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Es zählt nur die Qualität!

Es wäre eine stille Revolution, wenn sie nicht wieder verschlafen wird. Um in der Corona-Krise das Musikleben Tirols nicht zum Erliegen zu bringen, haben sich das Land Tirol und der Tiroler Volksmusikverein zusammengetan, um durch die Übernahme von Gagen Wirte zu animieren, traditionelle Volksmusik in ihren Häusern erklingen zu lassen. Wessen Auftritt gefördert wird, entscheidet der Obmann des Volksmusikvereins Peter Margreiter, ein erfahrener Juror, der sich im Gespräch kompromisslos zur Qualität bekennt.

Dass ein solches Bekenntnis vielen anderen Musikanten, die mit ihren teils unsäglichen und vor allem meist viel zu lauten Auftritten nicht nur die Volksmusik an die Wand gelärmt, sondern auch das musikalische Image Tirols erfolgreich ruiniert haben, dagegen protestieren, liegt auf der Hand. Man kann nur hoffen, dass dieser Protest keine Wirkung zeigt!

Denn was auch immer man unter traditioneller Volksmusik verstehen mag: Ihre historische und formale Anbindung an die Klassik, ihre oft kammermusikalische Natur und die herausfordernde Tatsache, dass unplugged gespielt werden muss, sind Basis für eine Qualität, die höchstens noch durch dumme Liedtexte ruiniert wird. Man könnte geradezu ins Schwärmen geraten, wenn man sich vorstellt, wie unsere musikalische Breitenkultur plötzlich klingen würde, wenn etwa auch für Platzkonzerte solch strenge Förderungskriterien zur Anwendung kämen?

Alois Schöpf

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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