Alois Schöpf
Das waren noch Zeiten!
Apropos
Ernst Grissemann – 1934 geboren in Imst, Radiomoderator, „The Voice“ genannt, von Gerd Bacher nach Wien geholt – baute den Radiosender Ö3 auf und war auch Landesintendant von Tirol. Mit seinem Tod ist einer der letzten Pioniere gestorben, die nach dem Rundfunkvolksbegehren 1964 für einen Staatsfunk sorgten, von dem man heute nur träumen kann.
Es sei nur an Sendungen wie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ aus der Sendereihe „Impulse“ erinnert. Oder an die Abendshow „Wünsch Dir was“! An den Club2, wo heiße Themen in den Rauchschwaden von vielen Zigaretten abgehandelt wurden.
Nicht zu vergessen Walter Richard Langer mit Jazz, Gerhard Bronner mit Chansons, alles Rundfunksendungen, denen man andächtig zuhörte. Heute kaum vorstellbar!
Nicht zu vergessen auch die Landesstudios, die für Musiker und Literaten noch eine gut bezahlende Heimat waren und mit dem beliebten „Wunschkonzert“ den Einstieg in die klassische Musik ermöglichten.
Damals war der ORF mit seinen ungeniert vor sich hin werkenden Mitarbeitern noch ganz unser ORF. Und zwar deshalb, weil er es nicht als notwendig erachtete, sich mit aalglattem Führungspersonal und Zugriffsstatistiken anzubiedern, was zur Folge hatte und hat, dass er heute als moralisierende Elite weit über den Köpfen des Publikums schwebt.
Der Tod Grissemanns ruft schmerzlich in Erinnerung, wie sehr längst ein neues Rundfunkvolksbegehren notwendig wäre.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 14.01.2023
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Lieber Alois,
Danke für den Beitrag von heute! Du hast da vielen Menschen aus der Seele gesprochen! Erstens war Deine Erinnerung an Ernst Grissemann ein „Zuckerl“ und auch die Erwähnung der sehr guten Sendungen mit den demensprechenden Moderatoren. Sogar in den sog. „Schundblattln“ – sattsam bekannt, waren die Reaktionen sehr positiv. Grissemann wurde allemal gelobt und das Verschwinden der Sprechkultur bedauert. Das ist für Hörer/Seher mehr als eine Zumutung.
Bei Beiträgen der ZIB wird nur mehr genuschelt, hier speziell die Sprecherinnen, die mehr hauchen als reden. Mit Grausen denke ich an das Neujahrskonzert von heuer! Nichts gegen die junge Dame, jedoch hat sie eine Schulung der Sprache bitter nötig. Eine Piepsstimme, kaum verständlich und dann noch den Fauxpas, Franz von Suppé wurde als Suppe(!) ausgesprochen! Einfach zum Schämen, wenn man bedenkt, dass dieses Format weltweit übertragen wird!
Der ORF soll sich damit nicht brüsten, sondern in die Aussbildung der Sprecher investieren. Als Vorbild würde ich die deutsche Schauspielerin und Sprecherin Hansi Jochmann empfehlen! Jedes Wort verständlich und ein Genuss. Wobei noch zu bemerken ist, im Film ist die Situation auch nicht besser!