Gerda Walton
Die Sache mit den Weihnachts-
und sonstigen Geschenken
Notizen

Wer kennt es nicht, dieses regelmäßig wiederkehrende Dilemma, was man wohl wem zum alljährlich viel zu rasch wiederkehrenden Geburtstag schenken könnte? Noch wesentlich schlimmer steht es aber um Weihnachten, da hier der Kreis der zu Beschenkenden zumeist wesentlich ausgedehnter ist. 

So man sie nicht ohnehin bereits hat, könnte man ob dieser unvermeidlichen Problemanhäufung doch tatsächlich graue Haare bekommen, zumal man ja statt des Täters bekanntlich gelegentlich auch das Opfer ist, und sich für zumeist zwar gut gemeinte, nicht selten aber ziemlich danebenliegende Geschenke freudestrahlend bedanken muss, während man bereits verzweifelt darüber nachdenkt, wie man sie am unauffälligsten wieder loswerden bzw. weiterschenken könnte. 

Natürlich nur, wenn der Schenkende nicht klar erkennbar darauf wartet, dass man seine Liebesgabe unverzüglich und vor allem gut sichtbar ins ohnehin bereits überfüllte Bücherregal oder sonst wohin stellt oder an die Wand hängt, denn dann ist das Dilemma nicht nur vorprogrammiert, sondern unter Umständen auch langwierig bis lebenslänglich.

Neulich hat es mich auch wieder einmal erwischt und alles, was ich mir eigentlich gewünscht hätte, wären – zu meinem, vom Weihnachtsfest nicht allzu weit entfernt liegenden, x-ten Geburtstag – lediglich ein paar Kilo des inzwischen ziemlich ins Haushaltsgeld gehenden Vogelfutters oder einfach nur ein paar Meisenknödel gewesen. 

Mit fortschreitendem Alter ändern sich bekanntlich die Wünsche und Begehrlichkeiten und mittlerweile bereitet mir eigentlich nur wenig so viel Freude, wie meine gefiederten Gäste vom Küchenfenster aus an ihrer Futterstelle zu beobachten. Mit ihren nie endenden Streitereien stellen sie nämlich ein interessantes Kontrastprogramm zum überaus friedlich ablaufenden sommerlichen Bienenbesuch dar. 

Gestritten wird eigentlich ausschließlich bei den Spatzen, die zeigen manchmal ein fast menschliches Verhalten, wenn sie sich zu sechst oder siebt um den gleichen Knödel raufen, obwohl nicht weit davon entfernt ein anderer hängen würde. Und dann kann man ganz wunderbar, und auch mit mehr Einsicht und Verständnis, über unsere Politiker, unser Verhalten im Straßenverkehr und vieles andere sinnieren, Vergleiche anstellen, und sich wünschen, dass wir Menschen mehr Bienen- als Spatzen-Gene in uns hätten.

Wahrlich den Vogel abgeschossen hat aber dieser Tage ein guter Freund, der, wie mir bekannt ist, über eine Geheimquelle alljährlich eine Lieferung garantiert biologischen Olivenöls aus Kreta erhält. 

Ein bisschen überrascht war ich ehrlich gesagt schon, als er mir als Geburtstagspräsent ein relativ kleines, aber sehr hübsch verziertes Fläschchen überreichte, das der Farbe nach eindeutig Olivenöl enthielt, und stellte es der Ordnung halber gleich ins entsprechende Fach des Küchenschrankes. Bis er bei seinem nächsten Besuch den köstlichen Duft des Inhalts erwähnte, was mich zur Erklärung veranlasste, dass ich dieses Geschenk Kretas, an dem ich noch nicht geschnuppert hatte, demnächst für eine Art griechischen Abend mit ins Öl eingetauchtem, selbst gebackenem Brot verwenden würde, was ihn schallend lachen ließ. 

Wie er mir dann gestand, verwendete er das von ihm mit einer Vielzahl geheimer Kräuter angesetzte und entsprechend duftende Öl als Gesichtskosmetik. Und tatsächlich hatte er ein für sein fortgeschrittenes Alter fast faltenloses Gesicht, was ich bisher seinen Genen zugeschrieben hatte. Dass mich dieser Hinweis spontan zu einem unauffälligen Blick in den Spiegel veranlasste, ist wohl verständlich, ist so ein Geschenk doch irgendwie auch immer ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Jetzt kann ich nur hoffen, dass das Öl aus Kreta auch bei mir funktioniert und meine Gene übertölpelt. Zum Glück bin ich viel daheim, sonst wäre die Anwendung eher problematisch, weil man danach über einige Zeit zwar appetitlich, ja fast sehnsuchtserweckend nach dieser Insel, aber eben doch wie ein griechisches Kräuterpotpourri riecht. 

Sollte es Wirkung zeigen, werde ich versuchen, meinem Freund das Rezept zu entlocken und dann natürlich weitersagen. Man muss es ja nicht unbedingt als Anti- Falten-Mittel deklarieren, als Aromatherapie zur Glättung seelischer Falten, wie wir sie alle haben, wäre es fraglos auch gut geeignet.

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Gerda Walton

Gerda Walton ist ein wandelndes botanisches Lexikon. Sie hat in den letzten Jahren weit über 600 Gärten dieser Welt bereist, die sie mit viel Einfühlungsvermögen auch fotografisch festgehalten und über die sie zahlreiche Artikel in renommierten Gartenzeitschriften geschrieben hat.

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