Alois Schöpf
Auf Kosten der Vermieter

Wurde Tirol Opfer eines kommunistischen Putsches? Man könnte nämlich zu dieser Ansicht gelangen, wenn man die Vorschläge unserer Politik zur Verhinderung leer stehender Wohnungen studiert: Eingriffe in die Eigentumsrechte, die wahrscheinlich ohnehin verfassungswidrig sind.

Statt einzugestehen, dass man in Sachen Wohnungspolitik fast alles verschlafen hat; statt Agrargemeinschaftsgründe umzuwidmen, um Bürgern bei der Eigenheimbildung zu helfen; statt überschüssige touristische Bettenburgen durch Umwidmungsprämien zu Wohnraum umzuwandeln; und statt sich in Sachen Nachbarschaftshilfe, sprich Pfusch, etwas einfallen zu lassen, um durch Eigenleistung die Kosten zu senken, vertraut man auf Zwangskollektivierung!

Unschuldige Bürger, die gute Gründe haben, Wohnraum leer stehen zu lassen, weil sie ihn für Pflegekräfte oder Kinder benötigen oder kein Geld zur Renovierung haben, sollen durch eine Leerstands-Abgabe gezwungen werden, Vermieter zu spielen.

Sie sollen also in den Dienst von Gesetzen treten, die an der ganzen Malaise die Hauptschuld tragen: in den Dienst der aus dem Geist des Austro-Marxismus geborenen Mietengesetze, die den Vermieter von vornherein unter den Generalverdacht krimineller Gier stellen.

Wer sich nämlich in all den einschlägigen, immer noch unfaireren Bestimmungen des Mietrechts auskennt, muss verrückt sein, wenn er vermietet. Darüber wäre endlich zu sprechen!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 30.04.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Georg Zobl

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Ihr Artikel vom letzten Samstag ist der beste von den vielen, die Sie wöchentlich in der TT schreiben.
    Ich wohne mit meiner Frau in einem 120 Jahre alten Haus, in dem zwei Wohnungen leer stehen. Eine ist allerdings reserviert für meine Enkel, wenn sie zu Besuch kommen. Das Mietrecht für Altbauten entmündigt den Eigentümer, der nicht einmal die bescheidene Miete nach den Richtwerten behalten kann. Das ist Kommunismus pur! Hoffentlich findet Ihr Brief die entsprechende Aufmerksamkeit.

  2. Karlheinz Veit

    Am vehementesten über diese „Leerstands-Abgabe“ hat sich ja überraschenderweise die Industriellenvereinigung (…) empört…..!
    Ein Schelm, der dabei was Schlechtes denkt…..!

  3. Walter Plasil

    Zur Glosse von Alois Schöpf vom 30.4.2022
    Mietgesetze sind eben ein Teufelswerk. In mir krümmte sich aus überbordendem Mitleid alles zusammen und Weinkrämpfe schüttelten mich, als ich vom schweren Schicksal der Wohnungsvermieter las, denen obendrein beim Vermieten das Verrücktwerden droht. Da haben die Mieter wohl das weit bessere Los gezogen.

  4. Klaus Ennemoser

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    vielen Dank für Ihren obigen Artikel in der TT vom 30. April 2022.
    Inhaltlich das Thema „Leistbares Wohnen“ perfekt und fast taxativ analysiert.
    Noch zusätzlich anzuführen wäre auch noch, dass der Bund stark geförderte und daher erschwingliche (leistbare) Wohnungen (BUWOG etc.) zur Geldbeschaffung an Investoren verkauft hat.
    Auch der Landeskulturfonds verfügt über genügend Gründe, sowie fast alle Gemeinden verfügen über Gründe und das Instrument der Widmung, um günstigen Wohnraum zu ermöglichen.
    Es gibt jedoch in fast allen politischen Lagern eine Art von Herz Jesu Bolschewiken, welche auf Kosten der privaten Eigentümer ihr politisches Versagen zur Abdeckung des Grundbedürfnisses Wohnen kaschieren bzw. sanieren wollen.
    Ihr Artikel Apropos gehörte ganzseitig auf die Titelseite als headline, damit es sicher nicht nur die verantwortlichen Politiker, sondern vor allem der Großteil der Tiroler lesen.
    Freundliche Grüße!

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