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Alois Schöpf
Aktiver Sport ist nicht Fernsehsport!
Apropos

Der Sport ist etwas Wunderbares. Er macht uns nicht nur glücklicher und schöner, sondern er beschert uns Gesundheit. So können sich die fitnessbewussten Tiroler auf 70,5 Jahre gesunder Lebenserwartung freuen, im Gegensatz etwa zu den vielleicht doch etwas zu wein- und schweinsbratenverliebten Burgenländern mit lediglich 63,2 Jahren.

Dass angesichts dieser unbestreitbaren Vorzüge allerdings bei der Erwähnung des Wortes Sport das analytische Denken und der sparsame Umgang mit Steuergeld komplett auslässt, wurde neben unserem sinnlos in der Gegend herumstehenden Fußballstadion ohne Mannschaft erneut durch den Spatenstich zur 27,4 Millionen Euro teuren Sanierung der Bobbahn Innsbruck-Igls unter Beweis gestellt.

Hier wird weder für einen gesunden Breitensport ein Vorbild geschaffen. Denn – bei aller Hochachtung vor den todesmutigen und sympathischen Athleten – die Rennrodler und Bobfahrer sind eine vom Aussterben bedrohte Minderheit. Noch nützt der großzügig sanierte Eiskanal, von dem man hoffte, dass ihn die Italiener für ihre Olympischen Spiele anmieten würden, signifikant der Werbung und auch nicht der Wirtschaft.

Er nützt, wenn überhaupt, jenen Fernsehanstalten, die mit ihren neuzeitlichen Gladiatorenkämpfen inklusive Stefan Raab in seiner WOK-Schüssel um die Publikumsgunst und speziell in Österreich um die Argumentierbarkeit der flächendeckenden Haushaltsabgabe kämpfen.

Vor diesem Hintergrund ist doch das Ansinnen nicht unbillig, dass, sollte tatsächlich relevantes Interesse an solchen Varianten von Brot und Spielen bestehen, selbige nicht der Staat und die Steuerzahler zu bezahlen haben, sondern gefälligst die Fernsehanstalten selbst. Der ORF verfügt zum Beispiel über ein Budget von ca. 1 Milliarde Euro, woraus er, wenn ihm Rodeln und Bobfahren tatsächlich so wichtig wären, locker 27,4 Millionen frei machen könnte.

Soll er doch!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 13.04.2024

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Walter Laner

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Als regelmäßiger TT-Leser lese ich natürlich auch Ihre Kolumne „Apropos“ am Samstag und stimme mehr oder weniger oft mit Ihren Ansichten überein.
    Ihre Kritik an der Sanierung des Igler Eiskanals möchte ich so nicht unwidersprochen lassen.
    Scheinbar ist Ihnen entgangen, dass die Bobbahn seit der Eröffnung 1975/76 auch intensiv von den Skeletonsportlern genutzt wird, möglicherweise in manchen Saisonen mehr als von den Bobfahrern und Rodelsportlern.
    Eine seriöse und objektive Kritik stelle ich mir anders vor. Eben vollständig mit allen bekannten Fakten.
    Als altgedienter, ehemaliger Skeletonfahrer möchte ich anmerken, dass seit 1975 bis jetzt zahllose internationale Wettbewerbe, sowie Welt- und Europameisterschaften in Igls stattgefunden haben.
    Die Teilnahme internationaler Athleten, sowie deren Aufenthalt und der Aufenthalt der mitreisenden Fans, Verwandten und Bekannten haben der Gastronomie und Hotellerie der umliegenden Gemeinden tausende Nächtigungen und hohe Umsätze beschert.
    Zahllose Berichte und Fernsehübertragungen haben die Aufnahmen in die ganze Welt hinausgetragen und haben nach wie vor eine ebenso hohe Werbewirksamkeit. Die Rasanz dieser spektakulären Sportarten sorgt auch für Gesprächsstoff.
    Zugegebenermaßen sind die drei besagten Sportarten nicht für jedermann geeignet, aber Randsportarten gibt es überall auf der Welt, und ginge es nur darum Sportanlagen profitabel zu betreiben, müssten viele Sportstätten schon lange schließen bzw. hätten gar nicht erst gebaut werden dürfen. (z.B. ein viel zu großes Fußballstadion, welches „ohne Mannschaft sinnlos herumsteht“)
    Auch ein zweites Eisstadion und manches andere hätte es nicht unbedingt gebraucht.
    27,5 Millionen Euro sind sicher nicht nichts, aber in Österreich sind schon wesentlich höhere Summen für weniger Sinn und Nutzen versenkt worden.
    Mit freundlichen Grüßen

  2. Ronald Weinberger

    Der Titel „Aktiver Sport ist nicht Fernsehsport!“ ließ meinen rechten Arm mit sportlichem Schwung zu einer Schublade greifen, in der meine zahlreichen unveröffentlichten Gedichte dem Sankt-Nimmerleins-Tag entgegendämmern – und ließ ihn eines davon herausfischen. Eines, das den „Fernsehsport“ direkt adressiert, denn es geht dabei um die dem Fernsehsport huldigenden „Sofasportler“. Voila!

    SOFASPORTLER

    Wenn Formel-1-Motoren röhren,
    dann finden sich (ich kann’s beschwören!)
    an „Sportlern“ endlos Legionen,
    um dem Gerase beizuwohnen:
    Ich seh‘ sie vor den Schirmen sitzen,
    um solidarisch mitzuschwitzen.

    Auch and’re Raser, die auf Pisten,
    bewundern sie in Flimmerkisten,
    und außerdem wird DER geschätzt,
    der hinter’m Tennisball her hetzt.
    Die Mehrzahl dieser „Sportskanonen“
    übt weiters sich im Selbst-Belohnen
    durch viel „Hurras!“ für junge Männer,
    die – so meint ein wahrer Kenner –
    wie heftig aufgescheuchte Hennen
    um die Wette mit dem Fußball rennen.

    Viel Leben kommt da in Zuseher!
    Vielleicht jedoch der Tod weit eher …,
    denn fast die einz’ge Körperregung
    ist die Greif-hin-zum-Bier-Bewegung,
    und manch‘ Herz hat so, ganz spontan,
    dann seine Schuldigkeit getan.

    ICH würde die – tät‘ ich’s bloß können –
    dem Sofasporteln schnell entwöhnen
    und rasch zur Sportausübung zwingen;
    (der Volksgesundheit würd’s was bringen!).
    Gegen Hirnverkalkung, Herzverfettung
    gilt Sport bekanntlich als DIE Rettung
    – und nicht, dass man, mit dickem Wanst,
    sich vor Sportbegeisterung zerfranst -.

    Gib zu, mein Leser, dass auch Du
    zu häufig pflegst die Sofa-Ruh.
    Beweg‘ Dich mehr als „ab und zu“!

  3. Reinhard Kocznar

    Nachdem ja die Elli schon das Kaufhaus Tyrol kaufen wollte, vielleicht hat sie noch was in der Portokasse für den Eiskanal übrig. Leistbares Bobfahren für alle.

  4. walter plasil

    Mit dem Beitrag hat mir Alois ein Thema vor der Nase weggeschnappt. Alles was da steht, unterschreibe ich!

    1. schoepfblog

      Entschuldigung!!!!!!

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