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Helmuth Schönauer
Bewerbung zum Landesfelix
Stichpunkt

Mir ist wie vielen Tirolernden zu Ohren gekommen, dass der aktuelle Landesfelix voller Wut das Land verlassen wird, weil ihm die Tourismusabgabe zu hoch erscheint.

Ich möchte mich gerne als Nachfolger bewerben, zumal ja im Landesstudio Tirol jetzt ein Literaturredakteur arbeitslos ist, der extra für den Landesfelix abgestellt ist. Er soll angeblich untröstlich und arbeitsunfähig sein, wenn er nicht täglich eine Meldung über Felix bekommt.

In diesem Zusammenhang verspreche ich, täglich an den ORF-Tirol ein kleines Bonmont zu liefern, worin ich entweder bekanntgebe, welche Teppiche ich im Zimmer habe, wo ich sitze, wenn ich nicht gerade an einem Stück über mich arbeite, und welcher Ort gerade die größten Chancen hat, mir ein Ehrengrab zur Verfügung zu stellen.

Und sollte ich einmal einen Tag lang nichts Presse-würdiges erleben, so bitte ich darum, aus meinem Passionsspiel zu zitieren, das sich wie eine Dornenkrone über das Land gelegt hat.

Selbstverständlich werde ich die subventionierte Wohnung in Schwaz gerne übernehmen, da sie meinen Habitus des Residierens bestens unterstützt.

Ich bin auch bereit und in der Lage, ein paar meiner Skizzen als Vorlass dem Brennerarchiv um 250.000,- zu überlassen.

Selbstverständlich werde ich bei der Eröffnung eines Weges in Telfs, der nach mir benannt werden soll, persönlich anwesend sein und vor der Kamera darauf ein paar Schritte setzen. Ich hoffe, er ist nicht zu lang und kann von mir leicht eingegangen werden.

Der Beruf des Landesfelix besteht vor allem aus Aura, von der ich ausreichend besitze.

Wer nach handfesten Stücken Ausschau hält, den verweise ich nicht auf meine beiden „Sagas“, die schon gut in der letzten Kurve vor dem Zielschuss liegen.

In der „Mattle-Saga“ geht es um einen Helden, der zu gut ist. Aber anstatt mit Güte zu überzeugen, setzt er sich in den Aufsichtsrat der Stromgesellschaft und droht allen mit dem Abdrehen, die ihn nicht wählen.

Im Stück „Kein Platz für Wölfe“ geht es um den Brüsseler Mainstream, der wöchentlich den Tirolern erklärt, warum sie keine Wölfe schießen dürfen. Dadurch werden die Wölfe jeden Tag depressiver, weil man sie nicht einmal in einem Land ohne jeden Intellekt, in dem nur jene das Sagen haben, die in Tracht und mit der Büchse herumschleichen, umbringt. Als Höhepunkt des Stückes vergisst einer das Gewehr im Porsche und verliert dadurch den Respekt, den er für die Jagd nach Stimmen bräuchte.

Hohe Bestechungskommission, ich bitte Sie, schnell zu entscheiden, denn nach der nächsten Wahl wird niemand mehr ihres Schlages etwas entscheiden können.


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Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer (* 23. September 1953 in Innsbruck) ist Schriftsteller und Bibliothekar an der Universität Innsbruck. In seinen Romanen beschreibt er das Alltagsgeschehen skurriler Randfiguren auf dem Weg nach oben. Als beinahe lückenloser Rezensent der Tiroler Gegenwartsliteratur ist er Vertreter der "low lectured edition". Im sechsbändigen Tagebuch eines Bibliothekars sind knapp 5000 Rezensionen aus den Jahren 1982–2018 zu einem durchgehenden Fließtext zusammengefasst, der chronologisch nach Erscheinungsweise der rezensierten Bücher geordnet ist. Dadurch ergibt sich eine zeitgenössische Geschichtsschreibung anhand von Lektüre. Schönauer ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Karlheinz Töchterle

    Sehr amüsant, wie vieles von Schönauer!

  2. Otto Riedling

    Man mag zum „Landesfelix“ stehen wie man will; er hat mit seinem Verhalten h-o-f-f-e-n-t-l-i-c-h eine
    Diskussion über die zukünftige Finanzierung des Tiroler Tourismus angestoßen.

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