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Peter Paul Wiplinger
FRIEDENSKONFERENZ

man möchte den anderen
eigentlich lieber töten als
jetzt mit ihm hier reden

das geht ja stellvertretend auch
aber nicht heute und nicht hier
denn hier sind friedensgespräche

da hat man anstand zu wahren
auf dem parkett der diplomatie
weil man sonst nichts mehr hat

weil man jegliche vernunft und
zivilisation und menschlichkeit
längst dem krieg geopfert hat

also nimmt man etwas widerwillig
an den gedeckten tischen platz
auch dieses mal im irgendwo

ein jeder unterhändler weiß genau
was seine position ist zu sein hat
wie weit er gehen darf das ist klar

frauen gibt es in der runde nicht
kriege sind doch männersache
kriege liegen männnern ja im blut

dann das viele hin- und her-gerede
während anderswo die zerstörung
genauso ungehindert weitergeht

anschließend eine pressekonferenz
die standpunkte seien unverändert
konkret-ergebnisse die gibt es nicht

die gespräche seien konstruktiv gewesen
die kampfhandlungen gehen also weiter
und frieden ist noch lange nicht in sicht

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Peter Paul Wiplinger

Wiplinger wurde 1939 in Haslach in Oberösterreich geboren. In seiner Jugendzeit besuchte er unter anderem das Bischöfliche Gymnasium Petrinum. Danach studierte er Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie. Seit 1960 lebt er als freier Schriftsteller und Fotograf in Wien. Als Mitglied des internationalen und des österreichischen P.E.N.-Clubs, der Österreichischen Liga für Menschenrechte, des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und der IG Autorinnen Autoren erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 2006 wurde ihm der Titel Professor honoris causa verliehen. Bisher veröffentlichte er etwa 45 Bücher, die teils in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden. Zu seinen Werken zählen hauptsächlich politische Essays, Liebesgedichte und künstlerische Fotos.

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