Alois Schöpf
Leben im Gleichgewicht
Apropos
Es muss schon einen besonderen Grund haben, dass die Bilder vom Rücktritt der Premierministerin von Neuseeland rund um die Welt gingen, obgleich man sonst von diesem Land nur etwas hört, wenn ein Verrückter ein Blutbad angerichtet hat oder die Frage auftaucht, wo die Giganto-Filmserie „Herr der Ringe“ gedreht wurde.
Hat Jacinda Ardern, als sie nicht verheimlichte, sich mehr ihrem Kind widmen zu wollen, endlich ihren Lebensgefährten heiraten zu können und als Politikerin am Ende ihrer Kräfte zu sein, durch ihre Offenheit einen Nerv der Zeit getroffen?
Angehörige der älteren Generationen, die oft dem Beruf, der Karriere, dem Geldverdienen fast alles geopfert haben, pflegen bei der Erwähnung des Begriffs „Work-Life-Balance“ nicht selten über die Faulheit der jüngeren Generationen herzuziehen.
Die Forderung, dass der berufliche Pflichtenkatalog mit einem Leben außerhalb des Berufs vereinbar sein soll, wird als mangelnde Leistungsbereitschaft interpretiert, was zuweilen durchaus zutreffen kann.
Dennoch steht die Skepsis gegenüber Work-Life-Balance – nach einer existenziellen Ganzheitlichkeit also – philosophisch auf schwachen Beinen.
Denn zu oft bleibt nach emotional gescheiterten Beziehungen und immer nur „Härte gegen sich selbst“ nur noch das teure SUV übrig, von dessen Hochsitz herab man auf die Scherben eines Lebensstils schaut, mit dem wir ökologisch gerade an die Wand fahren.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 28.01.2023
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen
Der Satz
„Denn zu oft bleibt nach emotional gescheiterten Beziehungen und immer nur „Härte gegen sich selbst“ nur noch das teure SUV übrig, von dessen Hochsitz herab man auf die Scherben eines Lebensstils schaut, mit dem wir ökologisch gerade an die Wand fahren.“ – hat mir besonders gefallen!
Viele merken erst beim Sterben, dass sie eigentlich hätten gelebt haben sollen.
Sehr einverstanden mit dem Beitrag in der TT vom Samstag