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Elias Schneitter
Meinungsumfragen zur politischen Stimmungslage
Notizen

Meinungsumfragen, vor allem im politischen Bereich, habe ich nie so richtig ernst genommen. Ich dachte dabei stets an Manipulation und Propaganda und Werbung, besonders in Vorwahlzeiten.

Wie man an den aktuellen Entwicklungen sehen kann, bin ich mit meiner Einschätzung nicht ganz daneben gelegen.

Außerdem heißt es, „wer zahlt schafft an“, und wenn eine Partei eine Umfrage in Auftrag gibt und diese bezahlt, dann will sie auch entsprechende Ergebnisse. Zudem beauftragen Parteien stets ihnen nahestehende Institute.

Was mir stets fragwürdig bei Umfragen erschien, war die Tatsache, dass aufgrund von 300 oder im besten Fall von 1.000 Befragten eine fundierte Stimmungslage eingefangen werden kann. Mir ist schleierhaft, wie das funktionieren soll, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Interviewten die Fragen auch wahrheitsgemäß beantworten. Ich persönlich hätte mir jedenfalls den Spaß erlaubt, es nicht zu tun.

Wenn übrigens Politiker mit schlechten Umfragewerten (meist von politischen Gegnern initiiert, wie das aktuelle Beispiel zeigt) konfrontiert werden, dann sagen sie, sie wollen keine Medienanalysen gewinnen, sondern Wahlen.

Was den Wahrheitsgehalt von Umfrageergebnissen betrifft, kommt mir das so vor wie der Wetterbericht von Tirol heute mit Erhard Berger. Sehr häufig liegt er nicht nur in Sachen Deutscher Sprache völlig daneben.

Den jungen türkisen Gipfelstürmern wird vorgeworfen, geschönte Medienanalysen bestellt und sie gegen Bezahlung in Medien platziert zu haben. Dass die Wunderwuzzis diese Propaganda angeblich auch noch dem Steuerzahler in Rechnung gestellt haben – da kann ich nur sagen, tolle Jungs und Mädels! Jetzt treten sie kurz zur Seite, bis das kluge Stimmvolk sie dann wieder in ihre Ämter hebt. Glückliches Österreich!

Note 1: In der jetzigen Regierungskrise hatte der FPÖ-Obmann verlangt, dass mit ihm nur auf Augenhöhe verhandelt werden kann. Bei seiner Körpergröße müssten dann wahrscheinlich alle vor ihm niederknien.

Note 2: Auf unseren Ex-Kanzler wird wieder einmal heftig eingedroschen. Auch ich kann es nicht lassen. Mich, als Kind der Kreisky-Ära, hat es sehr gestört, dass unser „Slim-Bundeskanzler“ in das bis dahin verwaiste Büro Kreiskys eingezogen ist.
Allein, wenn man die Biographien der beiden Staatsmänner vergleicht, erkennt man deutlich den Unterschied an Lebenserfahrung, die sie mit in ihr Amt gebracht haben.
Darum mein väterlicher Ratschlag an Herrn Kurz: Inskribieren Sie wieder an der UNI, schließen Sie ihr Studium ab, und beschääftigen Sie sich auch intensiv mit Geschichte, studieren Sie auch die Biographie des Altkanzlers Bruno Kreisky.
Und noch was: Wenn Ihnen Österreich wirklich am Herzen liegt, dann suchen Sie sich einen ehrenwerten Brotberuf und – um ihren Jargon zu verwenden – „verpissen“ Sie sich aus der Politik.

Note 3: Der Tourismus ist in Tirol eine heilige Kuh. Jetzt dürfen wir den Urlaubern, die zu uns kommen, auch die kostenlosen Covid-Tests finanzieren. In Deutschland wurde der kostenlose Test abgeschafft. So wird zumindest der kleine Grenzverkehr boomen.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ralph Holtfeuer

    Ein sehr gut geschriebener Artikel mit vollem Wahrheitsgehalt.
    Punkt 1: ?
    Punkt 2: Ein sehr guter Vorschlag für unseren „noch“ ExBundeskanzler aus der Ellbogengeneration.
    Punkt 3: Ich lasse mich zwischendurch immer wieder testen, obwohl ich 2x geimpft bin. Auch deshalb weil es gratis ist. Müsste ich dafür bezahlen (als Geimpfter), würde ich darauf verzichten.

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