Susanne Preglau
Petrus Canisius
Schutzpatron der Diözese Innsbruck?
In den letzten Tagen wurde in der Tiroler Tageszeitung des 500. Geburtstags des Innsbrucker Diözesanpatrons Petrus Canisius (1521-1597) gedacht. Der Innsbrucker Theologe und Historiker Matthias Moosbrugger hat sich in einer Biographie mit dessen Leben beschäftigt (im Tyrolia Verlag erschienen).
Die 1964 gegründete Diözese Innsbruck kürte Petrus Canisius, Gegenreformator und erster „deutscher Jesuit“, zu ihrem Schutzpatron. Bischof Hermann Glettler verlieh nun in dessen Namen die höchste diözesane Auszeichnung, den Petrus-Canisius-Orden, an Herwig van Staa und andere verdiente Tiroler.
Matthias Moosbrugger geht in seiner Biographie allerdings auch auf dessen „Schattenseiten“, seine Rolle bei den Hexenverfolgungen, ein: „Canisius sei daran beteiligt gewesen, das fatale Gift des Hexenglaubens unter den deutschen Katholiken zu verbreiten“.
Ist es gerechtfertigt, im Namen dieses „Theoretikers der Hexenverfolgung“ heute, mehr als 200 Jahre nach dem Beginn der (durchgesetzten?) Aufklärung, Orden an verdiente Persönlichkeiten durch den in Tirol höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche zu verleihen?
In diesem Zusammenhang erscheint mir auch ein Artikel in der Tiroler Tageszeitung interessant, in dem die geforderte Entfernung einer Statue des „bedeutenden Bürgermeisters von Wien und geiferndem Antisemiten Karl Lueger (1844-1910)“ thematisiert wird. In dessen Namen werden hoffentlich keine Orden mehr verliehen.
Ob es gegen Hexen oder Juden geht, scheint mir keinen großen Unterschied zu machen.
Tiroler Tageszeitung vom 27. April 2021
„Diözese Innsbruck zeichnete Tiroler Persönlichkeiten aus“
Tiroler Tageszeitung vom 3. Mai 2021
„Schillernder Diözesanpatron feiert seinen 500. Geburtstag“
Tiroler Tageszeitung vom 6. Mai 2021
„Lueger soll vom Sockel geholt werden“