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Walter Plasil
Gründung einer islamischen Partei in Österreich
Fragmentarische Reflexion

Es ist unmöglich, der weltweiten Flut von Texten zur Religionsproblematik noch Essenzielles hinzuzufügen. Was vielleicht trotzdem noch geht: Eine fragmentarische Reflexion zum Thema.

Zuvor ein Blick zurück in dunkle Zeiten: Nach mythischen Kulten wurden Juden- und Christentum zu Role-Models der 1. Welt. Aber die Konkurrenz schlief nicht. Der Islam und unzählige Sekten drängten sich auch noch ins Geschehen.
Sie alle leben mit der Faktenwelt im Clinch. Die Gründungsmythen von Religionen basieren durchwegs auf Fake-News. Und was sie in musealen Schriften an Weisheiten verbreiten, haben findige Autoren bei Vorläufern abgeschrieben und zu Wundern umgedichtet.

Religionen sind untereinander erbittert verfeindet. Nicht zuletzt dadurch haben sie ein globales Megadrama in der humanen Geschichte angerichtet. Eines, das sich bis heute hinzieht!

Unser Zusammenleben braucht Regeln. Drumherum wird der demokratische Staat gebildet. Mit Religionen ist aber kein Staat zu machen. Der kann nämlich nur existieren, wenn die Staatsbürger dabei vom Prinzip ausgehen dürfen, dass das, was im Staat vereinbart ist, auf logischen Fundamenten beruht. Logisch meint, den Denkgesetzen entsprechend. Aber Religiöse Dogmatik beißt sich mit Logik. Und von Demokratie findet sich in den Satzungen der Glaubensfraktion keine Spur. Auch als Förderer von Wissen und Fortschritt fallen sie wenig auf.

Ja, unser Staat und die Demokratie, das läuft alles nicht fehlerlos, aber wir bemühen uns. Zum Glück haben wir die Wissenschaft. Und die Kunst. Und dann noch die Philosophie. Und die Aufklärung. Dank an Diderot, Darwin und die grandiosen Helden, die uns die größten Steine schon aus dem Weg geräumt haben. Schrittweise geht es weiter mit der Absicht, die religiöse Dogmatik dorthin zu drängen, wo sie heutzutage hingehört: In die Agenda der Historiker. Jedenfalls raus aus dem modernen Alltag.

Menschliches Zusammenleben kommt sehr gut ohne bigotte Belehrung oder religiös intendierte Zwänge aus. Nur die Befreiung davon ermöglicht weltanschauliche Meinungsfreiheit. Und sie wiederum ermöglicht Menschenrecht. Darunter übrigens auch das Recht, trotzdem religiös zu sein.

Wer also partout an Irgendetwas oder Übersinnliches glauben möchte, dabei aber keine Regeln verletzt (außer diejenigen der Logik), soll das dürfen. Staatliche Gesetze sind der Rahmen für alles, was Menschen zum friedlichen Zusammenleben brauchen. Sogar Dummheit ist in der liberalen Gesellschaft nicht verboten. Aber sie wird nicht gerade zum Staatsziel ausgerufen.

Die wirklich Religiösen können einem aber auch leidtun. Nicht, weil der Staat sie einengt, sondern sie tun das selbst. Wenn sie regelkonform leben möchten, dürfen sie zum Beispiel nicht immer, und manches sogar überhaupt nicht essen oder trinken. Bedauernswert!

Auch die Eleganz des Outfits der schrifttreuen Schäfchen leidet gewaltig. Frauen wird züchtige Bekleidung, Kopftuch oder Ganzkörperverhüllung vorgeschrieben. Männer sollen grimmige Bärte oder gar Locken tragen. Ihre Anführer hingegen, die legen sich mitunter kostbar bestickte Roben an. Wohl um bedeutungsschwer zu wirken, setzen sie sich auch noch witzige Hüte auf.

Das ist jedenfalls den Frauen gegenüber ungerecht und kränkend. Zur Strafe sollte das einmal umgekehrt gemacht werden! Gläubige Männer sollten sich verhüllen müssen und die bestickten Kleider und flotten Hüte den Frauen überlassen!

Klar, es kommt nicht gut an, wenn man versucht, den Religions- Funktionären dreinzureden. Vor allem, wenn man gar nicht zur Stammesgruppe gehört. Da ist wohl der Tatbestand von Ketzerei gegeben.

Christliche Vereine leiden an schwindender Beliebtheit. Etliche der Gebote und Verbote aus alten Schriften kümmern die moderne Zivilgesellschaft längst nicht mehr. Versuchen nun moslemische Vereine in den westlichen Demokratien deren Platz einzunehmen?

Die Katholiken können sich in einem Punkt noch zurücklehnen: Sie genießen den Reichtum und ihre wirtschaftlichen Privilegien. Sie werden nämlich (zur Hälfte und zwangsweise) von den Heiden finanziert. Das ist ungerecht. Wir, die Häretiker, wir sind mehr geworden und lassen uns das nicht mehr gefallen. Wir legen Protest ein und rufen: Gläubige: Ihr sollt euch eure Religion selbst bezahlen. Freilich: Vor dem Dom ankleben werden wir uns vorerst nicht. Wir hoffen auf Einsicht.

Die anderen, die Moslems, die stecken allem Anschein noch in der Phase vor einem Revival. Keine Aufklärer in Sicht! Beobachter meinen, sie hätten ja noch 600 Jahre Zeit, bevor sie so alt werden, wie es das Christentum geworden ist.
Ist das islamische Glaubensgebilde überhaupt darstellbar, wenn es dem laizistischen Staat Vorrang einräumen müsste? Auch der europäische Islam ist weder unpolitisch und schon gar nicht demokratisch grundgelegt.

Immer wieder geraten islamische Glaubenseiferer (Zeloten) ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zumindestens ein Buch gelesen haben. Die Handlungsanweisungen, die sie daraus generieren, bestehen darin, zu verlangen, dass etwa der Staat vom einem (vom verborgen existierenden Religionsgründer befugten) geistlichen Religionsführer gelenkt werden solle.

Die Funktionäre, Muftis, Imame, Mullahs oder Scheichs dürften dann Menschen und Gegenstände, Kriege, oder alles Mögliche und am Ende auch sich selbst als sakrosankt darstellen. Zudem dürfen sie bestimmen, wer oder was radikal zu bekämpfen ist. Könnten sie es, würden sie dann unsere (angeblich dekadenten) Demokratien abschaffen?

Als Zeloten kämpfen sie wie alle Religiösen mit der Bedeutung der Begriffe Wahrheit, Wahrscheinlichkeit, Logik und Vernunft. Das sind immerhin nach gängiger Interpretation die wesentlichen Bausteine menschlicher Intelligenz!

Aber wer Fakt und Fake ständig durcheinanderbringt, verfügt über ein fragwürdiges Bildungsprofil, im Hinblick auf die Erfordernisse, die es gibt, um ernst genommen zu werden. Ayatollahs oder Kalifen als Staatenlenker? Geschichte lehrt uns, was daraus wird, wenn es so ist.

Jetzt soll in Österreich eine islamische Partei gegründet werden. Was ist da zu erwarten?

Vermutlich das Gleiche, das vor X Jahren das Christentum getan hat. In dem Fall halt, nicht die Bibel, sondern den Koran als verbindlich erklären, Ungläubige sanktionieren und die als wahr gepriesenen Aussagen eines Propheten verbreiten. Dazu fällt mir Popper ein. Der meinte sinngemäß: Schon allein der Gedanke, die Wahrheit über etwas erfahren zu können, ist anmaßend.

Wer jetzt immer noch gläubig ist, für den gibt es zum Glück Hoffnung. Viele taten es schon, man kann es schaffen: Sich von den religiösen Fesseln zu befreien. Glückliches Leben ist möglich!

Und wer auch noch Gutes tun möchte, der leiste Sozialdienst anstatt Gottesdienst. Da ist die Zeit weit besser genutzt. Das Leben im liberal-demokratischen Rechtsstaat ist allemal reizvoller als im theokratischen Gottesstaat.

Literatur: Walter Plasil. Sakrament und Kruzifix. 2021. BoD

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Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Margit Jordan

    Kommentar zum Text von Walter Plasil: Gründung einer islamischen Partei in Österreich.
    In einer säkularisierten westlichen Welt grenzt die Gründung einer Religion an etwas Unglaubliches und nicht mehr Verständliches. Nach den zahlreichen weltweiten Glaubenskriegen und Fehlentwicklungen von Ideologien aus der Vergangenheit bis heute wuchs die Hoffnung auf ein tolerantes und nicht von Dogmen beherrschtes Zusammenleben, in denen nicht Religionen die Regeln vorgeben sollen, sondern frei gewählte Demokratien freien Bürgern erlauben sollen, an Gesetzen selber mitzubestimmen. Doch in Gesellschaften des Konsums und der reinen Gewinnorientierung ist ein freies und möglichst unabhängiges Denken und Leben schwer möglich. Nicht durch immer mehr Vorschriften, Gesetze, Normen und religiöse Dogmen finden wir zur angestrebten Selbstbestimmung, sondern eher durch ein eigenständiges Wahrnehmen der Zusammenhänge und Machtstrukturen unserer Zeit, was im Text von Walter Plasil klar zum Ausdruck kommt. Auch der Ethik-Unterricht kann dazu beitragen, den Blick auf unsere komplexe Welt zu öffnen.

  2. c. h. huber

    religionen wird es immer geben, denke auch ich, viele menschen brauchen sie zur orientierung. doch man muss sie im zaum halten staatlicherseits – also verpflichtender ethik-unterricht in den schulen samt unterricht über die grundprinzipien der verschiedenen „großen“ religionen. bin aber skeptisch, ob das zu weniger hass und kriegen führen würde, menschen finden auch ohne religion immer wieder gründe zum gegenseitigen einschlagen der köpfe.

  3. Robert Muskat

    Dies spricht mir aus Seele und Herz! Eigentlich ist nichts hinzuzufügen, nur eins: gäbe es keine staatliche Anerkennung von Religionen, keine Zwangs- Taufe/- Beschneidung usw., keinen schulischen Religionsunterricht, dann hätte es sich bald mit den Religionen! Ach ja, und religiöse Fanatiker sofort raus aus sämtlichen Regierungen!

    1. Reinhard Kocznar

      Das sehen Sie zu optimistisch, Religionen wird es immer geben. Allerdings müssen Religionen endlich, im dritten Jahrtausend, wirklich zur Privatsache werden und es ist staatlich lediglich dafür zu sorgen, dass deren Ausübung andere nicht behindert oder in Zwang hält.
      Jede Art von Blasphemieparagraf muss gestrichen werden.

      1. Robert Muskat

        Vollkommen richtig! Vor allem sollte man diejenigen, die irgendwas von Blasphemie faseln, dazu zwingen, einen Beweis für die Existenz einer Gestalt namens
        „Gott“ vorzulegen. Ein Fantasiewesen kann man nämlich nicht beleidigen oder entehren!

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