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Wolfgang Obermüller
Auf dem Weg zu mehr Freiheit und Menschlichkeit
Statement

Seit Jahrhunderten sind wir auf dem Weg zu mehr Individualität und persönlicher Freiheit. In der freien Welt leben wir unser Leben selbstverständlich so, wie wir selbst es wollen.

Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und seit wenigen Jahrzehnten auch Selbstbestimmung am Lebensende sind hohe Werte und Ziele geworden.

Mein Leben – und damit auch mein Ende (!) – gehören mir alleine.

Es handelt sich um eine internationale Entwicklung, die Zeit ist in allen liberalen, demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaften reif geworden für Selbstbestimmung am Lebensende.

Nach den Vorreitern Schweiz, BeNeLux-Staaten und Deutschland ist nun auch uns gemütlichen Österreichern ein Meilenstein gelungen: Seit 01.01.2022 ist das Sterbeverfügungsgesetz in Kraft.

Nach 87 Jahren – der Kriminalisierung der Beihilfe zum Selbstmord durch die klerikal-faschistische Dollfuss-Regierung – absoluter und von weitreichendem religiösen Aberglauben geschützter Restriktion gibt es jetzt für sehr viele Betroffene die Möglichkeit ihr Leben sanft, sicher und würdig zu beenden. Assistierter Suizid / Freitodhilfe ist legal geworden.

Von einer umfassenden Respektierung des Selbstbestimmungsrechts am Lebensende durch den Staat sind wir in Österreich aber noch weit entfernt.

Bürokratische Hürden, Respektlosigkeit vor dem freien Willen der Patienten und der massive Versuch, Menschen in ein von ihnen selbst nicht mehr gewünschtes Leiden zu drängen, sind durch eine rasche Gesetzesnovelle zu unterbinden.

Denen, die anderen ihr Wertesystem aufzwingen wollen, ist Einhalt zu gebieten. Pathologisierende Psychiater zum Beispiel, die ihre Qualifikation dazu missbrauchen, als Gatekeeper über das Leben anderer Menschen unzulässig zu bestimmen, indem sie, ihrem obskuren Weltbild folgend, Entscheidungsfähigen die Entscheidungsfähigkeit absprechen, gehören wegen Nötigung mit Gefängnis bestraft.

Die Götter in Weiß sind aus der Zeit gefallen, als Gesundheitsdienstleister haben die Ärzt:innen genau das zu tun / zu unterlassen, was der Auftraggeber Patient will, nämlich Wohlbefinden, Vitalität und Würde möglichst schnell und umfassend wieder herzustellen.

Nicht simple Heilung und Gesundheit sind die höchsten Ziele ärztlicher Kunst, sondern die Sicherstellung der Freiheit von Schmerzen und anderen Übeln, sowie der wirksame Schutz vor würdelosen Zuständen und unerwünschtem Leiden.

Insofern ist es natürlich gegebenenfalls auch ärztliche Aufgabe, Menschen bei ihrem Freitod zu unterstützen.

Als Gesunder, Minderjähriger, Nicht-Österreicher, Psychisch Kranker, Dementer … werde ich diskriminiert, indem man mir die Möglichkeit, einen sanften, sicheren und legalen Freitod zu wählen, nimmt.

Auch die massiv strafbewehrte Behinderung der Ärzte, die mir auf mein freiverantwortliches Verlangen hin die erlösende Spritze geben wollen, ist im Interesse der Humanität unverzüglich aufzugeben.

Klaus Wendling, Anna & Wolfgang Obermüller, Alois Schöpf und Landeshauptmann Anton Mattle

Wolfgang Obermüller, im Hauptberuf Unternehmer und Inhaber des Franchiseunternehmens Tiroler Bauernstandl, erhielt in Vertretung des Österreichischen Bundespräsidenten vom Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich für seinen jahrelangen Einsatz im Dienste eines selbstbestimmten Lebensendes und der Liberalisierung der Sterbehilfe.

Am Bild von links nach rechts: Klaus Wendling, Freund und PR-Berater Tiroler Bauernstandl, Anna Obermüller, Tochter, Wolfgang Obermüller, Alois Schöpf in Vertretung der ÖGHL, Landeshauptmann Anton Mattle

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Rainer Haselberger

    Ich gratuliere zum Orden!
    Das Sterbeverfügungsgesetz kann, wie dargestellt, nur ein erster Schritt auf dem Weg zur diskriminierungsfreien Selbstbestimmung sein.

  2. Klaus Sprenger

    Herzlichen Glückwunsch Herr Obermüller!
    Ihr Text bringt die wesentlichen Punkte auf den Punkt. Ja, das Gesetz ist zu novellieren und zwar rasch und zwar in Richtung mehr Liberalität, und nicht neuerlichen Hürdenaufbau: selbst Organisationen, die Befürworter der Sterbehilfe sind, wie ÖGHL und „Letzte Hilfe“ bauen teils an MEHR Bürokratie, noch mehr Schritten!
    Mir scheint, Sie fehlen auch in der ÖGHL derzeit und ich bedauerte Ihren Rückzug sehr!
    Meine Zeilen kommen in einer Situation, wo ich nun – nach einem ganzen Jahr Hürdenlauf und Kampf bei jedem Schritt – Ärzte, Notar, Apotheke – endlich am Ziel zu sein scheine: ich hoffe in den nächsten Tagen mein Präparat, das mir zur rechten Zeit noch einen würdigen Freitod ermöglichen soll, in Händen zu halten.
    Künftige Sterbewillige sollten nach einer umfangreichen Novelle inkl. Erweiterung der Möglichkeiten (Tod auf Verlangen) keinen solchen Hürdenlauf mehr erleben müssen. Verfügbare Listen, welche Ärzte, Notare + Apotheken benennen, sollten STIMMIG sein: gerade zuletzt standen Ärzte, Notare, Apotheken in offiziellen Listen, wo sich herausstellt, dass diese das IRGENDWANN auch vorhaben anzubieten! Zudem sollte es der Bevölkerung noch mehr aufgezeigt werden, dass es dieses Sterbeverfügungsgesetz seit 1.1.2022 gibt: Wie oft hörte ich „leider gibt es so ein Gesetz in Österreich noch nicht, da sind andere weiter!“
    Alles Gute und weiter Kraft für Ihren künftigen weiteren Einsatz für ein selbstbestimmtes Lebensende!
    Und Danke für Ihr Engagement!

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