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Stephan Eibel
Gedenken an den Tod der Mutter

am 15.april ist muttis 91igster geburtstag. am 18.mai 2021 ist sie gestorben. dieses gedicht wird in meinem neuen gedichtband „sternderl schaun“ sein

glück wünschte sie mir
nie frieden und dolci

es war alles so echt
wie damals mit sechs

ich sah die e-lok
mit zwei waggons
um den großen
roten blechtopf fahren
– darin schlagobers mit viel zucker –

im märz dieses jahres
die sonne schien in palermo
und meine tote mutti und ich gingen
in die capella palatina, fühlten uns
ganz, ganz leicht und ruhig

draußen im park bot uns ein
klappriger alter mann einen
kugelschreiber und einen
kleinen notizblock an

meine mutti schrieb auf den block
es wird immer frieden und dolci geben
da wusste ich ganz sicher
es ist wie damals mit sechs
alles so echt

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Stephan Eibel

Stephan Eibel wurde 1953 in Eisenerz in der Steiermark geboren und lebt seit 1979 als freier Schriftsteller in Wien. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte Soziologie. Zuerst arbeitete er als Lohnverrechner, ab 1976 war er als Leiter der Autorensendereihe „Literatur im Untergrund“ für den niederösterreichischen Rundfunk tätig. Er ist Autor von Lyrik, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken, zuletzt erschienen: Sofort verhaften! (Roman, 2008) und Licht aus! (Lyrik, 2012).

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