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Elias Schneitter
Wer ist schuld? Wer ist der Sündenbock?
Notizen

Ob bei den traditionellen oder den asozialen Medien, kaum passiert eine kleinere oder größere Katastrophe, sofort wird die Frage gestellt: Wer ist Schuld daran? Wer ist der Sündenbock?

Darum stelle ich mir einige Krisen-Szenarien vor und liefere dem geneigten Leser gleich den entsprechenden Sündenbock dazu mit, auf dass wir immer gleich Bescheid wissen.

So wie es ausschaut, werden wir kommenden Winter entweder verhungern oder erfrieren. Wer ist Schuld? Die OMV hat versagt.

Hunderttausende Flüchtlinge belagern und überrennen die Festung Europa. Die Willkommenskultur der Gutmenschen treibt uns in die Bredouille.

Ein halber Berg donnert in die Tiefe, zerstört Menschenleben. Haben die Geologen geschlafen?

Ein Kind wurde von seinem Vater schwer misshandelt Wo war die Behörde? Zuständige Beamte sind nicht eingeschritten?

Ein Fußgänger wurde von einem Radfahrer auf dem Gehsteig überfahren. Wieso konnte das passieren? Radfahrer halten sich an keine Regeln?

Morgens nach durchzechter Nacht wache ich mit heftigen Kopfschmerzen auf. Warum ist niemand eingeschritten und hat mich vom Trinken abgehalten? Eindeutig ein Versagen der Gastgeber!

Millionen Kinder auf der Welt leiden an Hunger und sterben qualvoll daran.Keine Frage, der Westen ist die Ursache.

Diktatoren und Tyrannen unterdrücken bestialisch ihre Völker und kümmern sich einen Dreck um Menschenrechte und führen blutige Kriege. Unsere Politiker haben geschlafen

Man braucht kein Prophet zu sein, um der Menschheit die Ausrottung aufgrund der Klimakatastrophe vorherzuagen. Wer ist verantwortlich dafür?

Suchen sie sich einen Schuldigen aus. Hier einige Vorschläge:
Die Politiker
Die EU
Herbert Kickl
Der liebe Gott
Der Vollmond
Das Wetter
Das Wahlvolk
Die Eliten
Der kleine Mann
Alle anderen, nur nicht ich!

Also entscheiden sie sich.
Mit freundlichen Grüßen
Elias

Note 1: Der große Wiener Liedermacher und Bühnenautor Hugo Wiener hat einmal auf die Frage, warum er kein politisches Kabarett mache, folgendes geantwortet: „Wenn ich als Polit-Kabarettist sage, dieser oder jener Politiker ist ein Trottel, dann applaudiert und lacht schon das Publikum. Das interessiert mich nicht.“


Note 2: Frauenfußball. Bei der Fußball EM kann man beobachten, dass Frauenspiele im Vergleich zu den Männern zwar „nur“ auf mäßigem Regionalliga-Niveau agieren, dennoch die Matches die gleiche Spannung vermitteln. Also bräuchte es die hochgezüchteten Kicker mit den überdimensionalen Gagen gar nicht, um eine gute Unterhaltung zu bieten.


Note 3: Dem ORF und den anderen Medien würde ein Nachrichten-Relaunch für Ihre Informationssendungen gut zu Gesichte stehen. Unter dem Motto: „Katastrophen zum Tag!“

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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