Helmuth Schönauer
Amateure der Zeitgeschichte
Stichpunkt
(1)
– Großvater, wie war das damals, als du nach der Gefangenschaft wieder nach Tirol zurückgekehrt bist?
– Genau so wie heute. Es waren lauter fremde Leute da, damals sagten wir französische Besatzer zu ihnen, und wir hatten nichts zu sagen. Heute sind sie immer noch da, aber wir sagen Touristen zu ihnen, und dürfen nichts tun, was ihnen nicht gefällt.
(2)
– Großvater, wenn wir flüchten müssen, kriegen wir dann Asyl?
– Ei freilich, jeder, der von einem Einheitsregime drangsaliert worden ist, darf fliehen und kriegt Asyl.
– Aber wir leiden doch schon seit fast siebzig Jahren unter dem Tiroler Einheitsregime, da könnten wir uns geradezu aussuchen, wo wir das Asyl konsumieren?
– Und wie wir leiden! Aber eine Flucht ist noch anstrengender, deshalb bleiben wir vorläufig in Tirol.
(3)
– Großvater, warum werden überall die Namen von Straßen und Plätzen ausgetauscht, wenn dahinter ein Nazi steckt, nur am Innsbrucker Landhausplatz nicht?
– Das ist ein architektonisches Problem. Weil das ganze Landhaus damals von den Nazis gebaut worden ist, deshalb muss auch der Platz davor nach einem ehemaligen Parteimitglied benannt sein, damit die Einheit als faschistisches Gesamtkunstwerk erhalten bleibt.
PS:
Eine große Weisheit:
Du tust dem Kind nichts Gutes, wenn du es zeugst!
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