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Elias Schneitter
Innsbruck
Notizen

Ich wohne im lärmgeplagten Speckgürtel der stolzen Tiroler Landeshauptstadt. Seit ich beruflich dort nicht mehr tätig bin, mache ich um Innsbruck meist einen weiten Bogen. Mit anderen Worten, Innsbruck ist für mich nicht der Renner.

Ab und zu bin ich in den vergangenen Jahren abends einige Male in die Stadt, ins Kino oder zu anderen Kulturveranstaltungen gefahren. Gefühlt jedes zweite Mal hatte ich einen Strafzettel an der Windschutzscheibe picken, wegen Parkzeitüberschreitung.

Vor Kurzem musste ich eine Fahrt quer durch die Stadt unternehmen und Innsbruck präsentierte sich mir als eine einzige Baustelle mit jeder Menge Umleitungen und an jeder der zahlreich vorhandenen Verkehrsampeln leuchtete mir ROT entgegen.

An einem der letzten Sonntage entschloss ich mich zu einem Kinobesuch im Metropol. Ich war zeitig dran, und wollte die Zeit für einen Besuch im Café Central zur Zeitungslektüre nützen. Ich parkte das Auto in einer Tiefgarage, machte mich auf den Weg, aber das ehemalige Künstlercafé war geschlossen: Sonntag.

Daraufhin spazierte ich in die schönste Straße der Welt (Innsbrucker Eigendefinition), die Maria-Theresien-Straße, und nahm in einem Straßencafé Platz, aber der Kellner war gerade beim Abkassieren: Frühabendliche Sperrstunde.

Ich spazierte weiter Richtung Altstadt. Es war wenig los, wenig Touristen und Einheimische, was ich sehr sympathisch fand: Sanfter Tourismus.

In einem Café nahe dem Goldenen Dachl nahm ich Platz. Wenig Gäste, aber die einheimische Bedienerin war trotzdem gestresst und als ich zum vierten Mal mein kleines Bier bestellte, meinte sie: Ich hab auch nur zwei Haxen! Charmanter Tiroler Humor. Mag ich.

Der Film „Father“ mit Anthony Hopkins war sehr berührend. Ein alter, dementer, zu Bösartigkeiten neigender Mann und ein überfordertes familiäres Umfeld. So fragt der Schwiegersohn mehrmals: Wie lang will der alte Sack uns noch auf die Nerven gehen. Sehr realistisch.

Nach dem Kino noch ein Stehglas und dann in die Tiefgarage. 13,20 für den Parkplatz. Selber schuld: Benütze Öffis!

Innsbruck, ich muss dich lassen. Gerne!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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