Print Friendly, PDF & Email

Walter Plasil
Neue Strategien zur Steigerung der Impfbereitschaft
Satire

Die EMA – die Europäische-Arzneimittel-Agentur – startet nun eine umfassende Initiative. Es geht dabei um die Unterstützung der Nationalstaaten, um die Impfraten anzuheben. Österreich ist dabei speziell angesprochen.

Gemäß des Europeans attitudes toward Vaccination, des Spezial Eurobarometers 488 der EMA, bei dem die Einstellung der jeweiligen Landesbevölkerung zu Impfungen erhoben wird, liegt Österreich, was die Zustimmung zum Impfen betrifft, weit hinter dem europäischen Durchschnitt.

Zunächst werden seitens der EMA mehrere Programme zur Förderung der Impfung aufgelegt. Auch eine Anleitung zur Durchsetzung von neuen Strategien und eine zur Verbesserung der Anreize bei immer noch impfskeptischen Bürgern soll vorgestellt werden.

Bisher durchgedrungen sind landespezifische Listen mit Vorschlägen, was konkret getan werden soll. Vor allem, und das gilt für alle Länder, sollte der Blick auch auf die internationalen Bestrebungen gerichtet werden. Generell wird in Anbetracht der Dringlichkeit der Aufgabe die fehlende Einsicht, aber auch die mangelnde Kreativität der einzelnen Gesundheitsministerien beklagt.

Aus Finnland etwa sind große Erfolge mit der Aktion „Film und Stich“ zu vermelden. Die impfenden Ärzte nähern sich dabei in der Dunkelheit den Kinobesuchern und stechen zu. Die Mediziner haben dabei genug Impfdosen und Klebepflaster in einem schmalen Trolley dabei, sodass sie immer nur kurze Wege zurücklegen müssen.

Zuvor haben die ahnungslosen Kinobesucher natürlich Freikarten bekommen, ohne zu wissen, weshalb. Aber, so wird argumentiert, all dies diene einem guten Zweck. Und auf diese Art käme man ideal an die impfunwillige Jugend heran. Die meisten Menschen berichten ja auch bei uns, sie hätten den Stich gar nicht gespürt. Bei den erprobten Ärzten in Helsinki gehört es geradezu zum Ehrenkodex, so zu stechen, dass der Geimpfte davon nichts bemerkt.

In den Niederlanden wiederum gibt es ganze Gruppen von Ärzten, die auf den Radwegen während der Fahrt vorbeiziehende Ungeimpfte mit der notwendigen Dosis versorgen. Die Krankenschwestern, die das Pflaster auf dem Oberarm kleben, folgen in einem Konvoi. Der gewünschte Effekt ist bereits eingetreten. Die Impfquoten haben alle Erwartungen übertroffen. Man wird bald von einer Herdenimmunität sprechen können, da ja in den Niederlanden Hundert Prozent der Bevölkerung Rad fahren. Mit dieser innovativen Methode wird es übrigens binnen kürzester Zeit keinen Einwohner mehr geben, der dem mobilen Spritzendienst entkommt.

Allerdings kämpft man noch mit dem Probelm, wie die Impfung korrekt in den Impfpass eingetragen wird. Hierzulande geht es ganz im Gegensatz noch darum, die Motivation der Impfmuffel zu steigern, sich den befreienden Stich (oder mehrere) überhaupt abzuholen.

Aktuelle Vorschläge für Österreich, die wohl zu weiteren Diskussionen führen dürften, liegen jetzt vor. Generell wird auf ein System von Zuckerbrot und Peitsche gesetzt. Dennoch soll die Entscheidung, ob man tatsächlich geimpft werden möchte oder nicht, vollkommen frei fallen. Motivierend soll ein Auswahlspektrum an Gutscheinen aufgelegt werden. Die endgültige Ausgabe eines Gutscheins ist allerdings erst nach erfolgreicher Immunisierung vorgesehen. In der Zwischenzeit kann auch ein Gutschein für einen Gutschein ausgegeben werden. Da wiehert halt wieder der heimische Amtsschimmel!

Der Vorschlag des österreichischen Gesundheitsministers, zur Impfbelohnung „Ein Paar Frankfurter mit Semmel, wie nach einer Blutspende“ zu verabreichen, wurde  von der EMA aufgrund der Tatsache, dass die Veganer inzwischen so eklatant zugelegt haben, als nicht praktikabel eingestuft. Ebenso nicht in die nähere Auswahl kam der Vorschlag des Bundeskanzleramtes, eine Tombola für Geimpfte zu veranstalten, bei der es einen heißbegehrten Hauptpreis hätte geben sollen: Ein Selfie mit Kurz, Freundin und Baby!

Stattdessen sind aus den Reihen der Bevölkerung einige Vorschläge für die Belohnung mittels Gutschein nach einer Impfung eingelangt.

Hier ein Auszug aus der Vorschlagsliste für Gutscheine: (Zuckerbrot)

Für Männer ab 70: Ein gratis Bordellbesuch (damit die Risikogruppe kleiner wird)
Für Frauen allen Alters: ein Gratisbesuch bei den Chippendales (damit alles erträglicher wird)
Für Katholiken: Einmal unkeusche Gedanken nicht beichten müssen (Gutschein kann direkt dem Pfarrer durchs Gitter zugesteckt werden)
Für Führerscheinwerber: Eine Gratisfahrstunde ohne Fahrlehrer (auch Autobahnfahrten inkludiert)
Für Wiener: Eine Stunde Sprachunterricht: (Wie wird das gg beispielsweise im Wort Saggen in Tirol korrekt ausgesprochen? Ebenso: heißt es Womp oder Vomp?)
Für Vorarlberger: 25 kg Chässpätzli (pro Person)
Für Tiroler: Eine Reise nach Vorarlberg (dort gibt’s viele Chässpätzli)

Gutscheine können auch verschenkt (Weihnachten naht) gesammelt oder gehandelt werden.

Wenn das mit den Gutscheinen nicht so ziehen sollte, blieben immer noch die Maßnahmen, die zugegebener Weise ein wenig Druck aufbauen könnten.

Was Ungeimpften künftig untersagt werden soll: (Peitsche!)

Verbot von Sex mit Geimpften
Verbot ohne zwingenden Grund irgendwohin zu gehen
Verbot von Zug- und Taxifahrten, Radfahrverbot in der Zeit von 5 -24 Uhr (gilt auch für Inlineskating und E-Scooter)
Verbot von Fahrten mit öffentlichen Bussen und Straßenbahnen innerhalb der Betriebszeiten
Verbot von Gehen auf Gehsteigen, die von Geimpften begangen werden (nur für Notfälle doch erlaubt, aber dann sind die Straßen zu benützen)
Verbot der Nennung von Wörtern wie Bill Gates, Impfstoff-Mafia, Eigenimmunisierung, körperliche Unversehrtheit
Verbot, diesen Verboten zuwider zu handeln

Abschließend heißt es in dem Papier der Arzneimittelagentur, dass man den Menschen nach wie vor das Impfen freistelle. Mit den neuen Vorschlägen wolle man nur helfend tätig sein. Sie mögen dazu dienen, Gedanken anzuregen, damit sich die Mitgliedsstaaten endlich etwas Vernünftiges einfallen lassen. Sonst wäre es aussichtslos, die Pandemie je zu besiegen.

Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

Schreibe einen Kommentar