Gerda Walton
Was jeder selbst tun kann!
Die Bienen- und Gartenspezialistin zur CO2-Reduktion.
Im Zuge meiner Mitarbeit am heuer erschienenen Buch „Bienenparadies Biogarten“, das ich übrigens jedem ans Herz legen möchte, der sich über die Zukunft unserer Welt zumindest ab und zu Gedanken macht, habe ich mich auch sehr intensiv mit den Möglichkeiten beschäftigt, wie jeder von uns noch heute und das ganz einfach zur Reduzierung und vor allem auch zur gleich wichtigen Bindung von CO2 beitragen könnte.
Nach einer Darstellung des Leiters der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik kürzlich im ORF würde dieses Gas nämlich, auch wenn wir ab sofort überhaupt kein CO2 mehr produzieren würden, in 200 Jahren (!!!) nur um 10 % abgebaut sein. Mit E- Autos, über deren Sinnhaftigkeit zu diskutieren, angefangen von der Produktion bis hin zur irgendwann notwendigen Entsorgung, wird es kaum gehen!
Angesichts von Urlaubsstaus durch halb Europa – ich selbst habe dieser Tage einen durchgehenden Stau von Triest bis nach Sterzing, zum Glück auf der Gegenfahrbahn, beobachtet – ist man, so lange es Benzin oder Diesel noch gibt, denn doch lieber mit dem ruck- zuck betankten verpönten Verbrennungsmotor unterwegs. Vom für viele von uns unerschwinglichen Preis einmal ganz abgesehen. An jedem in Österreich fahrenden E- Auto haben wir derzeit bekanntlich ohnehin über Steuerzuschüsse mitgezahlt. Und wo soll bitte der Strom herkommen? Wo die Ladestationen? Derzeit steht ein PKW mindestens um die 40 Minuten für 80 % Aufladung.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass jeder Quadratmeter Boden, der versiegelt wird, kein CO2 mehr zu speichern vermag, und die weltweite, maßlose Verschwendung von Grund und Boden während der letzten Jahrzehnte fraglos als 11. Todsünde der Menschheit bezeichnet werden muss. Fahre man doch einmal mit offenen Augen durch Tirol: Welch unglaubliche Flächen in jedem Tal bereits verbaut wurden und täglich weiter verbaut werden.
Wirklich grotesk ist die derzeitige Debatte über die Baulandwidmung, nach der eine Rückwidmung erfolgen soll, wenn der Grund nicht innerhalb einer bestimmten Frist verbaut wird. Dabei ist jeder Tag kostbar, an dem er nicht verbaut wird und noch CO2 zu speichern vermag.
Feld um Feld verschwindet, auf dem regionale Nahrungsmittel produziert werden können, denen wir beim Einkauf den Vorrang geben sollten, auch wenn sie vielleicht geringfügig teurer sind, da die kleinflächige Produktion mehr Aufwand verlangt als die auf riesigen, künstlich geschaffenen Agrarflächen. Bei jedem Stück, das wir einkaufen, sollten wir zuerst nachdenken, woher es kommt und ob wir es wirklich brauchen, damit weniger Containerschiffe und LKW’s Meer und Luft verschmutzen.
Ein Gebot der Stunde wäre es in meinen Augen auch, dass die Regierungsverantwortlichen, anstatt sich für bestürzende und unser aller Lebensqualität extrem bedrohende Maßnahmen (z.B. das angedrohte Verbot von Öl- oder Gasheizungen) sofort von wirklichen Fachleuten einen Katalog erstellen ließen, wie viel CO2 durch einfache und machbare Maßnahmen von jedem von uns sofort und unschwer eingespart werden könnte. Dazu gehört auch, was die Jugend sicher nicht gerne hört, eine geringere Nutzung des Internet. Ganz im Gegensatz dazu soll die Digitalisierung in den kommenden Jahren sogar noch vorangetrieben werden.
Vor allem sollte jeder von uns, und das möglichst noch heute, so viel Grün wie möglich in seinem Umfeld etablieren. Unsere Gärten und Balkone müssen wieder ihre Funktion als CO2-Speicher und Sauerstofferzeuger ausüben dürfen. Das geht aber nur über mehr Bäume, Sträucher und Blumen, auch wenn das mehr Arbeit bedeutet als zugepflasterte Flächen.
Wir müssen begreifen, dass die endlich zur Kenntnis genommene Tatsache der bedrohten Existenz von Bienen leider nicht durch ein paar werbewirksam ausgestreute Samensackerln gelöst werden kann. Dass es ein Menetekel an der Wand ist, ein ernster Mahnruf zu eigenem, vernünftigem Handeln! Wobei die Betonung auf Vernunft liegt, wenn Österreich nicht in absehbarer Zeit von all jenen Ländern an die Wand gedrückt werden will, für die Überleben nicht mit dem Klima im Zusammenhang steht, sondern mit dem täglichen Erreichen des Existenzminimums.