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Andreas Niedermann
Die Knallbar Diaries
Folge 7
Moss bombardiert mich mit melodramatischen Szenen.

Lev-André Knallbar, ein nach seinen Angaben sich redlich mühender, aber erfolgloser Autor, landet wider aller Erwartungen und nach zig Ablehnungen von Verlagen einen Mega-Seller (so nach dem Hergang von „Schlafes Bruder“). Titel: Verreckt


Moss gibt keine Ruhe. Er will nicht verstehen, dass das Exposé ein Exposé ist und kein endgültiges Treatment. Er ruft mich an und bombardiert mich mit melodramatischen Szenen – und Ausschmückungsideen. Ich sage ihm nicht, dass die ganze Filmidee Mist ist. Vielleicht ahnt er es. Aber er wagt nicht, das auszusprechen. Ich geh zum Schein auf seine Vorschläge ein. Einer davon ist – und von dem ist er absolut überzeugt –, dass Feisal eigentlich in Hans verliebt ist und dass er, da das einfach unmöglich ist, sterben will.

Na gut, Moss, sage ich, weißt du übrigens, dass der Name Moss der Name des Protagonisten von „No Country for old Men“ ist?

Wusste er natürlich nicht. Wer weiß denn sowas. Ich versuche ihn mit vorgespieltem Gehorsam abzuspeisen. Aber er glaubt mir nicht. Würd ich auch nicht.

Wie Goethe schon sagte: „Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein Lump, zu Wagen, zu Pferde, und Fuße. Drum glaub an keinen Lumpen je, an keines Lumpen Buße.“

Ja, Goethe. Hat da einen Holperer drin, der Herr Geheimrat, für mich gehört da ein „zu“ vor „Fuße“. Wär eleganter. Aber auch Goethe konnte mal danebenlangen.

Meinen Lieblingsbettler lange nicht gesehen. Wollt ihm den Huni in die Pappe stopfen. Frage mich nun, wie Bettler wohl sterben? Und wo? Wohl nicht im Spital.
Hoffe, er ist okay.

Ich denke an Henry Miller, der dem blinden Bettler vor seinem Haus die Kohle aus der Büchse geklaut hat, als er wieder mal superpleite war und mit Mara (June) ausgehen wollte. Hat mir imponiert. So eine Unverfrorenheit!

Lese ein wenig in meinem neuen Roman-Typos rum. Deprimierend schlecht. Öffne schnell die Banksite und starre 7 Minuten auf meinen Kontostand.

Dann gehts wieder …

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Andreas Niedermann

Andreas Niedermann, 1956 in Basel geboren. Nach einer Laborantenlehre einige Jahre in Europa unterwegs. Informelle Ausbildung zum Schriftsteller in genau 50 ausgeübten Berufen. U.a. als Steinbrecher, Alphirte, Kranführer, Kinobetreiber, Krafttrainer, Koch und Theatertechniker. Seit 1989 mit Familie in Wien lebend. Gründete 2004 den Songdog Verlag. Publizierte einige Romane, Storybände und Novellen. Zuletzt „Blumberg 2 (Die Wachswalze)“ bei Edition BAES.

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