Elias Schneitter
Arbeit rechtfertigt Lärm.
Die Post lobt sich selbst.
Notizen

Lärm und Arbeit

Oft habe ich den Eindruck, dass Menschen glauben, wenn sie bei der Arbeit sind, dann können sie mit ihren Maschinen Lärm produzieren, soviel sie wollen. Ihre Tätigkeit scheint das zu rechtfertigen. Besonders die Besitzer von motorisierten Gartengeräten sind da in ihren Kleingärten unerbittlich. Sie kennen keine Gnade, wenn es um die Erhaltung ihres Paradieses geht. Auf Teufel komm raus und mit Höllenlärm und ohne Rücksicht auf die Nachbarschaft wird da gemäht, geschnitten oder Laub geblasen.


Reisende und Urlaubende

Wir leben im Zeitalter der Mobilität. Flugzeuge sind voll. Züge sind voll, Busse sind voll, Kreuzschiffe sind voll, Straßen sind voll, Städte sind voll.

Ich finde das großartig, solange ich nicht davon betroffen bin. Manchmal denke ich ganz böse: Flugzeuge gehören noch voller, Busse ebenso, Züge auch, Kreuzfahrtschiffe sowieso, und vor allem auch die Städte und die Straßen. Das alles kann gar nicht genug voll und noch voller sein. Darum mein Tipp: fliegen Sie, fahren Sie mit dem  Zug, Auto, Bussen, bevölkern Sie Strände, Straßen und Städte, denn genug ist nie genug.

Trampeln Sie fröhlich die Welt nieder, bis alles niedergetrampelt ist.


Protestwähler

Bei Protestwählern habe ich oft den Eindruck, dass sie ihren persönlichen privaten Frust auf die aktuelle Politik projizieren. Wenn ich manchmal genauer nachfrage, was denn so unerträglich in unserem Land ist, kommen meist die Themen Migration und korrupte Politiker. Aber Mehr und Detaillierteres gibt´s dann nicht mehr viel.


Privatisierung Post

Die Privatisierung der Post und ihr Gang an die Börse hat das gebracht, was zu erwarten war. Nach 15 Jahren als Generaldirektor ist der Chef der Post jetzt in die Pension gegangen und hat die Entwicklung des Unternehmens über den grünen Klee gelobt. Dem kann ich nicht zustimmen.

Die Gebühren für Postsendungen sind exorbitant gestiegen, das Service ist radikal schlechter geworden, die Arbeitsverträge und die Arbeitsbedingungen für die Bediensteten sind ebenso massiv verschlechtert worden.

Was die Zusteller betrifft, sind es alle paar Wochen andere, die einem die Post bringen. Am Schalter in Wien, den ich regelmäßig frequentiere, sitzen beinahe jedes Mal neue junge Kräfte, teilweise haben sie Probleme mit der deutschen Sprache. Und dass Briefe, sogar eingeschriebene, nicht ankommen, wie es mir zweimal passiert ist, hat es früher nicht gegeben.

Soviel zur hochgelobten Privatisierung. Wahrscheinlich die einzigen, die sich darüber freuen, sind die Aktionäre.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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