Keine Zukunft ohne Online

Amazon profitiert voll von der Corona-Pandemie und ist im 1. Halbjahr um 40 Prozent gewachsen. Dem steht gegenüber, dass im Oktober 60.000 österreichische Handelsangestellte arbeitslos waren und, wenn die Staatshilfen auslaufen, im Handel unzählige Unternehmenspleiten drohen. Entsprechend dringend sind die Forderungen von Händlern, Gewerkschaften und Umweltorganisationen, die Onlinegiganten endlich durch Regularien an die kurze Leine zu nehmen.

In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, bis zu welchem Punkt dies den Grundsätzen einer liberalen Wirtschaft entspricht, die jenen belohnt, der tüchtiger ist, und nicht jenen, der die staatlichen Eliten auf seine Seite zieht. Dass es nämlich auch in Österreich gleich gut und schnell wie bei Amazon gehen kann, kann ich als langjähriger Kunde eines Bürobedarfszulieferers bestätigen: Wenn ich am Dienstag bestelle, trifft die Ware mit der Post am Mittwoch ein.

Dieser Beobachtung widerspricht allerdings die Beobachtung Josef Margreiters, des Chefs der Lebensraum Tirol Holding, der versuchte, ein Tiroler Onlineportal aufzubauen und feststellen musste, dass zu viele Firmen für das Onlinezeitalter noch überhaupt nicht oder zu wenig gerüstet sind.

Es liegt sicher nicht an uns Kunden! Wir würden mit Begeisterung regional einkaufen. Allerdings muss der Komfort an die viel gescholtene internationale Konkurrenz zumindest heranreichen.

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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