Sehr geehrter Herr Mitterer!

„Wie ich höre, werden Bars in Ischgl verantwortlich gemacht. Das ist lächerlich. Schuld ist die kommunistische Regierung (Chinas), die uns das Ausmaß der Epidemie verheimlicht hat.“
Peter Palese, amerikanisch-österreichischer Virologe, Profil 17. Mai 2020

Lieber Felix!

Wenn man als geübter Medienkonsument zwischen den Zeilen von deiner feierlichen Rückkehr nach Tirol in eine Schwazer Gemeindewohnung liest, überkommt einen unwillkürlich der Verdacht, du müsstest in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten sein. Nicht einmal diese rechtfertigen jedoch deinen über die Medien lancierten Plan, noch rasch ein schnelles Geld zu verdienen, indem du über den Corona-Hotspot Ischgl und die damit zusammenhängenden Ereignisse einen weiteren Teil deiner Piefke-Saga zu schreiben gedenkst.

Du erzählst in deinen Stücken und Fernseh-Tatorten bevorzugt von armen Opfern und der bösen Welt, die sie zu solchen gemacht hat. Dein Publikum, das offenbar frustriert darüber ist, es im Leben nicht weiter gebracht zu haben, identifiziert sich mit ihnen und erklatscht sich damit das Privileg, durch schwarzen Kitsch in den Genüssen des Selbstmitleids zu baden. Diese Dramaturgie für Passionsspiel-Besucher und simple Gemüter, weshalb du dich auch Heimatdichter nennen darfst, glaubst du nun im Paznaun Tal bei den Infizierten, Erkrankten und Verstorbenen einerseits und den geldgierigen Hoteliers, Wirten,  Seilbahnkaisern, gekauften Politikern und unfähigen Beamten in idealer Konstellation wiedergefunden zu haben. Ja, der Plot erscheint dir in einer Weise perfekt, dass du darüber sogar den Grundsatz des einfachsten menschlichen Anstands vergisst, der besagt, dass man sich über das Unglück und den Tod anderer Menschen nicht lustig machen sollte.

Denn lustig muss es ja zweifelsfrei sein, wenn es sich um eine Fortsetzung der Piefke-Saga handelt, deren ursprünglicher Witz sich mitnichten aus der Tourismus-Kritik ergibt (du begreifst offenbar im Alter nicht einmal mehr deine eigenen Stücke), sondern aus dem uralten Problem der Herausbildung der Deutschen Nation. Nichts anderes als die Zurückweisung der Großdeutschen Lösung durch Bismarck und die Dominanz der preußischen Militärdiktatur als Gegenpart der Habsburger-Monarchie ist nämlich der Quell der Antipathie zwischen Deutschen und Österreichern. Sie findet in Kapellmeister Gottfried Piefke, der 1866 die Wiener an der Spitze seines Musikkorps durch besondere Zackigkeit beeindruckte, ebenso ihren Ausdruck wie in der Operette „Ein Walzertraum“ von Oscar Straus, in der durch den Einsatz schleimigen Wiener Schmähs aus Deutschen erst zur Liebe taugliche Menschen gemacht werden. Von dieser Spannung lebt denn auch deine Piefke-Saga, in der schlitzohrige Tiroler ihre dumm-arroganten Deutschen Gäste um den Finger wickeln, um zuletzt festzustellen, dass sie, zumindest in ihrer weiblichen Ausformung, dann doch recht akzeptabel, wenn nicht gar liebenswert sind.

Eine ähnliche Spannung zwischen Einheimischen und Gästen vor dem Hintergrund der Covid19-Pandemie aufzubauen ist nicht nur, wie schon gesagt, aus Gründen des simplen Anstands schäbig. Eine Dramaturgie, die auf die Guten, die Opfer, und die Bösen, die Täter, nicht verzichten kann und diese Spannung zudem satirisch verzerrt, um witzig zu sein, kann im konkreten Fall nur in der Selbstüberhebung eines Autors enden, der, um sich finanziell zu sanieren, anderen Gier und durch den Tourismus induzierte Amoral vorwirft.

Das Wesen eines Unglücks, und um ein solches handelt es sich bei der Corona-Pandemie trotz aller Unkenrufe der Obskuranten zweifelsfrei, ist dadurch gekennzeichnet, dass man es unterschätzt. Dies gilt vom Untergang Pompejis über Tschernobyl bis hin zu Fukushima. Es gilt aber auch für all jene Einzelpersonen, die eine ärztliche Untersuchung hinauszögern oder ein an sich alarmierendes Symptom zu lange ignorieren und dann schwer erkranken. Und es gilt auch für Ischgl, wobei erschwerend hinzu kommt, dass ohne gesetzliche Grundlagen, im konkreten Fall also das in der Kompetenz des Bundes liegende Epidemie-Gesetz, in einem freien Staat Tourismuszentren mit Tausenden von Gästen und Angestellten nicht auf Zuruf einer untergeordneten Instanz, eines Bürgermeisters etwa, oder nur auf Verdacht hin geschlossen werden können. Schwerwiegende Entscheidungen benötigen jedoch Zeit und stoßen, wie alle Entscheidungen, auf verständlichen Widerstand, was nicht bedeuten soll, dass hier nicht auch Fehler, vor allem in der wissenschaftlichen Einschätzung der Gefahr seitens der Landessanitätsdirektion, gemacht wurden. Diese Fehler können jedoch niemals, ohne obszöne Vorverurteilungen zu riskieren, als Motor einer dramaturgischen Spannung zwischen Gut und Böse eingesetzt werden. Sie können berechtigterweise nur Gegenstand einer international besetzten Untersuchungskommission und, sofern dies geboten erscheint, Gegenstand von gerichtlichen Auseinandersetzungen sein.

Aus alldem gibt es nur eine Folgerung: Dich, geschätzter Felix Mitterer, zu bitten bzw. aufzufordern, darauf zu verzichten, einen mit der Corona-Katastrophe in Ischgl zusammenhängenden neuen Teil der satirischen Piefke-Saga zu schreiben. Um zu verdeutlichen, was mit dieser Aufforderung gemeint ist, sei daran erinnert, dass dein Publikum über einige schwere Schicksalsschläge, die du in deinem Leben zu bewältigen hattest, informiert ist. Was würdest du sagen, wenn jemand auf die Idee käme, sie zu instrumentalisieren, um daraus eine Satire über einen Volksdichter zu machen, der für seine Karriere und für ein fettes Honorar alles zu opfern bereit ist? Eine ähnliche Bitte bzw. Aufforderung, über das Unglück in Ischgl keine Satire in Auftrag zu geben, richtet sich jedoch auch an den ORF und seine fast ausschließlich als Abstimmungsautomaten fungierenden, von Parteien berufenen Kuratoriumsmitglieder. Denn es kann doch wohl nicht Aufgabe einer staatlichen Fernsehanstalt sein, unter dem Motto „Freiheit der Kunst“ durch pietätlose Verhöhnung ganzer Branchen und Regionen Einschaltquoten zu generieren.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Alois Schöpf

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Dr. Michael Motz

    Eine Piefke Saga über Ischgl und Corona ist entbehrlich. Eine weltweite Seuche als halblustigen literarischen Erguss zu vermarkten ist eines Felix Mitterer unwürdig. Hier wäre jene sensible Empfindsamkeit angebracht, die der Autor zuletzt gegenüber dem neuen Verein Telfser Volksschauspiele an den Tag gelegt hat..
    Michael Motz

  2. Rinaldo

    Verehrte Frau Barbara Weber !
    Ihre Erkenntnisse sind zwar an den, Ihnen nunmehr sympathischen Herrn Alois Schöpf gerichtet. Trotzdem darf ich Ihnen dazu meinen größten Respekt ausdrücken und, mit so wenig Worten wie möglich, darauf eingehen.
    Meine Hochachtung für Ihre hochgradige Bildung und Ihrer höchsten Ansprüchen gerecht werdenden Ausdrucksweise – zugegebenerweise musste ich, geistig bei weitem nicht so hoch angesiedelt, einige Worte daraus „nachgoogeln“ – will ich dagegen protestieren.
    Was würde Ihrer Ansicht nach passieren, wenn sich plötzlich 90% der Menschheit zur Verbesserung der Lage, Beseitigung aller verbrecherischen Machenschaften und des weltweiten Unrechts zum Widerstand erheben würden, um diesem zum Recht zu verhelfen? VORAN EIN MESSIAS IHRESGLEICHEN!
    Aus gegebenem Anlaß:
    Die wenigen – als Notbremse getroffenen und bewährten Schutzmaßnahmen, etwas anderes gibt es bekanntlich noch nicht, aber gegen eine Impfung würden Sie sich ja wahrscheinlich genau so aussprechen, ohne Rücksicht darauf, dadurch möglicherweise auch Ihren Mitmenschen zu schaden – ins Lächerliche zu ziehen, ist noch weit weniger hilfreich. Es geht schon wieder los, weil die Menschen diese Maßnahmen vernachlässigt haben. Gegen deren Unvernunft ununterbrochen zu appellieren würde vielleicht verhindern, dass wieder Zwangsmaßnahmen mit Bestrafung uneinsichtiger Besserwisser eingeführt werden müssen.
    Da ist der Hebel anzusetzen – und zwar sofort !

  3. Barbara Weber

    Lieber Alois!
    Dieses statement macht Dich sympatisch. Deine Bitte um einen Staudamm für meinen Redestrom macht mich schmunzeln. Danke für Deine Freundlichkeit und Deine Geduld damit.. Aber das Ausmaß der Corona Kathastrophe sprengt alle Schleusen in mir auf. Mich hat das Wissen um das 1 % der Menschheit, die man als Elite und deep state bezeichnet, und die für uns restliche 99 % eine post humane und post Demokratie Welt bereits sichtbar und wahrnehmbar ausrollen, das Begreifen der Folgen des disruptiven Denkens aus Silicon Valley und die Manipulation der großen Banken samt Hedgefonds, Rüstungsindustrie, Pharmaindustrie ,von einem Bargeldlosen Geldystem von Bitcoins bei Amazon und Facebook aus gelenkt, von 5G Mikrowellen Antennen, die alle 100 Meter auf Strassenlaternen und öffentlichen Gebäuden angebracht sind verseucht, virtuell verblendet, digitalisiert bis auf die Schulbanken unserer Kinder, Smart Cities, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, Millioinen Roboter samt Verhundertfachung der Satelliten draussen im All, Cyber War, directed Energy weapons, Haarp, Lois, Muos-Antennen an allen NATO Stützpunkten und im Rest der Welt, CERN, Geoengineering- welches zerstörte Athmosphäre,geschwächte Ozonschicht, aufgeheizte Ionsosphäre, zerstörte Äthersphäre bewirkt, in Folge davon toxische Sonne, Lungenkrankheiten, geschwächtes Imunsystem aller Geschöpfe von den Bienen angefangen- zu Wald, Mensch, Wasser, Erde, – Stürme , Dürrekathastrophen als Folge davon, dieses Wissen hat mich an einer Weiterführung des Experiments Menschheit längst verzweifeln lassen- und jetzt durch die Art der Inszenierung von Corona hat sich das Ganze bestätigt, daß das tatsächlich geplant und durchgeführt wird ohne Rücksicht auf Verluste. Ich komme vom Theater. Ich kann erkennen, wann jemand Regie führt. Meine Fähigkeit als gebildeter, kultureller, vor allem sensibler, ursprünglich ebenso wie Du durchaus optimistischer und tief vertrauensvoller Mensch noch einen positiven, oder gar humorvollen Gedanken formulieren zu können, ist mir leider abhanden gekommen. Die 90 % der Menscheit, an die Du glaubst, schläft, oder hat sich verkrochen, hat vor der 2.Welle Angst, hat Angst zu husten, sitzt mit Mundschutz in den öffentlichen Verkehrsmitteln- obwohl wir alle wissen, daß dieser Lappen nichts nützt, und alle Viren durchlässt.
    Aber- ich hoffe, die Hoffnung stirbt wirklich zuletzt. Dafür müssten wir aber zu 90 % aufstehen und handeln. „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!
    Bert Brecht.
    und Barbara

  4. Andreas Braun

    Lieber Felix Mitterer!

    „Die Botschaft, Du würdest – auf die Causa Ischgl rekurrierend – die Fersehserie “ Piefke Saga “ um eine weitere Folge bereichern, hörte ich wohl, allein mir fehlte der Glaube!“ ……Umso mehr, als ich aus informierten Kreisen des ORF erfuhr, dass es keinerlei konkreten Konzepte einer Realisierung gäbe.

    Offenbar könnte es sich sohin um „Fake News“ handeln!

    Fazit: lieber Felix, dementiere rasch!!

    Den Argumenten von Alois Schöpf prinzipiell zustimmend grüßt dich Dein alter, im Piefke Saga Nr. 5 Lustspiel beim Club 2 des ORF Studio Tirol mitspielender

    Andreas Braun herzlich!

  5. Barbara Weber

    Lieber Alois!
    Ja gut. DAs muss ich wohl respektieren. Dann ist der Welt und uns, die wir demnöchst zwangsgeimpft werden- wirklich nicht mehr zu helfen denn heute war die Meldung im Ö1- dass das Medikament Remdesivir von Bill Gates‘ Firma Gilead frei gegeben wurde- Es ist nicht eine einzige Theorie dabei- das sind alles fundamental gut recherchierte und nachgewiesene Tatsachen von anderen Virologen, Experten,Epidemologen, Journalisten. Es findet alles genauso statt. – aber es steht natürlich jedem frei, den Kopf in den Sand zu stecken, um sein eigenes Weltbild nicht zu gefährden..
    Alles gute
    Barbara Weber.
    damit werde ich natürlich von deinem Blog verschwinden, und Dich nicht mehr mit meinen Verschwörungstheorien belästigen.

    Barbara Weber

    1. Alois Schöpf

      Liebe Barbara!
      Bitte sei mir nicht böse, dass ich nicht mein naturwissenschaftliches Denken einerseits und meinen Glauben an die Menschheit andererseits ablegen kann. Ich wäre aber froh, wenn du mir dennoch als Kommentatorin in Sachen Kultur und die Theaterkunst erhalten bliebest. Vielleicht in etwas geraffterer Form als bisher.
      Mit herzlichen Grüßen
      Alois Schöpf

  6. Alois Schöpf

    Liebe Barbara Weber!
    Du hast zu meinem Brief an Felix Mitterer einen ausführlichen Kommentar verfasst, der voll von für mich unakzeptablen Verschwörungstheorien ist. Ihnen möchte ich auf meinem schoepfblog keinen Platz einräumen. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich deinen Kommentar zurückgewiesen habe.
    Alois Schöpf

  7. Rinaldo

    Zum einleitenden Satz, betreffend Verantwortlichkeit für die Auswirkungen der Seuche:
    Es war bereits Ende 2019 bekannt und hätte auch unserer damaligen Regierung, inklusive dem Botschafter in Peking bekannt sein müssen, dass sich in China eine Seuche rasend schnell ausbreitet. Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen, bereits zu diesem Zeitpunkt, hätten vielleicht ein Chaos in einem derart gewaltigen Ausmaß durchaus verhindern können. Auf Grund dieses Versäumnisses blieb doch nichts mehr anderes übrig und war vollkommen richtig, eine Notbremsung vorzunehmen, welche heute unerklärlicherweise von verschiedenen Seiten kritisiert wird. Wenn ein Gewitter aufzieht, dann sollte man zeitgerecht versuchen sich zu schützen und nicht erst wenn links und rechts die Blitze einschlagen.

    Zum Inhalt:
    Diesen sollte und wird sich der angesprochene Autor wohl zu Herzen nehmen.
    Die „kratzende Feder“ ist ein Markenzeichen des Herrn Schöpf, der jedoch bekanntlich gleichermaßen die „feine Klinge“ exzellent zu führen versteht, welche ich in diesem Text zu meinem Bedauern sehr vermisse.

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