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Andreas Niedermann
Die Knallbar Diaries
Folge 30- 32
Schwierigkeiten mit Deutsch
Weihnachten
Fron des Schreibens

Kapitel 30

Knallbar hat Schwierigkeit. Er lesen Buch von Autor, die nicht rechtens Deutsche schreibt. Schöne Buch, das schon. Ja, vielleicht schön, vielleicht auch anders. Einfach anders, sagt Sohn. Ist doch gut: anders.

Deutsch muss nicht gratamakalisch richtig sein. Ist doch Burenhäutel wie die Wiener spreggt. Unbedingt nicht. Aber eins ist sicherlich: Schreiben geht schlecht jetzt. Ist wie das Virus. Kommt geheim, macht Kommando und will nicht wieder spazieren.

Knallbar schreibt jetzt wie Hauser: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hausfrau. Super. Weiß nicht. Isses?

Ich geh Supermarkt und sage Gemüsedame: Hätt sie krasse Melone. Wie Holz vor Hütte. Sie ist Migrant wie ich. Sie versteht nicht: Holz vor Hütte. Aber schönes Lächel. Immer schön lächeln. Ich lechle hinterrücks. Auch.

Dann pack ich Melone bei Melonentrense oder was und geh zu den Fischen. Fische alle dod und hinter Glas, in Kühlen. Was machen Fischen in Cool? Ich will frischen Fischer. Weichen Fischele, nicht hart. Weich wie Melone, nicht hert wie Holz vor Alphütten.

Spaziere nach hause. Leer der Beutel. Bin trurrig. Ja, so ein bissele. Mogt nix. Traurig ist gut, sagt Kollege. Traurig ist gut für Geschreiben. Vielleicht er muss recht haben. Weil er ist ein guter Kolägen. Also gut, danke ich. Schreib ma halt. Was anderes kannste ja sowieso nichrt, Knoibi…

Aber das brochene Buch tu ich nicht wieder läsen. Ganz bestimm nicht.


Kapitel 31: (Weihnachten)

Zurück aus den süßen Amnesien und einem recht erfreulichen Trip durch Stressanien mit zartbitterem Aufenthalt in Wann-gehts-endlich-weiter-Land finde ich mich – geng no der Lev-André Knallbar – wieder zur Schreibfron ein und wünsche hiermit allen und allinnen, Freund, Feind und Gleichgültigen ein verdammt Frohes Fest, mit wem und was auch immer.

Die Familie Knallbar findet sich in genau 8,43 Meter Abstand zum Christbaum ein, um nach der Bescherung mit Luftdruckpistolen ein paar Kartons Hutschenreuther Weihnachtskugeln von den Ästen zu ballern.

Man gönnt sich ja sonst nichts.


Kapitel 32:

Einmal wenigstens hat Thomas Mann etwas Wahres und Gutes gesagt: Ein Schriftsteller ist jemand, dem das Schreiben schwerer fällt als den anderen.
So ist das mit Schreiben, wie mein Lieblingswirt sagt, wenn er wieder mal den Deckel zusammenrechnet.

Ich kann nur sagen, dass der Tag, an dem ich gut geschrieben habe, ein guter Tag ist, und mir deswegen der Rest, mit dem ich mich auch plagen muss, leicht fällt.

Aber wenn nicht eine einzige Zeile herausschaut, die lohnt laut gelesen zu werden, dann nervt der Rest, als hätte ich einen schlimmen Kater.

Schreiben ist nicht schön. Geschrieben haben ist schön. Sacht der Knallbar Lev-André. Glaubt es ihm ruhig. Dann wisst ihr auch, warum er dauernd diese Scheißlaune verströmt…

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Andreas Niedermann

Andreas Niedermann, 1956 in Basel geboren. Nach einer Laborantenlehre einige Jahre in Europa unterwegs. Informelle Ausbildung zum Schriftsteller in genau 50 ausgeübten Berufen. U.a. als Steinbrecher, Alphirte, Kranführer, Kinobetreiber, Krafttrainer, Koch und Theatertechniker. Seit 1989 mit Familie in Wien lebend. Gründete 2004 den Songdog Verlag. Publizierte einige Romane, Storybände und Novellen. Zuletzt „Blumberg 2 (Die Wachswalze)“ bei Edition BAES.

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