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Elias Schneitter
Gut gemeint, aber ein Schuss ins Knie
Notizen

Nicht selten passiert es, dass man mit gutgemeinten, vernünftigen Ideen oft geradezu das Gegenteil erreicht. Das habe ich mir jedesmal gedacht, wenn ich in letzter Zeit die ÖBB zwischen Wien und Innsbruck benützt habe. 

Seit Jahren nehme ich den Zug in Anspruch, wenn ich in die Bundeshauptstadt oder zurück fahre. Inzwischen überlege ich mir aber, wieder auf das Auto umzusteigen, weil ich nicht mehr in den überfüllten ungemütlichen Zügen meine Zeit verbringen will. 

Nach meiner Erfahrung, die jetzt auch von einem Professor der Wirtschaftsuni in Wien bestätigt wurde, hängt das mit dem Klimaticket zusammen.

Grundsätzlich eine großartige Idee. Günstige Öffis, das Auto stehen lassen und alle sind glücklich! Das Ticket ist wirklich billig, und es ist klar, dass viele Besitzer (vorwiegend Pensionisten, pardon!) diese Investition, wie es so schön heißt, in vollen Zügen genießen, was ja völlig in Ordnung ist. 

Oder wie der Professor auch festgestellt hat: die günstigen Fahrkarten haben dazu geführt, dass die Qualtität massiv gesunken ist, während andererseits der Autoverkehr um nichts weniger wurde, womit die ursprüngliche Idee jedenfalls, wie es auch so schön heißt, voll in die Hose gegangen ist

Es bleibt halt nur noch die Hoffnung, dass die ÖBB möglichst bald mit besseren Fahrplänen den Ansturm etwas abfangen können.

Zufällig, während ich diesen Beitrag verfasse, höre ich übrigens im Radio, dass unsere Umweltministerin allen Österreichern, die heuer den 18. Geburtstag feiern, ein Klimaticket schenken wird. Damit sollen den jungen Leuten die Öffis schmackhaft gemacht werden und sie vom Auto abhalten. 

Na servas, kann ich da nur sagen! Viel mit dem Zug kann die Frau Minister nicht unterwegs sein, denn so wie es jetzt bei der Bahn zugeht, ist so ein Geschenk eine ziemliche Zumutung.


Note 1: Mülltrennung und Wahlrecht

Ich gehöre zu den Menschen, die einigermaßen penibel mit der Mülltrennung umgehen. Entsorge ich das Glas, den Biomüll, Papier, Restmüll, Kleider, Schuhe etc. in den entsprechenden Containern, bin ich oft überrascht über die Inhalte in den jeweiligen Kübeln. Im Bio finden sich Bierdosen, im Glascontainer Restmüll etc.

Da denke ich mir, ganz fatalistisch, eh wurscht: wahrscheinlich kommt zum Schluss alles in die Verbrennungsanlage und die Trennung ist nichts weiter als ein Firlefanz. Zugleich stelle ich mir die Frage, was Menschen, die geistig schon bei der Mülltrennung überfordert sind, eigentlich mit ihrem Wahlzettel anfangen?

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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