Alois Schöpf
Ein Signal von Innsbruck nach Wien
Apropos
Es ist ein erfreulicher Anblick, wenn Politiker sich gegenseitig schätzen, Verlierer dem Gewinner gratulieren und dieser mit allen redet. Im Dienst der Sache, wie er sagt, was man ihm glaubt.
Insofern wäre es wünschenswert, wenn die Bilder der Wahlparty, die im Innsbrucker Treibhaus nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Bürgermeister-Stichwahl aufgenommen wurden, in der Bundeshauptstadt ernsthaft zur Kenntnis genommen würden: Da stehen nämlich die politischen Gegner von gestern nebeneinander auf der Bühne und freuen sich sichtlich, gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln.
Was uns im Gegensatz dazu in den letzten Monaten aus Wien an öffentlichen Schaustellungen erreichte, hat mit Wertschätzung und der Freude an der gemeinsamen Arbeit wenig zu tun, viel hingegen mit blankem Hass, Unterstellungen und Verachtung, alles Eigenschaften, die im Fernseher vielleicht über Unterhaltungswert verfügen, aber bei der Lösung von Problemen nicht weiterhelfen.
Und Probleme hat Anzengruber genug. Man kann nur hoffen, dass die Umarmungen und Huldigungen seiner Konkurrenten ihm nicht die Luft zu deren Bewältigung rauben.
Er sollte sich ein Beispiel an Hilde Zach nehmen, die als Fleischkäs-Hilde und aus der Wirtschaft kommend wie er, mit 23 Prozent die Stadt regierte wie eine strenge Königin aus Grimms Märchen. Auch kann man für den neuen Bürgermeister, sozusagen den Kasknödel-Hannes, nur hoffen, dass er dabei Erfolg hat. Voraussetzung ist, dass Georg Willi mit seinem großen Ego in die zweite Reihe zurücktritt und Elisabeth Mayr als Hoffnungsträgerin der Sozialdemokraten weiterhin ihren Erfolg in der fachlichen Kompetenz sucht.
Dann hätte unsere tolle Landeshauptstadt, die immerhin schon ein paarmal aus der historischen Provinz ausbrach, endlich wieder eine Führungsmannschaft, wie ihre aufgeweckten Bewohner, die offenbar gern Quereinsteiger wählen, sie verdienen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 04.05.2024
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