Alois Schöpf
Über die Normalos
Apropos
Es wäre ja geradezu abnormal gewesen, wenn ein Grüner wie Werner Kogler bei der Erwähnung des Wortes „Normaldenkende“ vonseiten einer ÖVP-Politikerin nicht die Faschismuskeule gezückt hätte.
Da spielt es auch keine Rolle, dass etwa der Nationalsozialismus von der Eugenik über den Antisemitismus bis hin zur völkischen Selbsterhöhung eine Erfindung universitärer und intellektueller Eliten und nicht der sogenannten Normalos war.
Eine Rolle hingegen sollte doch wohl die ganz pragmatische Frage spielen, was da eigentlich passiert und passiert ist, wenn laut Umfragen inzwischen 30 Prozent der Wähler, offenbar in blinder Verzweiflung, die FPÖ und einen Herbert Kickl wählen würden, eine Persönlichkeit, die nun wirklich kaum eine jener Eigenschaften aufweist, die man mit der staatstragenden Würde eines Bundeskanzlers in Verbindung bringen möchte.
Die Demokratie beruht auf dem Grundsatz, dass die Bürger zum Selbstdenken befähigt sind, weshalb sie auch bei Wahlen entscheiden dürfen.
All jene nun, die wie Kogler vom antifaschistischen, ökologischen oder klassenkämpferischen Predigerstuhl herab ihren Zeitgenossen diese Eigenschaft zum Selbstdenken absprechen, indem sie sie als geistig gefährdet einstufen, sollten sich nicht wundern, wenn die Rechnung ob einer solchen Beleidigung bei den Wahlen bitter ausfällt.
Ob dies dann dem Staat insgesamt gut tut, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 22.07.2023
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen