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Gerda Walton
Die Sache mit der königlichen Gartenparty
Zur köstlichen Satire von Walter Plasil
„Exklusiv aus Schloss Windsor“

https://schoepfblog.at/walter-plasil-skandal-der-britischen-royals-satire/

Die wirklich sehr amüsante Story, das Fitness-Studio von Schloss Windsor betreffend, hat mich daran erinnert, dass ich vor Jahren Gelegenheit hatte, nach mehreren Besuchen der prunkvollen State Rooms auch einmal den unspektakulären Teil des Castles, das fast tausend Jahre auf dem Buckel hat, kennenzulernen. Nämlich, als ich zum Abschluss einer Rundreise durch England eine bereits etwas ermattete ältere Dame im Rollstuhl durch die „hinteren“, ziemlich unspektakulären königlichen Gefilde schob, da die offiziellen Entrees zu den Prunkräumen nicht rollstuhltauglich waren.

Außen hui, innen pfui, blieb mir in Erinnerung, waren die Gänge und Stiegenhäuser doch, ähnlich wie in vielen, durch den englischen Staat unterfinanzierten Krankenhäusern, mit abwaschbarer, da und dort abblätternder weißer Ölfarbe gestrichen. Vonwegen königlich keine Spur! Eine Erkenntnis, die mich als bekennende Antiroyalistin nachhaltiger beeindruckte als eine neuerliche Besichtigung des königlichen Protzes.

Zu den offensichtlich wirksamen Marketingmaßnahmen, mit denen uns die Royals, dem Zeitgeist entsprechend, Tag für Tag mit einschneidenden Geschehnissen berieseln und mehr oder weniger beglücken, gehört auch – wem ist sie aus dem Fernsehen nicht geläufig – die alljährliche Gartenparty der englischen Queen auf der weitläufigen Rasenfläche hinter dem Buckingham Palace, den Normalsterbliche wie unsereins nie aus dieser Perspektive, sondern nur mit großem Sicherheitsabstand von der Straße aus zu sehen bekommen.

Seit vielen Jahrzehnten war die Party Juni für Juni eine Selbstverständlichkeit auf dem Terminkalender der Monarchin, so wie Trooping the Colour oder Royal Ascot, und vermutlich ist man in England nur dann jemand, wenn man auch einmal eine Einladung mit königlichem Wappen zu dieser Fete erhalten hat. Leider hat sie jetzt stark an Nimbus verloren, da nach der erzwungenen Corona- Pause nur noch die zweite Garde an Königlichen entsandt wird.

So vergeht der Glanz der Welt, würde der Lateiner sagen, denn wer kann sich schon mit ihr, der Queen, vergleichen.

Also ich hatte ja nie die Ehre, eingeladen zu werden, obwohl ich seit über 20 Jahren intensiv um das Florieren von Englands Gartentourismus bemüht bin. Aber nach meinem heutigen Wissensstand würde ich der Queen, die sich aus Altersgründen doch endlich, aber unerwartet, durch die nahe Verwandtschaft vertreten lässt, ohnehin einen Korb geben: seit ich nämlich mit einer meiner Gruppen auf einer Stadtführung genau zu dem Zeitpunkt am Palast vorbeikam, als die Party offensichtlich gerade zu Ende war, und ein nicht enden wollender Strom von Gästen aus den weit geöffneten Toren herausquoll.

Die Ladies der Hitze wegen in duftigen, zumeist geblümten Sommerkleidern, wie es sie nur in England gibt, und natürlich den berühmten, auf uns vom Kontinent etwas ausgefallen wirkenden Hutkreationen auf dem Kopf, während die Herren, durchwegs von höchster britischer Schneiderkunst eingekleidet, beim Gehen an den unterschiedlichsten Stellen immer wieder unsichtbare Knöpfe öffneten, Krägen lockerten und Ärmel aufkrempelten, so es die Schicklichkeit gerade noch erlaubte.

Zur Zeit der österreichischen k. u. k. Monarchie wäre als Dresscode für die königliche Party vermutlich Einserpanier vorgegeben worden, also besonders schöne Kleidung, fiel mir ein. Am meisten amüsierte uns Neidhammel allerdings die Tatsache, dass die Damen durchwegs, vorsichtig trippelnd und auf ihre Begleitherren gestützt, barfuß unterwegs waren, und ihre ziemlich neu wirkenden High Heels in der Hand trugen.

Da alle unisono in eine Richtung wankten, beschlossen wir, ihnen, natürlich nur rein aus völkerkundlichem Interesse heraus, zu folgen. Sie kämpften sich, einige offensichtlich mit letzten Kraftreserven, bis zu einem Imbissstand am Ende des St. James- Parks, wo sie sich nach englischer Art, barfuß aber geduldig, in einer Reihe anstellten, um etwas Stärkendes zu erwerben. „Denen sind wohl die Sandwiches zu früh ausgegangen“ meinte jemand aus meiner gartenbegeisterten Gruppe trocken.

An diesem Tag habe ich erkannt, dass ich mich nie zur Elite der königlichen Partygäste werde zählen können, ob ich nun eingeladen werde oder nicht. Erstens habe ich schon seit Jahrzehnten keine High Heels mehr in meinem Schuhschrank und ich könnte damit auch ganz sicher keine zehn Schritte gehen, geschweige denn eine königliche Gartenparty auf königlichem Rasen überstehen. Und das mit dem Hut wäre das nächste Problem, ich habe nämlich überhaupt nicht das, was man landläufig einen „Hutkopf“ nennt.

Aber sollte ich doch wider  Erwarten einmal eingeladen werden und allen Vorurteilen zu Trotz hingehen: eines werde ich dann ganz, ganz sicher tun, nämlich, ein paar ausgetretene alte Schlapfen anziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Queen oder ihren nahen Verwandten auffallen würde.

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Gerda Walton

Gerda Walton ist ein wandelndes botanisches Lexikon. Sie hat in den letzten Jahren weit über 600 Gärten dieser Welt bereist, die sie mit viel Einfühlungsvermögen auch fotografisch festgehalten und über die sie zahlreiche Artikel in renommierten Gartenzeitschriften geschrieben hat.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ingelies Zimmermann

    Ich kenne Gerda Walton sehr gut und bewundere ihr Temperament und ihre nie erlahmende Energie. Natürlich wird man mit einem Engländer an der Seite im Laufe der Jahre nicht grad very aber doch etwas “british“. Aber ihr Johnny hat klar erkannt, dass man an der Seite einer sehr fleißigen und aktiven Ehefrau ein recht angenehmes Leben führen kann.
    Allerdings trotz der Affinität zu England und der britischen Lebensart dürfte es wohl eher nicht zu einer Einladung seitens der Queen kommen.
    Aber lassen wir Gerda hochleben, sie hat sich das ehrlich verdient!

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