist genervt mit der Killerphrase: „Pflanz wen anderen!“ Inzwischen gibt es freilich eine Antwort, damit der Spaziergang gut ausgeht.
Im Vorjahr waren es fast 12.000 Stück Bäume, die auf Innsbrucker Stadtgebiet gepflanzt worden sind. Also für je zehn Innsbrucker einer. Allerdings sind die Bäume meist auf der Nordkette gesetzt worden, wo nur die Dohlen wohnen. Man müsste also ausrechnen, auf wie viele Dohlen ein Baum kommt.
Da die Klimakleber mittlerweile Angst haben, dass ihnen die versiegelten Flächen ausgehen, hier die Beruhigung des Forstamtes: 40 Prozent des Innsbrucker Stadtgebietes sind Wald!
Hund
Eine beliebte Übung ist es, so lange spazieren zu gehen, bis man auf zehn Hunde getroffen ist. Man kann das Spiel auch verschärfen: Bis man in einem Stück von fünf Hunden gebissen worden ist.
Natürlich tut man sich in der Prognostik leichter, wenn man neben den Grundrechenarten auch weiß, wann der Welthundetag ist. Der ist an und für sich am 10. Oktober. In unserem Kulturkreis wird er leider vom Kärntner Abwehrkampf überlagert, nach dem auch in Klagenfurt, Villach, Spittal und in anderen Kleinstädten Straßen benannt sind.
Im Untergrund lauert schon eine politische Initiative, die aus dem Abwehrkampf einen Hundetag machen will. Unsereins freilich weiß, dass das auf das gleiche hinausliefe. Eine Begegnung mit einem Hund ist nämlich immer ein Abwehrkampf.
In Innsbruck sind momentan 4506 Hunde beim Stadtmagistrat gemeldet. Immerhin wurden auch 49 Hunde innerhalb eines Jahres beschlagnahmt. Es gibt sieben Hundefreilaufzonen mit einer Fläche von 7.700 Quadratmetern, so dass man sich fragt, was der fremde Hund zwischen den eigenen Beinen sucht.
Natürlich ist diese Zahlenaufstellung ernüchternd und letztlich auch eine Pflanzerei. Pro Hund ergibt sich nämlich eine Fläche von 1,7 Quadratmeter, das ist für einen Hund zu wenig, für ein Kind wäre es wahrscheinlich zu viel.
Wohnung
Innsbruck ist glücklicherweise die teuerste Landeshauptstadt, was das Leben darin besonders wertvoll macht. Immerhin 130.600 Menschen haben den Mut, sich offiziell in dieser Stadt als ansässig zu outen. Sie können dabei auf 78.335 registrierte Wohnungen zurückgreifen, von denen zehn Prozent leer stehen, was ihren Wert nach jedem Jahresquartal steigert.
Geheimvertrag in Innsbruck
In Innsbruck sollen Gerüchte halber allerhand Geheimverträge unterwegs sein, seit der Bürgermeister das weite Herz für seine Freunde entdeckt hat. Theoretisch kann daher jeder, der dir beim Spaziergang entgegenkommt, einen Geheimvertrag mit dem Bürgermeister abgeschlossen haben.
Zur Erinnerung die Grunddaten eines Geheimvertrags: Bei 8000,- brutto im Monat kriegst du ca. 69.000 netto im Jahr und kostest den Arbeitgeber 139.000.
Nach Beendigung eines durch interessantes Zahlengemenge aufregenden Rundgangs steht eine Dusche an, die wieder ein eigenes Zahlenspiel auslösen kann. Zum Beispiel: Wie viele Löcher hat der Duschkopf? Wie oft fährst du mit ihm unter die Achseln und zwischen die Beine?
Oder: Wie lange würde es dauern, das von Sportlern heißersehnte 50-Meter-Becken zu füllen, wenn man auf deine Dusch-Abwässer angewiesen wäre?
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