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Diethard Sanders
Also, das ist, weil...
Über die Digitalisierung
Essay

Montagmorgen: Sie springen voller Tatendrang die Treppe zur Garage hinab, wo sich Ihr E-Auto längst mit Elektronen vollgeschlürft hat und nur darauf wartet, die aufgebaute Spannung durch Umsetzung in Bewegung abzubauen. Fröhlich steigen Sie ein, starten und machen sich auf den Weg in einen neuen Arbeitstag.

Dienstagmorgen: Sie springen voller Tatendrang die Treppe zur Garage hinab, wo sich Ihr E-Auto längst mit Elektronen vollgeschlürft hat und nur darauf wartet, die aufgebaute Spannung durch Umsetzung in Bewegung abzubauen. Fröhlich steigen Sie ein, wollen starten. . . aber da rührt sich nichts. Sie drücken den Startknopf, wieder und wieder, doch das erwünschte Ergebnis stellt sich nicht ein. Sie schauen auf den Ladestand: am Maximum.

Da stimmt also was ganz und gar nicht. Handy raus, Notfallnummer der zuständigen Autowerkstatt wählen. Bereits nach zwei Stunden sowie einem Telefonat mit dem Arbeitgeber, wieso man heute deutlich später als normal kommt, erscheint der Mechaniker oder – vielleicht besser – der Informatiker.

Er öffnet die Motorhaube und fummelt mit ein paar Geräten, die rote und grüne Lämpchen und ein kleines Display haben herum und erklärt einem dann, was los ist. Er eröffnet: Also, das ist weil. . . und den Rest verstehen Sie nicht mehr so genau. Egal. Hauptsache, die Karre läuft wieder.

Mittwochmorgen: Siehe oben: Montagmorgen. Am Abend denken Sie sich folgerichtig, dass das eben nur mal eine kleine Panne war, sowas kommt vor, und gehen nach dem obgligaten Krimi beruhigt zu Bett.

Donnerstagmorgen: Siehe wahlweise Mittwoch- oder Montagmorgen. Alles läuft rund. Bis Sie am Abend nach Hause fahren. Sie stehen gerade im Rückflut-Stau am Stadteingang – da ist plötzlich Schluss. Sense, nix geht mehr.

Nun läuft die Übung unter Bedingungen mit erhöhtem Stressniveau ab. Während die Warnblink-Anlage läuft (wenigstens die funktioniert noch) versucht man unter dem wütenden Gehupe der langsam Vorüberstauenden den Pannendienst zu erreichen. Der beteuert, so bald als möglich zu erscheinen, aber es könnte ein wenig dauern, wegen des Staus. Nachdem sich der Stau längst wieder aufgelöst hat und die Sonne unter dem Horizont verschwunden ist, erscheint der Pannendienst.

Ein kompetent wirkender junger Mann springt aus einem überdimensionalen, gelb lackierten Jeep und macht sich gleich ans Werk. Man muss aussteigen, weil er ein paar Knöpfchen im Cockpit betätigt. Dann springt der Wagen wieder an. Dann erklärt er: Also, das ist weil. . .  und den Rest verstehen Sie nicht mehr genau. Ist auch egal. Hauptsache man kommt endlich nach Hause.

Freitag: keine besonderen Vorkommnisse.

Samstag: Großeinkauf im Supermarkt mit der Partnerin. Auto: funktioniert. Schon wird man keck und plant für Sonntag einen Ausflug – aber dann springt das Auto nicht an. Man stellt die Rucksäcke neben dem Auto ab und ruft wieder den Pannendienst. Es dauert lange, weil am Sonntag meist besonders viel zu tun ist.

Schließlich springt ein kompetent wirkender junger Mann aus einem überdimensionalen, gelb lackierten Jeep und macht sich gleich ans Werk. . . und bald startet das Auto. Während der Wagen leise elektrisch summt erklärt einem der Youngster, was los war: Also, das ist weil. . .  und wieder verstehen Sie den Rest nicht mehr so richtig.

Aber das ist Ihnen nun auch schon wurscht, denn Sie haben mittlerweile die Schnauze voll und nehmen sich vor, diese dysfunktionale Karre von einem Auto so rasch als möglich zu verscherbeln und sich ein Neues zuzulegen, denn so geht das ja wohl nicht.

Oder. . . würden SIE ein solches Auto wollen oder auf Dauer ertragen?

. . . und nun, liebe Leser und Leserinnen, tauschen Sie das Wort Auto gegen Digitalisierung aus, und schon passt wieder alles.

Denn im Namen der Digitalisierung lässt man alles mit sich machen, obwohl sich viele Programme genau so verhalten wie das beschriebene Auto. Montags nie, Dienstag ja, am Mittwoch haben sich ein paar Funktionen schnell mal Kurzurlaub genommen. Manche Programme spähen einen aus, aber welche das sind, das weiß man nicht so genau, und von jenen, von denen man es sowieso weiß, weiß man wiederum nicht so genau, was sie alles ausspähen.

Man kämpft mit Internet-Masken, die so verdreht aufgebaut sind, als hätte sie ein besoffener Elch gemacht, oder so kompliziert, als hätten sich alle Rechtsanwälte dieser Erde verbündet, um einen nur ja nicht zum gewünschten Ziel durchzulassen.

Man plagt sich mit Administrations-Programmen herum, die genauso verlässlich funktionieren wie unser symbolisches Auto und die über etwa zehn Mal so viele Funktionen verfügen als man eigentlich bräuchte.

Und überhaupt: Hat man schon das letzte update hochgeladen? – Nein? Jetzt aber flott, sonst geht gar nix mehr! Kurzum, alles, was wir bei einem Auto als untragbar empfinden würden, geht im Bereich des Digitalen glatt durch. Dort wird alles entschuldigt. Sanctissima Digitalitatis befindet sich in einer Art von Tabernakel, aus dem sie ungefährdet glänzt und strahlt und allen Wertungsskalen, wie sie sonst im normalen Leben gelten, entrückt ist.

Hier wird a priori alles entschuldigt. Ohne ein Psychologe zu sein darf man vermuten, dass die Generalabsolution, die die Digitalisierung genießt, auf einer vorausschauenden Umstellung der Täter-Opfer Rolle beruht nach dem Motto Was ich nicht ändern kann, sollte mich besser nicht aufregen.

Denn fast alles, was mit Digitalisierung zusammenhängt, kommt zumindest mit einem enormen sozialen Druck daher (zum Beispiel, ein Handy zu besitzen) oder gleich mit glattem Zwang, wie etwa die Digitalisierung am Arbeitsplatz.

Die willenlose Hinnahme aller Launen des Digitalen beruht aber nicht nur auf oben erwähnter Selbstüberlistung, sondern auch auf der stets latenten Angst, nicht mehr mitzukommen oder gar als dumm zu gelten, oder – als höchste vorstellbare Steigerung mentalen Defizits knapp vor schwerer Imbezilität – als nicht technikkompatibel. Also lieber runterschlucken und nochmals stundenlang rumprobieren, denn diese Schande könnte man nicht ertragen.

Ich persönlich komme aber ja noch aus der prädigitalen Generation, in der die Menschen (vermutlich als Spätfolge einer adigitalen Kindheit) noch über genügend Selbstbewusstsein verfügten, sich sicht- und hörbar über etwas, das nicht richtig funktioniert oder verdreht gemacht ist, aufzuregen. Und als Gipfel der Unverfrorenheit nehme ich mir diese Freiheit sogar gegenüber allem Digitalen heraus. Ja, ich bin einer dieser nörgelnden und schimpfenden Alten, die von etwas, das zu funktionieren verspricht, dies auch erwarten. Technisch nützt das natürlich gar nichts . . . aber es tut der Psyche enorm gut. Probieren Sie es!

Natürlich kenne ich das mitleidig-süffisante Grinsen der dann hinzugezogenen EDV-Experten, den eigentlichen Hohepriestern unserer Zeit, nur zu gut, aber das macht mir nichts. Sollen sie grinsen. Dann bin ich halt alt und nicht technikkompatibel, von mir aus. Und man wartet eher gelangweilt auf die anschließende Absolution des Digitalen, versehen mit der üblichen liturgischen Einleitung: Also, das ist weil. . .

Längst hat das Schlagwort Digitalisierung das Schlagwort Globalisierung vom Thron gestoßen, von welch Letzterer man sich ab Februar 2022 plötzlich dann doch gewünscht hätte, sie wäre mit etwas mehr strategischer Umsicht und weniger hirnlosem Hurra umgesetzt worden.

Ein durchaus bedenklicher Nebeneffekt der Digitalisierung par force sind die Umweltschäden, neue politische Abhängigkeiten sowie die Vergeudung begrenzter Ressourcen, die sowohl die Gewinnung der nötigen Rohstoffe und die immer noch höchst bescheidene Recycling-Rate elektronischer Produkte anrichten. Dabei kommt man praktisch nicht umhin, zumindest ein elektronisches Gerät zu besitzen, das voller problematischer Rohstoffe steckt, nämlich das Handy. Und natürlich braucht man alle paar Jahre ein Neues, wegen der vielen neuen Apps und Spielprogramme.

Im durchschnittlichen Haushalt hiesiger Gefilde steht dazu meist noch ein Flachbildschirm-Fernseher und mindestens ein Laptop. Erwachsene, die ihre persönliche Administration (wie das ja von den zuständigen Stellen gewünscht wird) online erledigen, benutzen dazu meist einen Laptop, seltener einen Stand-Computer. Für Schüler und Studenten ist ein Laptop ebenfalls längst unverzichtbar.

Ich für meine Wenigkeit nutze für meine Alltags-Arbeit vier Stand-Computer, und das tue ich nicht, um mich wichtiger zu fühlen, sondern weil es nötig ist. Das verweist auf einen Aspekt in der ganzen Weltrettungs-Debatte, der zumeist betreten totgeschwiegen wird: die Unausweichlichkeit, die vor allem in Hinsicht Nachhaltigkeit sehr bedenklichen elektronischen Geräte nutzen zu müssen.

Wer heutzutage kein Handy hat, der ist gleich dem Mönch des Mittelalters der Welt gestorben. Immer mehr Arbeitsplätze werden zu Bildschirm-Arbeitsplätzen. Ich zum Beispiel muss ganz einfach mindestens einen Computer nutzen, um meiner Arbeit in Verwaltung und Lehre auch nur im Grundbetrieb nachzukommen (von Forschung ganz zu schweigen). Und diese Computer sind – je nach Hersteller – sowieso etwa alle vier bis acht Jahre veraltet, sodass ein neuer gekauft werden muss. Der alte Computer: Elektronikschrott.

Alleine eine Universität ist damit zu einem riesigen Umschlagplatz für strategisch wichtige Rohstoffe geworden, die in den Computern drinstecken und die möglichst vollständig rezykliert werden sollten – worauf man in Mitteleuropa ja wenigstens hoffen darf.

Die nächsten internationalen Konflikte um Rohstoffe, die für elektronische Geräte benötigt werden, sind längst Wirklichkeit. Und derweil verbleibt uns nur, immer mehr Zeit und potentiell anderweitig einsetzbare Aufmerksamkeit und Energie in die Digitalisierung zu stecken und uns für den online-Kauf von zwei Salatgurken mit möglichst vollständigen Kundendaten, Benutzernummer und 12-stelligem Password (mit Sonderzeichen!) anzumelden – wegen der Sicherheit.

Den Gipfel der digitalen Unverfrorenheit erreicht man aber erst mit gekoppelten elektronischen Systemen. Zur Erklärung: Vor etwa 15 Jahren hatte ich für meine Forschung ein Mikroskop erstanden, das laut online-Prospekt vielseitig einsetzbar war und vor allem: das digitale Bilder machen konnte.

Fröhlich kam der Vertreiber des Mikroskops in mein Büro, installierte das entsprechende Programm auf meinem Stand-Computer, und ging dann hin in Frieden. Meine erste Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Die Kamera, die die digitalen Bilder machen sollte, lieferte dermaßen kleine, fippsige und pixelige Photos, dass ich sie wegen mangelnder Qualität niemals irgendwo würde publizieren können, nicht einmal in den halbjährlichen Vereins-Mitteilungen des weststeirischen Kaninchenzüchter-Verbands.

Es brauchte also eine digitale Kamera, die diesen Namen auch verdient. Zwei Monate später und um etwa 5.000 Euro leichter wurde mir dann eine neue Digitalkamera auf das Mikroskop geschraubt. Erst diese lieferte dann Bilder wie ich sie brauchte. Ob da der Hersteller der Mikroskope etwa mit dem Hersteller der Kameras. . . sagen wir, ein arrangement getroffen hat?

Inmitten all dieser nagenden Zweifel über die innersten Zusammenhänge des Wirtschaftslebens leistete die neue Kamera Jahre lang sehr gute Dienste. Bis eines Tages die Frage nach einem neuen Betriebssystem auf dem Computer auftauchte, der mit dem Mikroskop verbunden war. Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich aus reinem Zufall den Vertreiber des Mikroskops sowie der Kamera angerufen hatte wegen eines eher marginalen Details, das ich vergessen habe, und dass ich ihm dazu gleich mitteilte, dass ich den Mikroskop-Computer bald auf das neue Betriebssystem umstellen wolle. Die Reaktion meines Gegenüber war, gelinde gesagt, eine Überraschung:

Nein, auf keinen Fall, tun Sie’s nicht, sonst müssen Sie gleich eine neue Kamera dazu kaufen! rief er ins Telefon.

Das hatte mir kein Schwein, auch nicht der Vertreiber von Mikroskop + Kamera, vorher gesagt. Seitdem schließe ich den Mikroskop-Computer jeden Tag in meine Gebete ein. Wenn der kaputt geht, dann brauche ich auch eine neue Kamera, deren Preis sich inzwischen auf etwa 7.000 Euro beläuft. Von wegen ressourcenschonend.

Um zu beweisen, dass ich bei aller Kritik doch kein rückwärtsgewandter Maschinenstürmer bin, möchte ich hier ein durch und durch digitales Produkt lobend nennen: eine transportable Digitalkamera, die Bilder zwischen 6-12 Megapixel schießt, über Makro- Zoom- und Telefunktionen sowie über unterschiedliche Bild-Qualitäten und eine ganze Palette anderer Funktionen verfügt.

Was war das doch früher mit diesen Analog-Kameras für eine Schlepperei! Wollte man bei Feldarbeiten Fotos schießen, die etwas besser als Uncle Joe’s verblichene Polaroids sind, brauchte man eine Spiegelreflex-Kamera, dazu mindestens drei Objektive (die bei Wind und Wetter zu wechseln besonders reizvoll war) und natürlich mehrere 36-er Photofilme. . . bis ich eines Tages mit einem Kollegen im Feld war, der eine kleine leichte Digitalkamera ähnlich einem Colt am Gürtel hängen hatte.

Nachdem ich also meine Digitalkamera erstanden hatte, warf ich aus Erfahrung als erstes das Handbuch zur Bedienung weg, setzte mich hin und versuchte mich daran – und es klappte sofort und es klappt bis heute, weil alle Funktionen sprachlich auf eine Weise beschriftet und so angeordnet sind, dass einfach gleich klar ist, wo was ist und wie man es aktiviert oder ausschaltet. Na also, es ginge also doch. Vermutlich hat man sich bei Digitalkameras die Mühe gemacht, die Bedienung logisch zu gestalten, weil sich die Dinger sonst nicht als Massenprodukt verkaufen ließen.

Denn der Kauf einer Digitalkamera ist immerhin ein freiwilliger Akt, den man auch unterlassen könnte. Wenn einem der Arbeitgeber dagegen ein neues und wie fast stets hoffnungslos mit Optionen überladenes und dysfunktionales Administrations-Programm aufs Auge drückt, ist es egal: denn das muss man ganz einfach verwenden, also ist es wurscht, wenn man sich in seiner Arbeitszeit Stunden um Stunden mit dem korrekten Befüllen oder sonst wie Bespielen dieser neuesten elektronischen Frechheit herumschlägt. Und mittlerweile mache ich meine Photos sowieso nur noch mit dem Handy.

Übrigens: E-Autos springen morgens immer an und auch – im Falle von Hybridantrieb – das computergesteuerte Hin- und Herschalten zwischen E-Antrieb und Benzin-Antrieb funktioniert perfekt. Weil etwas anderes von den Kunden einfach nicht akzeptiert würde.


Ich hoffe, dass Ihnen dieser Artikel gefallen hat. Er hat Prof. Diethard Sanders gar nie gesehen. Der weiß gar nichts davon, hi hi. Der Artikel wurde nämlich vollsynthetisch mit der vom Herausgeber frisch eingekauften schoepfblog ChatGBT erstellt, um den Autoren in Zukunft unbezahlte Arbeit zu ersparen.

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Diethard Sanders

Diethard Sanders, alias Corvus Kowenzl, kam am 18. Februar 1960 in Hall in Tirol zur Welt und wuchs in Innsbruck auf. Erste Schreibversuche ab 12 Jahren. Der Matura an der HTL für Hochbau in Innsbruck folgten Jahre eines selbstfinanzierten Lebens und Studiums der Geologie an der Uni Innsbruck. Nach einem Doktorats-Studium an der ETH Zürich im Jahr 1994 Rückkehr an die Uni Innsbruck, wo ich mich im Jahr 2000 habilitierte. Trotz der universitären Tätigkeit nie damit aufgehört, vor allem des Nachts Bücher zu lesen, die wenig bis gar nichts mit Geologie zu tun haben.

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