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Alois Schöpf
Peinliche Versöhnung
Apropos

Angesichts des 30-Millionen-Fonds zur sogenannten Aufarbeitung der Corona-Pandemie in Niederösterreich muss man sich schon die Frage stellen: Ist es plumpe Machtgier oder die Unfähigkeit sich auszurechnen, welche Folgen eine solche Entscheidung für die auf Seriosität angewiesene ÖVP und den Wissenschaftsstandort Österreich hat.

Mit dem Typus des Impfgegners ist nämlich eine Versöhnung nicht möglich. Er ist sich selbst das Zentrum der Welt und nur, was seinem leider oft nur halbgebildeten Geist einleuchtet, wird als wahr anerkannt, selbst wenn es esoterischer Unsinn ist.

Die Pharmaindustrie gilt ihm als korrupt, die allermeisten Ärzte als gekauft und der Staat ist seiner Ansicht nach darauf aus, den Bürgern die letzte Freiheit zu rauben.

Verleugnet wird der kontinuierliche wissenschaftliche Fortschritt, der selbst die begeistertsten Geisterbeschwörer und Globuli-Schlucker älter werden lässt.

Verleugnet wird die Demut vor einer komplexen Welt, die nur die Gelehrtesten, Gescheitesten und Fleißigsten halbwegs durchschauen. Und abgelehnt wird zuletzt eine Solidarität, die sich bei Gefahr nicht egoistisch verweigert, sondern sogar das Risiko einzugehen bereit ist, gemeinschaftlich in bester Absicht zu irren.

Vor diesem Hintergrund der FPÖ zuliebe belehrungsresistenten Besserwissern den Triumph einer Versöhnung anzubieten, ist nicht nur skandalös, sondern angewandte politische Prostitution.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 25.03.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare

  1. Daniela Laube

    Hi Alois!
    Bin zutiefst enttäuscht von dieser Kolumne und war wirklich der Meinung, wir hätten ein Klima der Toleranz entwickelt, wo das Thema Corona keine Rolle mehr spielt und wir die Meinung des anderen respektieren.

    Du bezeichnest Impfgegner – wobei ich zb gegen vieles geimpft bin und mich auch immer wieder impfen lasse – als meist halbgebildete Geister, Geisterbeschwörer und Globuli- schlucker. Du sprichst von den Wissenschaftlern und politikkonformen Ärzten als den „gescheitesten und gebildesten“.
    Ich bin, wie du weißt, in einem Gesundheitsberuf tätig und habe einige renommierte Ärzte in Innsbruck kennengelernt, die der Impfung skeptisch gegenübergestanden sind und sich auch nicht impfen ließen. Diese haben sich allerdings nicht geoutet, weil sie ihren Beruf, aber auch ihre Patienten nicht im Stich lassen wollten. Ich kenne Patienten mit massiven Impfschäden, aber auch Patienten mit Schäden nach einer Covid- Infektion.
    Was ich daraus gelernt habe? Es geht um Selbstverantwortung, Selbstentscheidung und Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Aber während ich das Thema Corona ausklammere und nie jemanden als Idioten bezeichnen würde, weil er sich impfen ließ – ich setzte voraus, dass jeder sich diesen Schritt überlegt hat- lässt Du, der Du Journalist bist, diese Objektivität und Toleranz vermissen.
    Wissenschaft hat sich immer aus Diskurs, Diskussion und konträren Meinungen weiterentwickelt. Und selbst ich, die ich noch nicht so lang in diesem Bereich tätig bin, habe schon in anderen medizinischen Fragen eine Änderung von lange geltenden Grundsätzen erlebt. Während früher Andersdenkende verbannt bis hingerichtet wurden, wurden sie diesmal diffamiert und mundtot gemacht. Sind wir wirklich nicht so weit gekommen, eine offene Diskussion zuzulassen?

    Und noch ein Punkt der mich irritiert:
    In bester Absicht gemeinschaftlich zu irren?? Ich denke da an „Rhinozeros“ von Eugene Ionesco, an die Welle und an eine dunkle Zeit, die damit eigentlich nur ein akzeptabler Irrtum der Mehrheit war? Denn die Mehrheit war damals dabei, der Widerstand die, die sich nicht der Gemeinschaft anschlossen, um sich in bester Absicht zu irren?

    Und es ist kein Triumph der Versöhnung der Schwurbler oder Kellernazis, sondern ein spätes Eingeständnis der Politik, dass selbst Politiker keine Verordnungen erlassen und danach ungestraft strafen lassen und die Gesellschaft mit ihrer Dialektik spalten können (Minister Schallenberg, Edtstadler) , auch wenn von Anfang an klar war, dass diese Verordnungen verfassungsgemäß nicht halten werden, wobei leider die Aufhebung dieser Verordungen erstaunlich lang dauerte, die Einführung derselben aber erstaunlicherweise manchmal über Nacht klappte.

    Die Andersdenkenden auszugrenzen, lächerlich zu machen und die andere Meinung nicht zu akzeptieren und nicht wertfrei zu diskutieren, das ist Deiner eigentlich nicht würdig und hat mich heute – als ich Deine Kolumne las- zutiefst persönlich getroffen und enttäuscht.
    Daniela

  2. Diana Steinlechner

    Herr Schöpf, enttäuscht und auch traurig bin ich, dass ein „Vollgebildeter“ wie Sie
    meint, er sei das „Zentrum“ der Welt und dass Sie anders Denkende locker diskriminieren!
    Sie bemerken wahrscheinlich gar nicht, dass man immer beide “Parteien“, oder
    mehrere Meinungen, zumindest gelten lassen muß, ansonsten wird es niemals
    zu einer demokratischen Auseinandersetzung kommen!
    Sie sind sich so sicher über Menschen zu urteilen, die Sie gar nicht kennen, heißen diese
    z.B. Halbgebildete, Esoteriker, Geisterbeschwörer etc etc
    Ich weiß, meine Worte sind sinnlos. Andererseits schätze ich manchmal ihre
    Beiträge und glaube an Versöhnung und hoffe auf Frieden!

  3. Sabine Bader

    Erstmal brauchte ich zwei Tage, um Luft zu holen, nachdem ich diesen realitätsfernen, NARRATIV-treuen Output von Ihnen gelesen habe. Impf- Gegner beschimpfen war gestern, heute schreiben doch aktuelle Medien über Putinversteher, Klimaleugner oder neuerdings bereits über die Impf-Nebenwirkungen, man höre und staune!!! .
    Sie sind nicht aktuell, wer bezahlt Sie, hat Ihr Arbeitgeber vielleicht noch etliche Millionen ungebrauchte Impfdosen, die er nicht los wird???
    Die TT hat ja ihren guten Ruf als sachlicher Berichterstatter schon lange eingebüßt, aber Sie schreiben diesen Blödsinn immer noch, obwohl die Politik schon zugestehen musste, dass diese Corona-Bewältigung mit Zwangs-Impfung ein sehr schwerer Fehler war. Herr Schöpf, ich bete für Sie, dass ihr Gen-Serum weniger schädliche Stoffe enthalten hat als das der vielen Millionen, die entweder gleich nach der Spritze gestorben sind oder im Laufe der nächsten Zeit an Hirnblutung oder Lungen- bzw. Herzinfarkt sterben werden, oder nicht zu vergessen, an den explosionsartig zunehmenden Krebserkrankungen.
    Wachen Sie bitte endlich in der Realität auf und retten Sie Ihre Seele. Es dreht der Wind, die Erkenntnis kommt langsam durch, ob geimpft oder ungeimpft, dass diese Pandemie und die hervorgezauberte Game-Changer-„Impfung“ ein Riesenkriminalfall war und wird.
    Besser die Seite wechseln und noch rechtzeitig bei den Ihrer Meinung nach ungebildeten Wissenschaftlern, Ärzten, selbständig Denkenden anheuern, bei den Ungespritzten, Wissenschaftstreuen, die These und Antithese zulassen und die es von Anfang an wussten.
    Es gäbe noch viel zu sagen, Sie liegen – kurz gesagt – komplett falsch und das als Samstags-Kolumnist in der TT!!!
    Ihr werdet ein bitteres Ende erleben, wenn Ihr die Rechnung für alle eure Falschmeldungen präsentiert bekommt – und wenn es erst vor dem jüngsten Gericht sein wird.

  4. Christine Papesh

    Hallo lieber Alois,
    ich danke dir für deine deutliche Sprache in der heutigen Kolumne. Du sprichst mir aus dem Herzen und ich hoffe, dass sie von vielen Leuten gelesen und verstanden wird. Ich bewundere deine Sprachgewandtheit.

  5. Amina Egg

    Es ist erschütternd welche Meinung Sie, Herr Schöpf, immer noch vertreten, und in welcher beschämenden Art und Weise Sie dies kundtun, nachdem wohl mittlerweile auch Ihnen bekannt sein sollte, dass diese Impfung nicht das war, was versprochen wurde.
    Auch Sie sollten doch von den geleakten pfizerfiles gehört haben, von den diversen Pressekonferenzen der Pharma CEO´s über ungenaue Daten- und Studienlage, Infektionsweitergabe etc., Berichten in ard, zdf, arte usw., die sich längst mit dem Thema Impfschäden auseinander setzen!
    Gerade der Journalismus sollte doch endlich wieder in der Lage sein, die Dinge differenzierter zu betrachten, anstatt immer noch in schwarz-weiß Manier und mit Scheuklappen dem propagierten Narrativ Folge zu leisten.
    Gerade die Medien sollten endlich ihren Beitrag leisten, dass hier Gräben geschlossen werden, die Aufarbeitung vorantreiben und fordern, anstatt genau diese Hetze gegen einen nicht unbeträchtlichen Teil der Gesellschaft weiterzuführen!
    Es gibt genug Menschen, die nicht wissenschaftsfremd, dumm, rechts sind und sich nicht impfen haben lassen.
    Ich kenne einen jungen Sportler, aus Sorge vor Herzproblemen – ihm wurde mittlerweile Recht gegeben, dass dies eine häufige Nebenwirkung ist. Einen mittelalterlichen Herrn, der Anfang 2020 eine Infektion durchmachte, sich deshalb nicht impfen ließ und bisher keine Reinfektion mehr hatte. Ein Arzt, der sich wider besseren Wissens keine dritte Impfung geben lassen wollte, weil seine Antikörper zu hoch waren, sodass er es medizinisch bedenklich fand, es trotzdem tat/tun musste und seitdem dauernd krank ist, ….die Liste ist lang….das sind jene Menschen, die Sie beschimpfen!
    Keine Frage, es gibt sie die wissenschaftsfremden, rechten und uniformierten „Dummen“, aber es ist weder erwachsen, noch eines Journalisten würdig, jeden, der kritisch ist, oder gar eine andere Meinung vertritt in dieses Eck zu stellen!
    Es ist endlich wieder an der Zeit Menschen mit anderen Meinungen nicht zu framen, zu diffamieren, sondern wieder in einen Diskurs zu gehen, zugeben können, dass man falsch gelegen ist, sich entschuldigen zu können und zu verzeihen – DAS ist es was unsere Gesellschaft braucht und auch wenn dieser Kommentar die Meinung des Herrn Schöpf widergibt, ist es unentschuldbar, wenn die TT es druckt – DAS ist peinlich!
    Danke und Hochachtung vor Anita Heubacher für ihren differenzierten Blick und, in diesen Zeiten, mutige Berichterstattung!

  6. Hanno Parth

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    mit Ihren peinlichen Anwürfen sind Sie auf dem Holzweg!!
    Mit freundlichen Grüßen

  7. Christoph Bodner

    Sehr geehrter Herr Alois Schöpf,
    Ihre Kolumne in der Tiroler Tageszeitung vom 25.03.2023 hat mich sehr erstaunt. Ihren Pamphletismus empfinde ich, höflich gesagt, als ein Plädoyer gegen Nonkonformisten.
    Gegen Covid-19 habe ich mich nicht impfen lassen und somit stehe ich auf der Seite jener Ärzte und Wissenschaftler, die das neuartige mRNA-Verfahren für problematisch halten. Zu den Ärzten meines Vertrauens zählen Dr. Andreas Sönnichsen, Dr. Martin Haditsch, Dr. Hannes Strasser und Dr. Sucharit Bhakdi, um nur einige zu nennen. Es ist mir bekannt, dass diese Menschen vom sogenannten Mainstream-Journalismus als Außenseiter und als Verbreiter von Fake News diffamiert werden.
    Wenn Sie sinngemäß schreiben, man soll um der Solidarität willen lieber riskieren, gemeinsam einem Irrtum zu unterliegen, als selbständig die Wahrheit zu suchen, dann möchte ich Ihnen in diesem Punkt energisch widersprechen. Sie bekennen sich also mit einer erschreckenden Unverblümtheit zu einem Mitläufertum in bezug auf etwas, das Sie als „die Wissenschaft“ bezeichnen.
    Ein geflügeltes Wort lautet: „Wissenschaft ist nur der aktuelle Stand des Irrtums.“ Tatsächlich ist gerade die Geschichte der Medizin eine Ansammlung von schweren historischen Irrtümern, die oft erst nach jahrzehntelangem Kampf für obsolet erklärt worden sind. Als Beispiel möchte ich die Lobotomie anführen, für die 1949 ein Nobelpreis vergeben wurde, und die bis 1983 durchgeführt wurde. Aus heutiger Sicht ist dieses Verfahren extrem grausam und destruktiv. Ich stelle mir hierbei sogar die Frage, wo die Grenze zwischen einem Irrtum und einem Verbrechen liegt.
    Jedenfalls sehe ich keinen Grund, den „Halbgöttern in Weiß“ blind zu vertrauen. Was heute in der Medizin als Goldstandard gilt, kann morgen schon überholt sein. Einige Pioniere waren immer schon ihrer Zeit einen Schritt voraus. Sie fühlten sich weniger dem Zeitgeist verpflichtet und waren offen für eine Perspektive, die auch die Ewigkeit mit einbezieht. Wer sich heute die Frage stellt, ob gentechnische Therapien vielleicht eine sakrosankte Schwelle überschreiten, riskiert es, von der Regierungspolitik und vom Mainstream-Journalismus als wissenschaftsfeindlich gebrandmarkt zu werden und möglicherweise auch, seinen Job zu verlieren.
    Meines Erachtens geht es jedoch gar nicht um eine Wissenschaftsfeindlichkeit, die Sie den Impfkritikern vorwerfen. Das Problem beginnt nämlich dort, wo „die Wissenschaft“ zu einer Ersatzreligion gemacht wird. Spiritualität bedeutet für mich, dass die Naturwissenschaft ihre Grenzen hat und dass es jenseits dieser Grenzen ein Gewissen gibt. Über mein Gewissen kann ich sagen, dass es im wesentlichen mit dem Nürnberger Codex übereinstimmt, wenn es um die Freiwilligikeit von medizinischen Behandlungen geht.

    Mit freundlichen Grüßen

  8. Roman Christof

    Lieber Herr Schöpf!
    Vielen Dank, für die „Peinliche Versöhnung“, mit Ihren treffenden Worten, haben Sie in aller Kürze alles gesagt.
    Hoffentlich wird Ihr Beitrag von vielen Leuten gelesen und regt wenigsten ein bisschen zum Nachdenken an.

  9. Maria Pojer

    Guten Morgen Herr Schöpf!
    Es ist mir einfach ein Bedürfnis, Ihnen zum heutigen Beitrag zu gratulieren. Die momentane politische Kultur, in wenigen, aber sehr treffenden Sätzen auf den Punkt zu bringen, liest sich einfach gut.

  10. Pfarrer Magnus

    Lieber Herr Schöpf, bravo zum heutigen Artikel! Ich hoffe, dass unser Treffen nun doch mal stattfinden kann, bevor die Welt untergeht ….
    Mit besten Grüßen aus der städtischen (oje) Nachbarschaft!

  11. Martin Dolp

    SEHR GEEHRTER HERR SCHÖPF!
    FÜR MICH HABEN SIE ES LEICHT NACHVOLLZIEHBAR AUF DEN PUNKT GEBRACHT.
    MIT KLAREN, VERSTÄNDLICHEN UND MUTIGEN WORTEN.
    DANKE!

  12. Christine Holzner

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Dass ich von Ihnen, dessen Kommentare ich sehr schätze (auch und gerade dann, wenn ich nicht Ihrer Meinung bin), einmal einen so undifferenzierten – und ja, verletzenden – Artikel lesen würde, enttäuscht mich sehr. Ja, auch ich bin ein sogenannter „Ungeimpfter“. Der übrigens gegen ganz Vieles geimpft ist. Da geht es schon los mit der Undifferenziertheit, die den Umgang mit „uns“, die wir übrigens bei weitem nicht so homogen (und dumm) sind, wie Sie uns machen, die letzten Jahre geprägt hat.
    Verleugne ich wissenschaftlichen Fortschritt, wenn ich mich nach einer Abwägung der individuellen Vor- und Nachteile gegen eine Impfung mit einer neuen Technologie und bedingter Zulassung entscheide? Nein, tue ich nicht. Dieses Virus ist nämlich weder die Pest noch Ebola, auch wenn es uns so verkauft wurde. Ich habe nur anders abgewogen als die Mehrheit. Eine Mehrheit, die sich im Übrigen – so ehrlich sollte man sein – in der Regel weder aus gesundheitlichen Gründen noch aus Solidarität mit den sog. Vulnerablen hat impfen lassen, sondern lediglich, um wieder alles wie vor der Pandemie tun zu können, um eine „Freiheit“ zu haben, die den „Ungeimpften“ spätestens mit dem epidemiologisch unsinnigen 2G nicht mehr gegönnt war.
    Womit wir beim Solidaritätsargument sind, das nun einfach so gar nicht zieht und nie gezogen hat: Die Impfung liefert keinen Fremdschutz. Was übrigens sehr schnell klar war, wenn man es denn hören wollte und nicht nur auf das politische „Impfen, Impfen, Impfen“ gepolt war. Die Impfung war eigenartigerweise schon zu Beginn der Pandemie das einzige Allheilmittel, sonstige vernünftige und einfache Mittel wie Abstand und Hygiene verschwanden immer ganz flott wieder von der Bildfläche. Von „Mitigation“ akuter Fälle statt sich an sinnlosem „Containment“ abzuarbeiten ganz zu schweigen.
    Kommen Sie mir bitte nicht mit Solidarität – mir ist oft genug ein Geimpfter viel zu nah auf die Pelle gerückt mit dem Hinweis, dass er ja jetzt geimpft sei. Solidarität? Carte blanche für „Ich mach jetzt wieder so wie früher ohne Rücksicht auf Verluste“ wohl eher.
    Und zum Thema Demut: Die stünde ja nun wohl den Politikern und ja, auch den Experten, auch nicht schlecht zu Gesicht: Wer eine Impfung ohne Fremdschutz und mit fragwürdiger Schutzdauer entwickelt, muss sich zumindest mal fragen lassen, ob er den Mund nicht von Anfang an viel zu voll genommen hat. Warum war und ist es eigentlich immer noch kein Thema, dass man hier von Anfang an äußerst eingleisig gefahren ist, was immer ein sehr schlechter Ratgeber ist? Wissenschaftlicher Fortschritt in allen Ehren, Herr Schöpf, aber genau das ist der Knackpunkt: In dieser Pandemie wurde gerade von den Experten unisono mit der Politik jede (zwischenzeitliche) Erkenntnis verkauft wie ein unumstößliches Dogma. Übrigens nicht nur, was die Impfung betrifft. Einmal im Jahr wie die Grippe, zweimal, dann sind Sie vollimmunisiert, oder vielleicht doch erst beim dritten Mal? Ach, das reicht auch nicht. Fremdschutz, ach nö, das haben wir doch niiie behauptet, jedenfalls „nicht so“ (so der Tiroler Ärztekammerpräsident laut Tiroler Tageszeitung). Die Impfung war und ist eben nicht die einzige Möglichkeit, gesund durch diese Pandemie zu kommen, vor allem aber auch nicht die einzige Möglichkeit, andere zu schützen – im Gegenteil. Wenn man endlich ehrlich wäre, wäre 1G, aber nicht 1G wie alle geimpft, sondern 1G wie alle getestet, angesichts einer Impfung, deren Impflinge andere trotzdem anstecken können, eigentlich der vernünftigere Weg gewesen.
    Haken an dieser Lösung: Sie war politisch irgendwann mal nicht mehr opportun. Wie so vieles andere. Wer aber von Anfang an nur einen Pfeil im Köcher hat, muss natürlich jedes „Aber“ im Keim ersticken. Warum haben wir von Anfang an nicht konsequent auf die einfachen, aber unstrittig wirksamen Maßnahmen wie Abstand und Hygiene gesetzt? Verstehen Sie mich nicht falsch, wer sich impfen lassen soll, soll sich impfen lassen, aber die Politik hat im Umgang mit diesem Virus von Anfang an alle Zeichen auf Panik gestellt und ständig mit der übelsten und am wenigsten zielgenauen Maßnahme (Lockdown) zugeschlagen statt einfachere, diskriminierungsfreie und tatsächlich wirksame Maßnahmen wie Abstand und Hygiene ernsthaft (!) in den Fokus der Bekämpfung zu stellen.
    Letztere wurden immer gleich wieder in die Tonne geklopft sobald es auch nur minimale Besserungen der Zahlen gab. Vor allem gab es häufig ein solches Maßnahmenstakkato, dass eine ernsthafte Evaluierung milderer Maßnahmen schlicht und einfach nicht erfolgte. Und das bei einem Virus, das – ebenfalls ein Novum – ziemlich genau definierbare ernsthafte Risikogruppen hat. Und damit die Möglichkeit bietet, sich zielgenau um diese zu kümmern und sie in den Mittelpunkt zu stellen. Skalpell statt Holzhammer wäre ergo von Anfang an möglich gewesen. Hinterher ist man immer klüger, wie Sie mit dem „gemeinschaftlich in bester Absicht zu irren“ andeuten? Nein, Herr Schöpf, man hätte es an vielen Stellen (Lockdowns, Schulschließungen) sehr wohl auch von Anfang an wissen können. Wenn man denn gewollt hätte. Und nicht jede andere Stimme, übrigens auch Experten, nicht nur so „halbgebildete Geister“ wie mich, von Anfang in Ecken gestellt hätte, in die die meisten von „uns“ gar nicht gehören.
    Glauben Sie im Ernst, nach den vergangenen 3 Jahren steht mir der Sinn nach dem von Ihnen postulierten „Triumph der Versöhnung“? Alles, was ich gerne hätte, wäre ein wenig mehr genaueres Hinsehen. Aber in einer Pandemie, in der man ein Virus überwiegend mit dem Holzhammer bekämpft hat, kann man wohl auch bei der Aufarbeitung nur den Holzhammer erwarten. Und nicht die feine Feder.

  13. Anna Pascher

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Herzlichen Dank für ihre Kolumne in der gestrigen TT. Sie haben wunderbar formuliert, was sich viele denken. Dieses „Gräben zuschütten“ und den „Verschwörungstheoretikern“ Raum geben finde ich unerträglich und auch brandgefährlich.
    Nochmals Danke und herzliche Gratulation!

  14. Erich Lumpert

    Gratulation Herr Schöpf,
    besser und genauer kann man es nicht sagen, was die ÖVP NÖ mit Duldung der Bundes-ÖVP da macht.

  15. Edmund Wiesbauer

    Sehr geehrter Herr Alois Schöpf! In der TT vom 25.März 2023 haben Sie wieder sprichwörtlich den Nagel auf den Kopf getroffen.

  16. Bernhard Jochum

    100 Punkte zu deinem heutigen „Apropos“ in der TT !!!! Besser kann man dieses Dilemma nicht beschreiben.

  17. Helmut Pechlaner

    Lieber Herr Schöpf,
    und wieder ein perfekter Volltreffer, herzlichen Dank.
    Freundliche Grüße aus dem Südburgenland!

  18. Markus Person

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    mit Erstaunen habe ich heute Ihre Kolumne in der TT gelesen. Zu dem Thema der Corona-Impfung kann man stehen wie man will, aber es erstaunt mich doch sehr, dass Sie für eine Aufrechterhaltung der Spaltung unserer Gesellschaft eintreten. Mit dem Finger auf andere zu zeigen – so lehrt uns bereits unsere allgemeine Lebenserfahrung – ist stets einfacher als der anderen Seite die Hand zu reichen. Sein Gegenüber, nur weil es anderer Meinung ist als man selbst, als „halbgebildeten Geist“ zu bezeichnen, trägt auch nicht gerade zur Überbrückung von Differenzen bei und hat wohl in der Geschichte der Streitbeilegung auch noch nie jemandem weitergeholfen. Der Versuch sein Gegenüber zu verstehen und eine inhaltlich wertvolle Diskussion zu führen, ist spätestens nach so einem Einwurf – denn als „Argument“ kann es wohl kaum bezeichnet werden – nicht mehr möglich. Während der Ausübung meiner langjährigen Tätigkeit als Gastwirt (33 Jahre Berufserfahrung) kann ich Ihnen sagen, dass ich hundert verschiedene Meinungen zu hundert verschiedenen Themen, darunter selbstverständlich auch die Corona-Impfung, von Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschafts- und Bildungsschichten gehört habe und eine Pauschalverurteilung bzw. Beleidigung noch nie zur friedlichen Beendigung einer hitzigen Diskussion beigetragen hat. Was genau an einer Versöhnung „peinlich“ sein soll, sei darüber hinaus dahingestellt.
    Fazit: Es wäre schön, wenn Sie als Kolumnist sich ihrer Verantwortung besser bewusst werden würden, denn die pauschale Verurteilung Andersdenkender vergiftet unsere Gesellschaft viel mehr als es jeder Virus je könnte. Mehr Toleranz wäre wünschenswert!

  19. Sabine Mayerl- Veber

    Sehr geehrter Herr Schöpf, sehr geehrte Redaktion, liebe Frau Heubacher,
    Apropos „Peinliche Versöhnung“, Ihr Kommentar hat mich sehr getroffen, Herr Schöpf, um nicht zu sagen erschüttert.
    Nach 3 Jahren Rückblick und inzwischen unterschiedlichster Erkenntnisse so eine Unversöhnlichkeit impfkritischen Menschen immer noch entgegenzuhalten, sowie die immer gleichen abwertenden Zuschreibungen, ist meiner Meinung nach ein Armutszeugnis für Sie.
    Ich bin eine dieser Personen, die Sie aufs Ärgste anprangern, Herr Schöpf.
    Dabei habe ich mich – wie übrigens die meisten Ihrer Meinung nach „dummen Schwurbler“- intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, es verletzt mich und alle sehr wohl „gelehrten, gescheiten, fleißigen“ (Ihre Worte), aber eben kritischen Menschen.
    Sogenannte „Dumpfbacken“ und Mitläufer werden Sie überall finden.
    Mein Abo werde ich wohl endgültig abbestellen.
    Ich hoffe die Geisteshaltung der TT insgesamt öffnet sich berechtigter Kritik am System
    Danke Anita Heubacher für Ihre differnzierten, kritischen, zum Nachdenken anregenden Beiträge!

  20. Ludwig Strauß

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    ich gratuliere Ihnen aufrichtig zu Ihrer Kolumne „Peinliche Versöhnung“ in der heutigen Ausgabe der TT. Auf den Punkt gebracht und mit Mut das abzugrenzen, was es abzugrenzen gilt!

  21. Karlheinz Veit

    Damit die ÖVP an der Macht bleibt, ist ihr jedes Mittel recht! Aber auch den anderen Parteien – the part of game! Leider!!! Die denken alle nur bis zum nächsten Wahltermin, haben aber immer die Zukunft ab dem Jahre 2030 auf den Lippen!

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